YACHT-Leser fragen, Bobby Schenk antwortet


23.5.2014

Sehr geehrter Herr Grosche,

Ihre Frage bezieht sich zwar auf Katamarane, doch gelten die Argumente Für und Gegen ein Ankerspill am Heck einer Fahrtenyacht sowohl bei einer Einrumpfyacht, als auch bei einem Katamaran. Eines gleich vorweg: Bei Yachten "unserer Größe" - unter 15 Meter Länge - halte ich nichts von einer Ankerwinde am Heck. Warum? Geankert wird in erster Linie wohl zu 99 Prozent mit Kette, höchstens mit ein paar Meter Trossenvorlauf. Also: Aufschießen, Fallen Anker!

Wenn in nicht sehr häufigen Fällen Leinen dann ein zweiter Anker vom Heck aus ausgebracht werden soll, so wird dieser zweckmäßigerweise mit Trosse versehen sein. Und für deren Belegen oder Dichtholen reicht jede Winsch an Bord. Am Heck mit einer Kette zu Ankern, wenn vorne schon der Anker mit Kette auf Grund ist, ist so gut wie ausgeschlossen. Denn in diesem Moment ist die Yacht, von kleineren Richtungskorrekturen mal abgesehen, so gut wie manövrierunfähig. Natürlich kann das Schiff in engen Grenzen (soweit es der Schwojkreis mit dem Hauptanker vorne zulässt, die Position der Yacht auf ein paar Meter verändert werden, aber in der Praxis hat dies, von Sonderfällen, keine Bedeutung.

Sicher, es kann manchmal wünschenswert sein, dass das Heck einer Yacht nach Luv schaut. Das ist dann der Fall, wenn in den Tropen die Hitze im Schiff unerträglich wird, weil durch das Vorluk kaum ein Windhauch eingefangen wird. Dann kann man daran denken, die Yacht mit dem Heck in den Wind zu drehen. Doch dies würde nicht mit einem Anker plus Kette am Heck der Yacht durchgeführt werden, sondern man wird versuchen, die bereits vom Vorschiff ausgebrachte lange Kette per Hand oder mit Leinenhilfe zum Heck zu bringen und sie achtern zu belegen.

Das alles heißt nicht, dass man nicht auch vom Heck einer Yacht einen Anker ausbringt, der am besten schon am Heck befestigt ist - siehe Foto. Aber dies geschieht eben, siehe oben, mit Trosse, weil ein Anker mit Kette nicht ausgefahren werden kann. Das Beiboot würde durch das Gewicht der Kette nach ein paar Meter immer wieder zur Yacht hingezogen werden. Also Trosse über eine Winsch.

Gerade ein Katamaran sollte eine gute Möglichkeit haben, beim Anlegen das Heck mittels Zug zu kontrollieren. Und das nicht nur beim im Mittelmeer beliebten "römisch-katholischen"Anlegemanöver (Buganker und Achterliene zur Pier). Nein, auch bei vielen gängigen Anlegemanövern mittel Eindampfen in die Vorspring bleibt letztlich das Heck ein paar Meter von der Pier entfernt. Hierbei ist dann eine Heckleine zum Steg eine große Hilfe, die allerdings, vor allem bei ablandigem Wind, einigen Kraftaufwand erfordert. Bei meinem fast 15 Meter langen Kat habe ich deshalb schmerzlich eine, am besten elektrische, Winsch vermisst. Sie hätte mit macnhen Schweißtropfen in heissen Gegenden erspart. Deshalb empfehle ich statt eines Ankerspills eine elektrische Winsch, wobei der Schaltknopf in wenigen Dezimeter Höhe angebracht werden sollte, sodass dieser mit dem Knie und die Leine mit den Händen kontrolliert werden kann.

Ein weiteres Argument gegen ein Ankerspill sollte dann also keine Rolle mehr spielen. Man würde einen geeigneten Platz, speziell am Heck eines Katamarans (siehe Fotos!) gar nicht finden, wo eine Kette frei auslaufen könnte, wo das Fundament strak genug ist, und wo die Funktion des Beibootträgers oder der Badeplattform nicht beeinträchtigt ist.

herzlich

Bobby Schenk

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