YACHT-Leser fragen, Bobby Schenk
antwortet
25.8.2013
Lieber Paul Gaspar,
 das
freut mich, dass Sie dem Rat meines Buches Ankern
gefolgt sind und eine Pallklinke installiert haben. Es ist schon merkwürdig,
dass dieser vergleichsweise preiswerte Ausrüstungsgegenstand heute kaum
mehr auf einer Fahrtenyacht sich findet. Dabei sind deren Vorteile überzeugend,
vor allem, wenn die Ankerwinde stromlos wird oder sonst ihren Geist aufgibt.
Oder, wenn gar keine Ankerwinde vorhanden ist. Eine Pallklinke gehört auf jede
Fahrtenyacht, gleich welcher Größe!
Ihr Vorschlag, die ganze Trosse mit dem
Zweitanker auszufahren, ist zwar zunächst einleuchtend, aber bei näherem
Besehen nicht sehr praktisch. Unabhängig, wo Sie ankern, ist es wichtig,
möglichst manövrierfähig zu bleiben. Somit sollte der Anker schnell
ausgebracht, aber auch beim hastigen Ankeraufgehen zügig wieder eingeholt
werden können. Dies gilt besonders dann, wenn man die sichere Art des Ankerns
mit Zweitanker benutzt. Je nach Platz am Ankerplatz sollte die gesamte
Trossenlänge beim Zweitanker nach Möglichkeit ausgereizt werden. Je länger
die Trosse, desto günstiger für die Haltekraft des Zweitankers ist der
Zugwinkel auf den Anker. Wenn also genug Platz ist, kann man 70 Meter Trosse
ausbringen, auch wenn die Wassertiefe weniger als 10 Meter beträgt. Rudere ich
also mit Beiboot und dem Anker darin gegen Luv (wenn man genug Übung
hat, geht dies auch per Aussenborder), während ein Crewmitglied auf dem Vorschiff die
gesamte Trosse nachgibt, kann ich den Anker dann über Bord geben, wenn ich
möglichst weit vom Schiff entfernt bin.
Würde ich Ihren Vorsachlag übernehmen, also
Trosse und Anker im Beiboot mitzunehmen und mich dann zum Schiff zurücktreiben
zu lassen, würde ich kaum die Strecke vom Anker zum Bug so genau schätzen
können, dass bei Erreichen des Bugs nicht noch Trosse "übrig bleibt"
oder - noch schlechter - die Trosse 20 Meter vor dem Bug zu Ende ist. Im
letzteren Falle heißt das: Anker einholen und Manöver von vorne beginnen.
In jedem Fall ist es wichtig, dass man bei
Ankermanöver so flexibel bleibt wie möglich, dass also Einfachheit
vorherrschen sollte. Dagegen spräche, mit einem Kettenvorläufer zu arbeiten.
Wie soll die Kette ins Beiboot? In einem Kübel? Sie sehen, dann wirds noch
komplizierter. Das Foto links zeigt einen Anker auf einem 15-Meer-Schiff fertig
zum Ausbringen mit einer Ankerboje. Schon ziemlich kompliziert zu handhaben,
oder? Wenn jetzt noch ein Kettenvorläufer als kleiner "Haufen" dazukäme,
würde es vollends unübersichtlich. Dies gilt auch dann, wenn mit verschiedenen
Trossenlängen gearbeitet würde. Was nicht unbedingt notwendig ist, ist
überflüssig.
Dass Ihr Ankergeschirr unter allen Umständen auf
einem sicheren Ankerplatz hält, nehme ich bei Ihrer Sorgfalt an!
Herzlich
Bobby Schenk
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