YACHT-Leser fragen, Bobby Schenk
antwortet
10.2.2013
Hallo
Herr
Wirtz,
nein, ich
hoffe nicht, dass ich nur eine Vergangenheit als Einrumpfsegler habe. Denn nach
wie vor stehe ich Monohulls genauso wenig kritisch gegenüber wie den
Mehrrumpfschiffen. In einem aber haben Sie mit Ihrer Frage recht: Mit einem
Mehrrumpfboot ist dieses Problem des quälenden Aufschaukelns am Ankerplatz bei
Dünung nicht so präsent.
Es ist nicht
so, dass noch niemand vor Ihnen sich Gedanken gemacht hat, wie man eine
(Einrumpf-)Yacht in der Dünung beruhigen kann. Schon vor 50 Jahren findet sich
in dem (nicht mehr erhältlichen) Buch von Eric Hiscock "Segeln über
sieben Meere" ein Vorschlag, wie die Schiffsbewegungen gedämpft oder
zumindest auf ein erträgliches Maß reduziert werden können. Indem nämlich an
einem Ausleger ein Widerstand benutzt wird, der unter Wasser soviel Widerstand
bietet, dass die Rollbewegung der Yacht abgebremst wird. Aber durchgesetzt hat
sich das nicht, wie ich auf sicher hunderten Ankerplätzen feststellen konnte.
Ja, ich persönlich habe noch ne eine Yacht beobachten können, die eine solche
Patentlösung praktiziert hat.
 Etwas
anderes ist es bei Motoryachten vom Trawler-Typ. Die benutzen ein ähnliches
System wie Trawler-Arbeitsboote im hohen Norden, speziell in Alaska. Allerdings
ist das System in erster Linie dafür gedacht, in Fahrt die Rollbewegungen zu
reduzieren. Aber, wie man erkennen kann, benutzt die Weltumsegelyacht KOSMOS den
Ausleger auch am Ankerplatz - in der rolligen Bucht auf den Marquesas-Inseln -
siehe Fotos!
Allerdings,
und da unterscheidet sich deren System von Ihren Plänen, diese Trawler tragen
an einem sehr langen Ausleger den Wasserwiderstand, haben also einen
wirkungsvollen Hebelarm. Und da setzt auch meine Kritik an "Ihrem"
System ein. Wenn Sie keinen Ausleger benutzen, wird Ihre Vorrichtung ziemlich
wirkungslos sein und Sie sollten sich überlegen, ob es den Aufwand lohnt. Zumal
Sie vor Anker dann ziemlich "manövrierunfähig" sind. Wenn ein
Ankerplatz mal so rollig ist, ist dieser naturgemäß nicht sehr geschützt; es
besteht also Gefahr, dass Sie bei Winddrehungen den Ankerplatz schleunigst
verlassen müssen. Also Anker auf und dann noch die Gewichte an den Leinen auf
den Seiten bergen! Die viel einfachere Methode, die Rollbewegungen zu bekämpfen
ist, einen Verwarpanker auszubringen und die Yacht gegen die Dünungsrichtung zu
legen. Es besteht aber auch die Möglichkeit, einen Verwarpanker mit dem Beiboot
so auszufahren, dass er auf einer Bordseite angreift. Auch damit können Sie die
Rollbewegungen zumindest teilweise dämpfen. Aber komlett ausschließen, werden
Sie die Rollbewegungen nicht können!
Mit
freundlichen Grüßen
Bobby Schenk
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