YACHT-Leser fragen, Bobby Schenk antwortet


Lieber Florian Bundschuh,

ich denke, dass sich alle Fahrtensegler mit eigenem Schiff mit dieser Frage schon beschäftigt haben. Trinkwasser ist ja sicher das größte Problem, wenn man mal in die Rettungsinsel müsste. Denn es ist durch nichts zu ersetzen, vor allem nicht durch Zugabe von Seewasser oder den Genuss von Urin, wie zahllose wissenschaftliche Versucher und Untersuchungen dieses Problems zweifelsfrei nachgewiesen haben. Der Mensch kann ohne Nahrung wochenlang überleben, ohne Trinkwasser aber höchstens wenige Tage. Dann krepiert er.

Das Problem bei der Trinkwasserversorgung ist die Menge, die der Mensch zum Überleben braucht. Mehrere Liter am Tage sind notwendig, sodass man sich leicht vorstellen kann, dass die Kapazitäten einer Rettungsinsel schnell erschöpft wären. Jeder, der sich deshalb mental auf einen solchen Seenotfall vorbereitet, kommt dann auch auf die Lösung, zusätzliche Wasserkanister im Falle des Falles in die Rettungsinsel mitzunehmen. Das Problem hierbei: Im Katastrophenfall verliert man allzu leicht die Nerven und dann ist es keineswegs sicher, dass man neben der Rettungsinsel noch weitere Überlebensgegenstände beim Verlassen der Yacht mitnimmt.

Die auf dem Markt befindlichen handbetriebenen Entsalzer könnten da mehr als ein guter Ersatz für separate Wasserkanister sein. Wir haben mal so eine Anlage in der Praxis ausprobiert. Um den Versuch möglichst praxisnah ablaufen zu lassen, waren die Personen in der Rettunginsel (in der heißen Türkei) auf die Handhabung des Gerätes nicht vorbereitet, sondern mussten den noch orginal verpackten Entsalzer zunächst aus seinem Behältnis nehmen, die Gebrauchsanweisung studieren und sodann bestmöglich in Betrieb nehmen.

Wie sich schon nach ein paar Minuten herausstellte, bereitete es keine Schwierigkeiten, den Wassermacher zum Produzieren zu bringen. Ein dünner Schlauch wurde ins Seewasser gelegt, dann die Handpumpe mit ruhigen Schlägen betätigt und schon bald konnte man auf der anderen Seite einwandfreies Süß- oder Trinkwasser wiederum mittels eines Schlauches in einen Becher abtröpfeln oder gleich den Mund damit benetzen. Die Ausbeute überraschte, denn innerhalb von einer knappen Viertelminute, konnte ein Trinkbecher mit Süßwasser gefüllt werden.

Die körperliche Anstrengung war auch in der sommerlichen Hitze kaum spürbar.

Resultat: Von der Ausbeute her war es offenkundig, dass mit diesem kleinsten Handgerät auch vier Personen in einer Rettungsinsel durchaus so gut mit Trinkwasser versorgt werden können, dass jedenfalls Wassermangel nicht zum Problem würde. Die Versuche sprachen auch nicht dagegen, die Trinkwasserversorgung über einen längeren Zeitraum, ja selbst über Wochen hinweg aufrecht zu erhalten.

Wer aber nun glaubt, dass das Miteinpacken eines solchen Entsalzers in die Rettungsinsel die Ideallösung sei, wird möglicherweise enttäuscht. Denn dieses Gerät kann nicht sich selbst auf unbeschränkte Zeit überlassen werden. Ist also nicht unbeschränkt lagerbar. Dies gilt übrigens für alle heutigen Watermaker, die mit einer Membrane arbeiten. Denn nach Gebrauch, würde auf Grund biologischer Vorgänge (Fäulnis) sich die Membrane dauerhaft zusetzen, und somit unbrauchbar. Verhindert kann dies nur mittels einer entsprechenden Chemikalie (Biozid), die diese biologischen Vorgänge nach Möglichkeit unterbindet. Das Problem hierbei: Man geht davon aus, dass diese Zusätze (erhältlich in jedem gut sortierten Zubehörgeschäft, zum Beispiel bei West-Marine) nur für circa 12 bis 14 Monate wirksam bleiben. Nach dieser Zeit müsste der Watermaker wieder in Betrieb genommen und erneut konserviert werden.

Eigentlich sollte das im normalen Einsatz kein Problem sein. Denn die meisten Rettungsinseln sollten ja ohnehin jedes Jahr zur Wartung. Soweit die Theorie und in dieser kann also der Hand-Watermaker mit in die Rettungsinsel durch die Service-Station gestaut werden. Aber: Besonders bei Langfahrtseglern kommt es durchaus vor, dass der vorgeschriebene oder auch nur empfohlene Wartungszeitraum weit überzogen wird und somit auch der Entsalzer unbrauchbar würde.

Dass er sich von vorneherein nicht eignet in eine Rettungsinsel gepackt zu werden, die nur alle drei Jahre in die Wartung muss, liegt auf der Hand.

In diesem Falle kann aber so eine Maschine durchaus zu einer zusätzlichen Gefährdung der zu rettenden Personen werden. Denn die werden sich darauf verlassen, dass ja die Trinkwasserversorgung gesichert sei, und vielleicht deshalb auf die Mitnahem von zusätzlichen Wasservorräten in dei Rettungsinsel verzichten.

Bleibt also dann nichts anderes übrig, als den Wassermacher separat mit in die Insel zu nehmen, wenn Not am Manne ist. Dann aber fragt sich, ob es denn ein paar Plastik-Kanister Wasser nicht genauso so tun?

Mast- und Schotbruch!
Bobby Schenk

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