YACHT-Leser fragen, Bobby Schenk antwortet


12.5.2014

Hallo Jürg,

es ist auf jeden Fall richtig und sinnvoll, sich ein Radargerät zuzulegen. Auf einer 49-Fuß-Yacht sollte es ohnehin die Standardausrüstung sein.

Die vordergründigen Vorteile der  - höheren - Anbringung am Mast, nämlich in Salinghöhe, sind schnell aufgezählt: Größere Reichweite und der hässliche Geräteträger am Heck kann entfallen. Aber bei genauerem Hinsehen gibt es auch Nachteile: Die Schiffsschwankungen durch Rollen und Krängung sind erheblich heftiger als bei der niedrigeren Anbringung auf einem separaten Radarmast am Heck oder an einem Geräteträger, wie sie in den letzten Jahren, vor allem auf Langfahrtschiffen immer mehr Verbreitung gefunden haben. So die Theorie, die Praxis sieht etwas anders aus:

Ich hab extensive Erfahrungen mit beiden Montageorten. Auf meiner 15-Meter-Stahlyacht war ursprünglich die Radarantenne seitlich am Mast über der Saling montiert. Besondere Nachteile, was die Bildqualität anbetrifft, hab ich auch auf hoher See nicht empfunden. Andererseits war diese Anbringung aber auch kein nennenswerter Vorteil, denn die Reichweite von 24 Seemeilen für dieses Yacht-Radar kann bei schwachen Radarechos, wie sie von niedrigen Objekten erzeugt werden, nicht erreicht werden. Und wenn klare Echos aus größeren (und damit höheren) Entfernungen, zum Beispiel von den Felsen vor Dover oder Gibraltar, zurückgeworfen werden. dann würden diese auch von der niedrigeren Antenne am Heck der Yacht empfangen werden können. Schließlich breiten sich Radarechos quasioptisch aus.

Warum habe ich dann die Radarantenne vom Mast zu einem separaten Radarmast am Heck ummontieren lassen? Ausschlaggebend war eine eher harmlos gedachte Bemerkung eines technisch versierten Mitseglers, der beim Anblick der Antenne am Mast gemumelt hat: "Die haben Dir bei der Montage Deinen Mast aber sauber perforiert!" Und tatsächlich - zu beiden Seiten des Montageblechs der "Tortenschüssel" war eine senkrechte Reihe von Nietenlöchern, die mit Sicherheit den Mast geschwächt haben. Vielleicht noch nicht zu Beginn der Reise, aber sicher doch, wenn die Antenne beim Rollen oder Stampfen der Yacht ständig am Aluminium arbeitet. 

Aber dieses Argument hat nur in meinem Fall gezählt, bei einer sachgerechten Montage (Bild) sind solche Gedanken gegenstandslos.

Dass es bei der Mastlösung zu Problemen mit den Segeln oder mit dem laufenden Gut kommen kann, sollte bei sachgerechter Behandlung ausgeschlossen sein. Trotzdem, meinem ehemaligen Mitsegler Trost hat bei seiner Weltumsegelung in den hohen südlichen Breiten mit seiner großen Yacht ein im Sturm außer Kontrolle kommendes Fall die Antenne vom Mast weggerissen.

Und noch eine praktische Erfahrung: Joachim Campe, von Beruf Architekt hatte bei einer sieben Jahre dauernden Weltumsegelung mit seinem Schoner Saint Michel die Radarantenne im Topp (!) des Großmastes montiert und sprach sich trotz der großen Höhe über dem Wasser lobend über die Bildqualität aus.

Eine Ideallösung ist die Anbringung am Mast jedoch nicht. Man wird sich in der Praxis dafür dann entscheiden, wenn sich kein besserer Kompromiss, nämlich hohe Anbringungshöhe (damit keine gesundheitsgefährdende Strahlenproblematik), ruhigeres Bild und größere Reichweite, anbietet. Vor ein paar Jahrzehnten, als die Ketschbesegelung bei größeren Yachten Standard war, hatte idealerweise - der Besanmast die Antenne zu tragen. Heute gibt es kaum noch Mehrmaster.  

In Ihrem speziellen Fall geht es um die Anbringung der Antenne auf einer einmastigen 49-Fuß-Yacht, die auf Langfahrt gehen soll. Ich tendiere dazu, Ihnen die Montage auf einem Radarmast oder einem Geräteträger zu empfehlen. Zwar ist Ihr Mast ausreichend dimensioniert, auch die Antenne tragen zu können, aber optimal ist dies ohnehin nicht - siehe oben. Nun wenden Sie wahrscheinlich ein, dass an einen Geräteträger gar nicht gedacht war. Bis jetzt nicht!

Wenn Sie aber auf Langfahrt gehen, werden Sie schnell erkennen, dass zum Leben auf einer Yacht, die ja nicht jeden Tag an der Steckdose hängt, alternative Stromquellen benötigt werden. Und wohin mit Solarpaneelen, Windgenerator und so fort? Da drängt sich doch eine spezielle Vorrichtung am Heck der Yacht geradezu auf! Von der idealen Anbringung von Davits fürs Beiboot mal abgesehen. Und dann ist dann sicher noch Platz für die Tortenschüssel über den Köpfen der Mannschaft.

Dass bei Blickrichtung der Antenne nach vorne das Bild durch Segel getrübt wird, gilt (in etwas geringerem Maße) auch für die Mastlösung. Eine kardanische Aufhängung der Radarantenne habe ich nie vemißt. Generell sollte man sich bei Benutzung des Radarbildes immer im Klaren darüber sein, dass deutliche Radarechos immer darauf hinweisen, dass diese von einem tatsächlichen Objekt stammen, während die Abwesenheit von Echos keineswegs beweisen, dass "da" nichts ist!

Die Antwort auf Ihre übrige Frage finden Sie am besten in dem gründlichen Radarbuch von Dieter Lunge, das Sie sich hier kostenlos von meiner webseite herunterladen können.

Mit freundlichen Grüßen

Bobby Schenk

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