Hallo
Jürg,
es
ist auf jeden Fall richtig und sinnvoll, sich ein Radargerät zuzulegen. Auf
einer 49-Fuß-Yacht sollte es ohnehin die Standardausrüstung sein.
Die
vordergründigen Vorteile der - höheren - Anbringung am Mast, nämlich in Salinghöhe, sind
schnell aufgezählt: Größere Reichweite und der hässliche Geräteträger am
Heck kann entfallen. Aber bei genauerem Hinsehen gibt es auch Nachteile: Die
Schiffsschwankungen durch Rollen und Krängung sind erheblich heftiger als bei
der niedrigeren Anbringung auf einem separaten Radarmast am Heck oder an einem
Geräteträger, wie sie in den letzten Jahren, vor allem auf Langfahrtschiffen
immer mehr Verbreitung gefunden haben. So die Theorie, die Praxis sieht etwas
anders aus:
Ich
hab extensive Erfahrungen mit beiden Montageorten. Auf meiner
15-Meter-Stahlyacht war ursprünglich die Radarantenne seitlich am Mast über
der Saling montiert. Besondere Nachteile, was die Bildqualität anbetrifft,
hab ich auch auf hoher See nicht empfunden. Andererseits war diese Anbringung
aber auch kein nennenswerter Vorteil, denn die Reichweite von 24 Seemeilen
für dieses Yacht-Radar kann bei schwachen Radarechos, wie sie von niedrigen
Objekten erzeugt werden, nicht erreicht werden. Und wenn klare Echos aus
größeren (und damit höheren) Entfernungen, zum Beispiel von den Felsen vor
Dover oder Gibraltar, zurückgeworfen werden. dann würden diese auch von der
niedrigeren Antenne am Heck der Yacht empfangen werden können. Schließlich
breiten sich Radarechos quasioptisch aus.
Warum
habe ich dann die Radarantenne vom Mast zu einem separaten Radarmast am Heck
ummontieren lassen? Ausschlaggebend war eine eher harmlos gedachte Bemerkung
eines technisch versierten Mitseglers, der beim Anblick der Antenne am Mast
gemumelt hat: "Die
haben Dir bei der Montage Deinen Mast aber sauber
perforiert!" Und tatsächlich - zu beiden Seiten des Montageblechs der
"Tortenschüssel" war eine senkrechte Reihe von Nietenlöchern, die
mit Sicherheit den Mast geschwächt haben. Vielleicht noch nicht zu Beginn der
Reise, aber sicher doch, wenn die Antenne beim Rollen oder Stampfen der Yacht
ständig am Aluminium arbeitet.
Aber
dieses Argument hat nur in meinem Fall gezählt, bei einer sachgerechten
Montage (Bild) sind solche Gedanken gegenstandslos.
Dass
es bei der Mastlösung zu Problemen mit den Segeln oder mit dem laufenden Gut
kommen kann, sollte bei sachgerechter Behandlung ausgeschlossen sein.
Trotzdem, meinem ehemaligen Mitsegler Trost hat bei seiner Weltumsegelung in
den hohen südlichen Breiten mit seiner großen Yacht ein im Sturm außer
Kontrolle kommendes Fall die Antenne vom Mast weggerissen.
Und
noch eine praktische Erfahrung: Joachim Campe, von Beruf Architekt hatte bei einer sieben Jahre dauernden Weltumsegelung mit
seinem Schoner Saint Michel die Radarantenne im
Topp (!) des Großmastes montiert und sprach sich trotz der großen Höhe
über dem Wasser lobend über die Bildqualität aus.

Eine
Ideallösung ist die Anbringung am Mast jedoch nicht. Man wird sich in der
Praxis dafür dann entscheiden, wenn sich kein besserer Kompromiss, nämlich
hohe Anbringungshöhe (damit keine gesundheitsgefährdende
Strahlenproblematik), ruhigeres Bild und größere Reichweite, anbietet. Vor
ein paar Jahrzehnten, als die Ketschbesegelung bei größeren Yachten Standard
war, hatte idealerweise - der Besanmast die Antenne zu tragen. Heute gibt es
kaum noch Mehrmaster.
In
Ihrem speziellen Fall geht es um die Anbringung der Antenne auf einer
einmastigen 49-Fuß-Yacht, die auf Langfahrt gehen soll. Ich tendiere dazu,
Ihnen die Montage auf einem Radarmast oder einem Geräteträger zu empfehlen.
Zwar ist Ihr Mast ausreichend dimensioniert, auch die Antenne tragen zu
können, aber optimal ist dies ohnehin nicht - siehe oben. Nun wenden Sie
wahrscheinlich ein, dass an einen Geräteträger gar nicht gedacht war. Bis
jetzt nicht!
Wenn
Sie aber auf Langfahrt gehen, werden Sie schnell erkennen, dass zum Leben auf
einer Yacht, die ja nicht jeden Tag an der Steckdose hängt, alternative
Stromquellen benötigt werden. Und wohin mit Solarpaneelen, Windgenerator und
so fort? Da drängt sich doch eine spezielle Vorrichtung am Heck der Yacht
geradezu auf! Von der idealen Anbringung von Davits fürs Beiboot mal
abgesehen. Und dann ist dann sicher noch Platz für die Tortenschüssel über
den Köpfen der Mannschaft.
Dass
bei Blickrichtung der Antenne nach vorne das Bild durch Segel getrübt wird,
gilt (in etwas geringerem Maße) auch für die Mastlösung. Eine kardanische
Aufhängung der Radarantenne habe ich nie vemißt. Generell sollte man sich
bei Benutzung des Radarbildes immer im Klaren darüber sein, dass deutliche
Radarechos immer darauf hinweisen, dass diese von einem tatsächlichen Objekt
stammen, während die Abwesenheit von Echos keineswegs beweisen, dass
"da" nichts ist!
Die
Antwort auf Ihre übrige Frage finden Sie am besten in dem gründlichen
Radarbuch von Dieter Lunge, das Sie sich hier
kostenlos von meiner webseite herunterladen können.
Mit
freundlichen Grüßen
Bobby
Schenk