YACHT-Leser fragen, Bobby Schenk
antwortet
Hallo Herr Arnold,
Meine Empfehlung ist ziemlich
eindeutig:
Da Ihre Frau und Sie ja keine
Teenies mehr sind, rate ich Ihnen dringend vom traditionellen Weg des
Segellernens ab, nämlich Grundscheinlehrgang, A-Schein-Schule und so fort. Wenn
manche das als Voraussetzung nach dem Motto "von der Pike auf..."
ansehen, dann passt dieses Ausbildungsprofil vielleicht für die Kinder, die man
ans Segeln heranführen will, nicht aber auf Sie, die sie ja mit einer
ausgewachsenen 10-Meter-Yacht auf Langfahrt gehen wollen.
Jollensegeln hat nämlich mit Ihren Plänen soviel
zu tun wie Mini-Golf zum Golf. Das was Sie in einer Jolle zeitaufwendig lernen
würden (man denke nur ans Anlegen, Halsen, Mann-über Bord-Manöver), können
Sie bei einer Fahrtenyacht auf dem Meer kaum verwenden. Sie hätten Ihre (Lebens-)Zeit
ziemlich verschwendet.
Genauso rate ich Ihnen von irgendwelchen
Scheinkursen ab - es sei denn, sie bräuchten später unbedingt einen auf Grund
von gesetzlichen Vorschriften. Darin lernen Sie nahezu nichts, was Sie für die
Führung und Beherrschung Ihrer Yacht in der echten Praxis mal benötigen werde.
Ich
empfehle Ihnen dagegen, gleich in die Praxis einzusteigen. Wie? Wenn Sie keine
Bekannten oder Freunde haben, bei denen Sie auf deren Yacht gerne(!) mitsegeln
können, bleibt Ihnen nur als einzige, aber auch als geeignetste Möglichkeit,
bei Chartertörns mitzusegeln. Wohlgemerkt, Sie sollen keine Yacht chartern,
sondern auf einer gecharterten Yacht mitsegeln. Dazu bieten zahlreiche
seriöse(!) Charterfirmen (oder auch die Hanseatische Yachtschule in
Glücksburg, oder die Gesellschaft für Seesegler - GFS und andere)
Einzelbuchermöglichkeiten an. Es gibt für Sie keine bessere Möglichkeit,
einen Einblick zu bekommen, was zur Beherrschung einer Yacht und zur
Durchführung eines Hochseetörns notwendig ist. Und das alles ohne großes
finanzielles Risiko und Verantwortung. Da werden Sie lernen, dass es in der
Hochseepraxis nämlich nur zu 10 Prozent oder so ums eigentliche Segeln geht.
Die übrigen 90 Prozent entfallen aufs Managen einer Yacht in Planungs-,
Ausrüstungs- und Wartungshinsicht, sowie um Hafen- und Ankermanöver, die sich
ganz beträchtlich von Jollensegeln im A-Schein-Kurs unterscheiden.
Am
besten für Ihre Zwecke wäre ein längerer Überführungs-Charter-Törn mit
einem erfahrenen (und auf Wunsch mitteilsamen) Skipper. Konfrontieren Sie ruhig
die Charterfirma mit Ihren Wünschen: "Ich hab keine Ahnung vom
Hochseesegeln, möchte aber auf einem Törn mitsegeln, wo ich möglichst viel
vom Skipper und den anderen Mitseglern lernen kann."
Wenn Sie so einen Törn einmal durchgezogen haben,
mit allen Höhen und kaum vermeidbaren Tiefen, dann wissen Sie genau, ob die
Hochsee-Fahrten-Segelei für Sie das Richtige ist, und ob Sie die nächsten
Jahre damit verbringen wollen. Oder, Sie haben sich eine Menge Zeit und Geld
erspart.
Mit freundlichen Grüßen
Bobby Schenk
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