In
den Wind gesprochen (41):
Hochseeyachten
in der Daten-Flut
Nein, das finde ich gar nicht gut, dass beim Trans-Ocean-Verein ein Mitglied
versucht, an die Daten der anderen Mitglieder zu gelangen. Dem großen
Trans-Ocean gehöre ich seit vielen Jahrzehnten an, weil mir die Idee gefällt,
dass sich ein Verein um die Hochseesegler rund um die Welt kümmert und der
Trans-Ocean diese Idee in für seine Mitglieder oft sehr nutzbringender Weise
umgesetzt hat . Viele tausend meist deutsche Hochseesegler sind Angehörige
dieses Vereins und profitieren von dessen Arbeit. Was aber, frage ich mich,
gehen meine Daten irgendein anderes Mitglied an, das nicht im Vorstand sitzt?
Oder eben umgekehrt. Wenn überhaupt jemand alle Mitgliedsdaten sichten (und
verwenden entsprechend dem Vereinszweck) darf, dann sind das nur der Vorstand
beziehungsweise die Angestellten der Verwaltung. Man stelle sich vor, jemand
wird beim ADAC Mitglied und verlangt die Namensdaten der anderen Millionen von
"Vereinskameraden". Ist doch absurd, wenn dies rechtens wäre. Würde
ich mir auch nicht gefallen lassen. Also, hätte man meinen können,
würde die von einem TO-Mitglied eingelegte Klage auf Herausgabe aller
Mitgliedsdaten keinen Erfolg haben.
Irrtum! Das
Gericht gab der Klage recht. Nun passiert ja zunächst gar nichts, wenn ein
untergeordnetes Gericht ein abwegiges Urteil fällt. Dafür gibt es ja
Rechtsmittel, was die mandatierten und auch von meinem Mitgliedsbeitrag bezahlten
Rechtsanwälte schon einlegen werden.
Irrtum!
Denn das mußte ich unlängst in der Vereinszeitung lesen:

Das
hat mich schon sprachlos gemacht. Wieso muss ein anderes Mitglied ohne meine
Zustimmung wissen, dass ich in diesem Verein Mitglied bin, welche
Telefonnummer(n) ich habe, und, vor allem, was ich für ein Schiff besitze? Denn
nach all dem fragt der TO im Aufnahmeantrag! Alle diese Daten werden dann zu
"Mitgliedsdaten".
Wenn
ich ein Schiff im Schiffsregister eintragen ließ, war es früher Praxis des
Registergerichts, die Daten an das Finanzamt weiterzuleiten. Was zur Folge
hatte, dass gelegentlich Schiffseigner vom zuständigen Finanzamt aufgefordert
wurden zu erklären, aus welchen Geldern die Yacht finanziert worden ist.
Diese, wie ich meine, "ungemütliche" Praxis der Registergerichte
wurde inzwischen aufgegeben.
Dass
die Finanz nicht davor zurückschreckt, Daten-CDs mit Bankunterlagen, die
sogar rechtswidrig in den Besitz von Ganoven gelangt sind, für Millionen
aufzukaufen, ist allgemein bekannt. Wenn
einfache TO-Mitglieder einen Rechtsanspruch auf Herausgabe der Mitgliedsdaten
haben, dann kann Herr Finanzinspektor Sorgsam ebenfalls in den Besitz der
Daten-CD des TO kommen. 30 Euro müsste sich der Staat das allerdings kosten
lassen, denn so hoch ist für Herrn Sorgsam der Mitgliedsbetrag beim TO.
Nicht,
dass ich auch nur im Geringsten annehmen würde, ein Segler müsse gegenüber dem Finanzamt ein
schlechtes Gewissen haben. Steuerverkürzung kommt sicher in diesen
Kreisen niemals vor. Doch lästig ist es allemal, dem Finanzamt darlegen zu
müssen,
woher das Geld für die 15-Meter-Yacht stammt, wo doch die letzten Jahre in der
Einkommensteuer-Erklärung immer nur Verluste ausgewiesen wurden.
Auf
den CDs mit den geklauten Konto- und Bankdaten aus der Schweiz waren auch nicht ausschließlich
Steuerhinterziehungen dokumentiert, doch
waren eine Reihe von Konten und Geldbewegungen dabei, die die Behörden zu sehr
unangenehmen Nachfragen veranlasst haben.
Aber
es geht noch einfacher für die Finanz: Sie könnte sich die 30 Euros für Herrn Inspektor
Sorgsam sparen, denn die hochprofessionell programmierte und gewartete TO-Seite (hier)
kann auch so eine lohnende Fundgrube für allzu Neugierige werden. Um eine Yacht
und deren Daten inklusive Eigner zu finden, bedarf es lediglich der Eingabe des
Schiffsnamens oder (!) des Eignernamens.

Das ist alles, um eine
höchst interessante
Detektivsuche zu starten. Beim betreffenden Schiff dann "Details"
anklicken, das macht die Schnüffelei richtig aufschlussreich und könnte Fragen
provozieren, ob denn auch die Mehrwertsteuer bezahlt ist, oder, schlimmer noch,
was denn die Yacht da und dort treibt, wo sie doch
im heimatlichen
Betriebsvermögen aufgeführt wird.
Die
Daten-Ergiebigkeit dieser Seite lässt sich noch steigern: Gibt man nur die
Region ein, in der sich die gesuchten Yachten befinden könnten, zum Beispiel "Mittelmeer",
dann spuckt die Seite satte 229 Yachten (und deren Eigner und viele weitere
Details) aus.

Nun
könnte man hoffen, dass sich die Finanzämter für unser Hobby so wenig
interessieren, dass diese Datenflut uninteressant ist. Aber das wäre naiv,
kennen wir doch alle
die Geschichte, wo das Finanzamt aus dem Senf-Verbrauch die Portionen einer
Wurstbude und damit den wahren Umsatz ermittelt. Um wieviel ergiebiger ist da
die TO-Seite! Allein im Mittelmeer sind es also 229 Yachten, dann kann man doch
davon ausgehen, dass die Zahl der verzeichneten Yachten insgesamt so um die 500
beträgt. Wenn man, um es leichter auszurechnen, bei jeder Yacht einen Wert von nur
hunderttausend Euro (das wäre eine Yacht mit einer Größe von 10 bis 12 Metern
Länge) zugrunde legt, dann kommt
man auf einen Schatz von zig Millionen. Das lohnt!
Und
die Lehre daraus: Wer keine lästigen Fragen beantworten möchte, sollte mit der
Preisgabe eigener Daten extrem vorsichtig sein. Schade, aber das scheint mir
notwendig zu sein.
In den Wind gesprochen?
Bobby
Schenk
zur Home-Page
Page by Bobby Schenk
E-Mail: mail@bobbyschenk.de
URL of this page is www.bobbyschenk.de/n004/inwind41.html
Impressum und Datenschutzerklärung
|