YACHT-Leser fragen, Bobby Schenk antwortet


Hallo Alfred,

ich bin versucht, Ihnen recht zu geben. Bei Yachten, die ich bisher gesegelt habe, würde ich bei dieser Problemlösung der Alternative "freimotoren" unbedingt und ohne lang zu überlegen den Vorzug geben. Ganz konkret haben Sie bei Ihrer Bavaria 37C  ein Schiffsgewicht von über 6 Tonnen und einen Motor von knapp 40 PS - an die "KW" kann ich mich nicht gewöhnen. Das gibt auf jeden Fall ein Verhältnis von 1 zu 6, also für heutige Zeiten eine vernünftige und gängige Motorisierung.

Das Gegenanmotoren hört erst dann auf, wenn Wind und vor allem auch Seegang die Geschwindigkeit der Yacht derart herabsetzen, dass Sie keine Ruderwirkung mehr haben. Denn ab diesem Zeitpunkt würde der Wind den Bug Ihrer Yacht so wegdrehen, dass Sie jedenfalls "in den Wind" nicht mehr hineinmotoren können.

Wann dieser Zeitpunkt erreicht ist, lässt sich nicht mit einer bestimmten Windstärke angeben, weil man diese Problem immer im Zusammenwirken von Wind und Welle sehen muss. Aber generell kann man sagen: Ab 8 Bft wird es kritisch. Ab da kann(!) helfen, wenn Sie eine ganz minimale Segelfläche zu Hilfe nehmen, damit auch zwar nicht mehr direkt in den Wind motoren, doch mehr Fahrt erzielen können. Aber Achtung: Wenn Sie dann zuviel Lage schieben, besteht die Gefahr, dass in Ihrer Maschine der Ölfilm reißt und Sie ihre Maschine "sauer" fahren. Selbstverständlich, nach Murphy's Gesetz, im unpassendsten Moment!

Wieviel Lage Ihre Maschine in der Praxis verträgt? Darüber geben die Hersteller solcher "Schiffsmaschinen" wohlweislich ungern Auskunft. Da müssten sie nämlich eingestehen, dass ihre Maschinen für die Praxis auf See nur eingeschränkt tauglich sind. Auch ist zu berücksichtigen, dass sich das Schiff unter Motor ja nicht in einer stabilen Lage befindet. In ihrem Fall würde ich aber die Maschine nicht mehr benutzen, wenn Sie soviel Segel führen, dass sie ständig eine Krängung von 30 Grad und darüber haben.

Die generell Auskunft, dass sich Segelyachten unter Segel besser freikreuzen können als unter Maschine rührt aus den "alten Zeiten", die allerdings jetzt schon sehr lange zurückliegen, her. Einst, das war die Zeit der "echten Segler", war man, nicht zuletzt aus finanziellen Gründen der Meinung, dass man die Maschine nur dazu benutzen sollte, um bei Flaute  in den Hafen zu kommen. Dementsprechend hat man vom "Flautenschieber" oder höchstens von der "Hilfsmaschine" gesprochen. Und dazu waren tatsächlich nur ein paar PS vonnöten. In diesen Zeiten hätte man eine Yacht wie die Ihrige mit 10 oder maximal mit 20 PS ausgerüstet - und das wäre unter extremen Bedingungen sicher zu wenig gewesen, um sich damit freizukreuzen. Unter diesen Bedingungen zu versuchen, sich freizusegeln, wäre damals vielleicht die bessere Alternative gewesen.

Eines ist wichtig: Es gibt Bedingungen, wo Segeln schlicht und einfach nicht mehr möglich ist. Wenn mir einer erzählt, dass er mit seiner modernen Fahrtenyacht bei (wahren) 9 Bft unter entsprechend gerefften Segeln und bei entsprechendem Seegang von der offenen See her gegenangeht und hierbei nennenswert Höhe gewinnt, sich also "freikreuzen" kann, dann gebe ich dazu keinen Kommentar ab, denn mit solchen Gesprächspartnern wäre eine Diskussion sinnlos.

Immer Handbreit!

Bobby Schenk

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