Am Sport bin ich
intensiv interessiert. Formel1 steht bei mir an erster Stelle, Fußball kommt
nach dem Bayern-Desaster nur noch an zweiter Stelle, ein wenig Golf spricht
mich auch noch an. Beim Schwimmen faszinieren mich die heutigen,
offensichtlich grenzenlosen Zeiten (und Biedermann), ein paar
Leichtathletik-Disziplinen machen mich an (Ursain Bolt), Boxen mit den
Klitschkos und sogar spannende Übertragungen von Marathonläufen lasse ich
ganz gerne über mich ergehen. Beim Tennis ist für mich Roger Federer der
beste Spieler aller Zeiten und jede Niederlage gegen Nadal schmerzt ein wenig.
Daneben genieß ich noch manchmal im TV Tischtennis (wegen Timo Boll und wegen
dem Chinesen Ma Lin), selbst Radfahren zieh ich mir trotz der Doping-Affairen
rein.
Was mich überhaupt
nicht interessiert, ist heutiges Regatta-Segeln. Das war nicht immer so. Denn: Die
Geschichte des America's Cup endete für mich mit der ersten Niederlage der
Amis nach 132 Jahren, den von den Deutschen gewonnenen renommierten Admirals
Cup gibt es nicht mehr, das Whitbread Race, bei dem auch (fast) reine
Fahrtenyachten teilgenommen haben, wurde zu einem High-Tec-Zirkus mit jeweils
einer Handvoll Renngeräten (die auch schon mal mit Frachter weitertransportiert
werden) und der vor allem durch seine spektakulären Havarien von sich reden
macht. Die Eintonner-Weltmeisterschaft, die mal vom Deutschen Beilken
gewonnen wurde, ist ebenfalls abgeschafft und die olympischen Bootsklassen
langweilen durch ständig wechselnde Besetzung. Es gibt Einhandregatten,
Weltumsegelungen für zwei unter Rennbedingungen, es gibt zuviele
"Top-Ereignisse" und zu wenig Top-Stars - von denen der Sport lebt.
Der Weltmeister im Tischtennis ist der beste Spieler von (vielleicht) 10
Millionen, der beste XY-Segler ist zwar auch Weltmeister, aber eben nur der
beste von vieleicht hundert Seglern. Dafür gibt es im Segeln hunderte von
Weltmeistern - das ödet an.
Von was ich hier nicht
spreche, sind die liebenswürdigen kleinen Vereinsregatten, die Rennen um eine
Klassenmeisterschaft, die früheren Regatten in den klassischen olympischen
Klassen, auch die zahlreichen reinen Fahrtensegler-Regatten
(Ecker-Cup). Was ich damit sagen will: Regattasegeln und Fahrtensegeln
klaffen immer mehr auseinander. Man denke nur an die muskelbepackten
Gorillagruppen, wie sie stupide bei Gischt und Kälte auf der Kante sitzen,
damit die tonnenschwere Kielbombe ein paar Zentimeter tiefer ins Wasser
taucht. Das traditionsbeladene Wort von der "guten Seemannschaft"
würde in diesem Zusammenhang höchstens belächelt.
Fahrtensegeln hat mit
derm heutigen Regattawelt nichts mehr zu tun. Und eine Fahrtenyacht ist im
Vergleich zu einer hochrassigen Renngefährt auf der Wasseroberfläche,
gelegentlich auch in der Luft, soweit entfernt wie ein VW-Käfer
von einem Formel1-Renner. Diesen Autotyp habe ich hier absichtlich erwähnt,
weil unsere Fahrtenyachten in ihrer Entwicklung keineswegs mit einem modernen
Auto standhalten können. Denn was hat sich denn in den letzten 50 Jahren bei
Fahrtenyachten schon geändert? Gut, Elektronik ist im vermehrten Maße
eingezogen, der Computer hat sich auch in die Fahrtensegelei hinein gefressen
und die Kiele sind kürzer geworden, der Kunststoff dünner.
Aber
sonst? Dacron-Segel gab es schon seit 1960, Nirosta war auch damals schon dabei, den
Beschlagsmarkt zu erobern und die sonstigen mechanischen Helferlein, wie
Pumpen, Winschen, Ankerspills waren mit kleinen Abwandlungen dieselben wie
heute. Die heutigen Motoren sind das gleiche Gelumpe wie damals. Ein etwas
zu hartes Urteil? Ich hielt mich mal längere Zeit in einer schönen Marina in
Südsotasien auf, in der an die 250 reine Fahrtenyachten zusammen lagen.
Vorsichtig geschätzt hatten ein Drittel oder fast die Hälfte irgendwelche
Maschinenschäden. Ich wiederhol mich vielleicht: Kennen Sie mehrer Bekannte,
deren Autos Maschinenschaden haben oder hatten?
Freilich, immer wieder
fanden sich in den letzten Jahrzehnten in den einschlägigen
Yachtzeitschriften "wegweisende" Erfindungen. Was ist davon
geblieben? Ein schwedisches Rigg - ich weiß gar nicht mehr, wie das
ausgesehen hat, sollte das normale Slooprigg revolutionieren. Verschwunden!
Das angeblich epochale Äro-Rigg hab ich in der Praxis noch nie gesehen. Masten
sollten unverstagt sein wie auf der Freedom 40 in den späten 70er Jahren und
damit sollte man sogar Regatten gewinnen können? Dem von mir wegen seiner
frechen Schreibe hochgeschätzten YACHT-Journalisten Hans G.Strepp gelang es
sogar, in der genannten Zeitschrift mittels Rechenformeln zu beweisen, dass
Millionen von Stagen auf allen Segelyachten rund um die Welt unnütz seien.
Das Ergebnis dieser revolutionären Erkenntnisse ist in den Yachthäfen zu
bewundern. Also, auch vorbei!
Dschunkensegel
sollten die endgültige Antwort auf das Europäische Rigg sein! Die paar
Yachten, denen es verpaßt wurde, genossen allenfalls Exotenstatus. Keiner
redet mehr von der jahrtausendalten Erfahrung der Seefahrer in China.
Nein, wirklich
geändert - und zumindest in Europa durchgesetzt hat sich nur die Kielform. Der
Kurzkiel ist heute bei neuen Yachten in der überwiegenden Mehrzahl. Zwei
Vorteile seien ihm zugestanden. Er verleiht der Yacht bessere Wendigkeit und
einen haarfeinen Geschwindigkeitsvorteil. Denn noch immer wird der Speed einer
Yacht auch von der benetzten Fläche des Unterwasserschiffs bestimmt. Und das
ist entscheidend - für eine Regattayacht. Oder auch für Charterkunden. Aber was hat eine
reine Fahrtenyacht
davon? Das Ruder ist beim Langkieler dagegen geschützt, ein natürlicher Stauraum
wird dem für eine Langfahrt notwendigen großen Wasser- und Diesel-Vorrat
geboten und - auch so eine Idee, die in diesem Falle allerdings unverständlich
verschwunden ist - man könnte die Batterien, die noch lange Zeit
hauptsächlich aus Blei bestehen bei entsprechender Belüftung tief in den
Kiel einbauen und teures Ballast-Blei im Kiel sparen, sowie den für einen Einrümpfer
wichtigen Gewichtsschwerpunkt nach unten bringen.
Fragt
sich der Autor, wie er gerne heute(!) eine Mono-Fahrtenyacht konzipiert sähe?
Also an erster Stelle ein Langkieler mit geschütztem Ruder müßte es sein, wie er immer noch
in guter alter Tradition von einigen Werften in den USA (die sich ebenfalls
traditionell gegen französische Einflüsse wehren) gebaut wird. Einmaster ist
sowieso selbstverständlich und aus Kunststoff hätte ich's gern, weil heute die Osmose-Probleme offensichtlich
beherrscht werden können. Möglichst wenig Holz soll es sein, also auch kein Teakdeck, und
damit weniger Pflegearbeiten. Als Maschine hätte ich gerne einen
fachmännisch marinisierten Auto-Dieselmotor. Und zwar an einer
gewichtsmäßig günstigen Stelle im Schiff, wobei auch eine hydraulisch
betriebene Wellenanlage, wie sie in Baufahrzeugen auf staubigen Straßen
benutzt wird, sicher am zuverlässigsten ist. Wolfgang Hausner hat übrigens
auf seinem Katamaran eine solche schon fast 20 Jahre in Betrieb - Salzwasser hin
oder her. Warum diese (preiswerte) Technik übrigens wieder aus dem Kleinyacht-Sektor
verschwunden ist, wundert mich. Die Motorenfirma Faryman hat sie nämlich
schon 1969 angeboten.
Bei der Frage nach der
"idealen Fahrtenyacht" fällt immer wieder das Stichwort vom Hybrid- oder Elektro-Antrieb. Vergessen
wir das! Neulich stand im Prospekt einer Auto-Weltfirma(!), dass die Reichweite
ihres Wagens beim Elektroantrieb immerhin von 25 Kilometer auf 50 Kilometer
gesteigert werden konnte. Objektiv gesehen lächerlich bei einer üblichen
Reichweite eines Benziners oder Diesels von 500 Kilometer! Was die
Autoindustrie in den letzten 20 Jahren nicht befriedigend geschaffen hat, wird
in den nächsten Jahrzehnten auf Fahrtenyachten keinen Einzug halten. Finden
wir uns ab, wir werden unser Leben lang Diesel in unsere Fahrtenyachten
pumpen!
Aber, das ist wohl in den Wind gesprochen!