Sehr
geehrter Herr Lohner,
die
Anführungszeichen bei der "idealen" Langfahrtyacht verraten schon,
dass Sie sich im Klaren sind: Eine absolute Antwort auf diese Frage kann es
nicht geben. Höchstens ein paar Anmerkungen.
Betrachten
wir die Problematik zunächst ohne den (ganz wichtigen) Aspekt der
Finanzierung und der Kosten. Anschließend kann ich mich immer noch fragen:
Kann/will ich mir so eine Yacht leisten?
In
der Szene gibt es alles - von Prunk bis Exotisch

Wenn
man hier an den Küstengewässern segelt, vermag man sich kaum vorzustellen,
welche Boote unter Segeln auf den Weltmeeren unterwegs sind. Sehen wir uns nur
die PETER PAN an, die immerhin von Schweden über Australien nach
Thailand von ihrem nicht so jungen Skipper gesegelt wurde - was, nebenbei
gesagt, für eine meisterliche Seemannschaft spricht. Aber wer von uns würde
sich das schon zutrauen?
Oder
betrachten wir den doch sehr kurzen offenen und zusammenlegbaren Katamaran,
mit dem zwei junge Amerikaner über die Karibik bretterten. Sowas käme
für mich erst recht nicht in Frage, nicht einmal vor einigen
Jahrzehnten. Sie hören schon heraus, dass die Größe einer Yacht von
der Sportlichkeit ihrer Mannschaft abhängt. Auch wenn es mancher
Küstensegler nicht glaubt: In einem bestimmtem Rahmen ist eine Fahrtenyacht umso
einfacher und bequemer zu handhaben, je größer sie ist. Die
Schiffsbewegungen sind naturgemäß ruhiger, der Komfort ist größer und im
Gegensatz zu den Anfangszeiten der Blauwassersegelei benötigen große
Segelflächen keine muskelbepackten Arme mehr. Die mächtigen
Dreigang-Winschen, ob per Hand bedient oder elektrisch/hydraulisch
angetrieben, machen es möglich.
Das
Lebensalter bestimmt mit
Selbstverständlich
gibt es Grenzen nach oben. Denn wir wollen ja unabhängig bleiben auch von
einer "fremden" Crew. Aber innerhalb dieser Bandbreite kann ich mit
Zahlen aufwarten. Die Engländer haben dafür schon vor vielen Jahren eine
Formel gefunden. Sie besagt: Die Länge einer Fahrtenyacht in Fuß soll dem
Alter des Skippers entsprechen. Das kommt den wahren Gegebenheiten schon sehr
nahe. Die meisten Yachten um die 60 Fuß werden von ähnlich alten Skippern
gesegelt. Ausnahmen bestätigen die Regel. In dieser sehr angenäherten Formel
steckt auch der Hinweis, dass größere Yachten auch bequemer sind. Nach unten
gibt es, wie die Peter Pan zeigt, kaum Grenzen, auch wenn mir so ein
Schiffchen immer schon viel zu klein gewesen wäre - unabhängig von meinen
Lebensjahren.

Nach
oben allerdings sieht es anders aus. Yachten über 60 Fuß hätte ich mir
niemals zugetraut, auch und vor allem, jetzt kommt doch das Geld ins Spiel,
wegen der Kosten und Reparaturen, die bei einer solchen Schiffsgröße und
Kompliziertheit einer solchen Maschine unausweichlich sind. Darüber hinaus
braucht es eine (bezahlte) Crew und viele Euros. Sicher sind einige
übergroße Yachten auf den Weltmeeren auch ohne Crew unterwegs, aber sie sind
nicht mal im einstelligen Prozentbereich. Ein Beispiel für diese Außenseiter
ist das Ehepaar, das sich die einstige erfolgreiche (Siegerin beim Whitbread
Race um die Welt) 25 Meter lange Flyer angeschafft hat. Mutig!

Der
Rahmen wird also abgesteckt nach oben, so um die 15 Meter. Und jetzt hilft ein
Blick auf das Bankkonto. Ich persönlich würde mir bis 14 Meter leisten, je
größer umso besser - das Alter macht die Yacht größer. Nach unten, und das
ist wieder ganz subjektiv, wäre bei mir mit neun Metern Schluss gewesen -
wohlgemerkt fürs Blauwassersegeln.
Sicherheit?
Und
die Sicherheit, steigt die nicht mit der Größe einer Yacht? Halten wir doch
fest: Solange eine seegehende Yacht nicht kentern kann und auch ansonsten
nicht sinkt solange die Schale heilbleibt, ist sie nach unseren Maßstäben
"sicher". Dabei spielen ein paar Meter Schiffslänge hin oder her
keine Rolle. Es mag sein, dass einer kleineren Yacht schon wenige
Sturmstärken zusetzen, doch wird dies wegen der heftigen Schiffsbewegungen
mehr subjektiv empfunden. Andererseits ist die kurze Yacht der langen
überlegen, wenn es um die Flexibilität bei Hafenmanövern oder am Ankerplatz
geht.
Anders
allerdings sieht es bei Mehrrumpfbooten aus, die ja konstruktionsbedingt nicht
kentersicher sind. Da sinkt diese Gefahr mit zunehmender Größe, weil das
Kentern eine Folge der Höhe, der Steilheit der See und - nebenbei des Windes
ist. Hier würde ich(!) für mich eine Grenze von 12 oder 13 Meter nach unten
setzen.
Der
Bereich der "besten" Größe ist also ziemlich weit und das ist gut
so, denn es ermöglicht zahlreichen jüngeren Leuten die Welt auf die
schönste aller Reisearten kennen zu lernen, nämlich unter Segel auf den
Ozeanen. Das wünsche ich Ihnen auch.
Herzliche
Grüße
Bobby
Schenk