YACHT-Leser fragen, Bobby Schenk
antwortet
Sehr geehrter Herr Kyncl,
als
Ferdinand Magellan im Jahre 1520 die nach ihm benannte Seestraße entdeckt
hatte, glaubte man in der Tat, dass damit der Welt-Seeverkehr in Zukunft andere
Dimensionen annehmen würde. Denn die Passage um Kap Hoorn, ein anderer praktikabler Weg für Schiffe in den Pazifik, war
noch nicht bekannt und mit einer Unmenge von Gefahren
verbunden, wobei die eigentliche Rundung des berühmten Kaps nicht die einzige
Hürde gewesen wäre. Obgleich sich zur Unzeit das Kap Hoorn, die Südspitze von
Südamerika gar als unüberwindlich erweisen konnte. Bekannt ist die Geschichte der BOUNTY
unter dem Kommando ihres Kapitäns Bligh, der vergeblich viele Wochen lang
versuchte, ums Kap den Pazifik zu erreichen. Strömung und Stürme aus der
"falschen" Richtung, nämlich aus Westen (wie dort üblich)
verhinderten das, sodass Bligh abdrehte und den wesentlich längeren Weg ums Kap
der Guten Hoffnung wählte.
Nein, die Gefahren für die
damaligen Schiff ohne GPS und erst recht ohne Radar, lauerten zum Beispiel auch
vor der Stadeninsel, auf dem Weg nach Westen ums Kap Hoorn, deren Gestade bei
unsichtigem Wetter und vor allem nachts sich als Falle für hunderte von
Schiffen erwies und vor der Insel den größten Schiffsfriedhof der Welt schuf.
Jedoch, die endlich gefundene
Ost-West-Passage in den Pazifik, die Magellan-Straße erwies sich in der Praxis
nicht als die Ideal-Lösung für die Reise in den Pazifik. Zum einem war sie zu
weit südlich gelegen, zum anderen war sie so verwinkelt, dass die Wegersparnis
nur wenig ins Gewicht fiel. Hinzu kamen die dort üblicherweise herrschenden
Wetterverhältnisse, die in ihrer Heftigkeit dem Wetter am Kap Hoorn nicht viel
nachstanden. Orkanstarke Stürme längs dieser Straße, also mit Düseneffekt, bauten zwar nicht derart
riesige Wellen auf, wie sie gelegentlich von Kap Hoorn auftauchen, doch machten
sie ein Gegenansegeln schon wegen des mangelnden Seeraums unmöglich. Hinzu
kommt, dass die Gewässer vor Kap Hoorn auf dem Weg nach Westen eine Unmenge von
rundum geschützten Ankerplätzen bietet, während man solche in der
Magellanstraße in dieser Anzahl vergeblich sucht. Die Magellanstraße war also
keine Ideallösung.
Warum sie von Yachten heute nicht so
häufig benutzt wird, hat zwei Gründe. Sie kann sich auch heute wie in den
vergangenen Jahrhunderten als mindestens so schwierig erweisen als eine
Kap-Hoorn-Rundung und weist - zu unrecht - nicht den Nimbus einer extrem schwierigen Strecke
auf. Kap Hoorn mit seinen unzähligen Historien gilt halt unter
Seeleuten quasi als der Höhepunkt der Hochseesegelei, quasi als der Mount
Everest. Und den möchte man nach Hause bringen, als "Kap Horniere" oder als
"Kap
Hornier" gelten. Korinthenkacker weisen in diesem Zusammenhang gerne darauf
hin, dass diese Begriffe nur für die Kapitäne von Frachtseglern gelten, die
logischerweise bereits ausgestorben sind, sodass heute niemand mehr sich mit
einem solchen Beitnamen schmücken könnte. Was natürlich Blödsinn ist, denn
auch der "echte" Kap-Hornier-Titel war ja auch nichts anderes als eine
schmückende Beschreibung ohne materiellen Wert, die sich jeder zulegen kann,
falls er dies orginell ader auch imponierend fand.
Zurück zur Seefahrt: Eine Kap-Hoorn-Umrundung
kann vom seemännischen Standpunkt aus
gesehen, kinderleicht sein kann, wenn man die Rundung von einem der nahe
gelegenen, absolut sicheren Ankerplätze aus unter Ausnutzung der Wetterlage vornimmt. Vorausgesetzt, man ist nicht unter Zeitdruck, wartet man ein Hoch ab,
das zwischen den pausenlos daherwandernden Tiefs garantiert kommt, dann kann man
mit leichten Winden, oder gar mit Flauten rechnen, die den nachfolgenden
20-Meilen-Törn (oder kürzer) zum Küstensegeln degradieren. Nicht umsonst sind
dort einige Rekordleistungen aufgestellt worden, die dem thumben Laien als geradezu
sensationell erscheinen. So wurde die
Horn-Insel mit dem Kajak, auch mit dem
Schlauchboot
umfahren, ja auch umschwommen. Dass dort seit rund 20 Jahren auch regelmäßig Chartertörns
veranstaltet werden, läßt sich leicht aus dem Inseratenteil der
Fachzeitschriften herauslesen.
Anders sieht es aus bei
Kap-Hoorn-Umrundungen, die auf der offenen See von West nach Ost, oder gar auf
der schwierigeren Aussenroute von Ost nach West (die Bligh versucht hatte)
durchgeführt werden. Hierbei kann man zwar an der Südspitze Südamerikas gar
nicht so selten auf Flaute treffen (siehe Foto vom Kap Hoorn im Hintergrund!),
doch ist es ausgeschlossen, dass man während der wochenlangen Reisezeit in den
Brüllenden Vierzigern ungeschoren davonkommt. Und zwar ohne schützendes Land in
Luv.
Mit freundlichen Grüßen
Bobby
Schenk
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