Sehr
geehrter Herr Grosche,

Ihre
Frage bezieht sich zwar auf Katamarane, doch gelten die Argumente Für und
Gegen ein Ankerspill am Heck einer Fahrtenyacht sowohl bei einer
Einrumpfyacht, als auch bei einem Katamaran. Eines gleich vorweg: Bei Yachten
"unserer Größe" - unter 15 Meter Länge - halte ich nichts von
einer Ankerwinde am Heck. Warum? Geankert wird in erster Linie wohl zu 99
Prozent mit Kette, höchstens mit ein paar Meter Trossenvorlauf. Also:
Aufschießen, Fallen Anker!
Wenn
in nicht sehr häufigen Fällen Leinen dann ein zweiter Anker vom Heck aus
ausgebracht werden soll, so wird dieser zweckmäßigerweise mit Trosse
versehen sein. Und für deren Belegen oder Dichtholen reicht jede Winsch an
Bord. Am Heck mit einer Kette zu Ankern, wenn vorne schon der Anker mit Kette
auf Grund ist, ist so gut wie ausgeschlossen. Denn in diesem Moment ist die
Yacht, von kleineren Richtungskorrekturen mal abgesehen, so gut wie
manövrierunfähig. Natürlich kann das Schiff in engen Grenzen (soweit es
der Schwojkreis mit dem Hauptanker vorne zulässt, die Position der Yacht auf
ein paar Meter verändert werden, aber in der Praxis hat dies, von
Sonderfällen, keine Bedeutung.
Sicher,
es kann manchmal wünschenswert sein, dass das Heck einer Yacht nach Luv
schaut. Das ist dann der Fall, wenn in den Tropen die Hitze im Schiff
unerträglich wird, weil durch das Vorluk kaum ein Windhauch eingefangen
wird. Dann kann man daran denken, die Yacht mit dem Heck in den Wind zu
drehen. Doch dies würde nicht mit einem Anker plus Kette am Heck der Yacht
durchgeführt werden, sondern man wird versuchen, die bereits vom Vorschiff
ausgebrachte lange Kette per Hand oder mit Leinenhilfe zum Heck zu bringen und
sie achtern zu belegen.

Das
alles heißt nicht, dass man nicht auch vom Heck einer Yacht einen Anker
ausbringt, der am besten schon am Heck befestigt ist - siehe Foto. Aber dies geschieht eben, siehe oben, mit Trosse, weil ein Anker
mit Kette nicht ausgefahren werden kann. Das Beiboot würde durch das Gewicht
der Kette nach ein paar Meter immer wieder zur Yacht hingezogen werden. Also
Trosse über eine Winsch.
Gerade
ein Katamaran sollte eine gute Möglichkeit haben, beim Anlegen das Heck
mittels Zug zu kontrollieren. Und das nicht nur beim im Mittelmeer beliebten
"römisch-katholischen"Anlegemanöver (Buganker und Achterliene zur
Pier). Nein, auch bei vielen gängigen Anlegemanövern mittel Eindampfen in
die Vorspring bleibt letztlich das Heck ein paar Meter von der Pier entfernt.
Hierbei ist dann eine Heckleine zum
Steg eine große Hilfe, die allerdings, vor
allem bei ablandigem Wind, einigen Kraftaufwand erfordert. Bei meinem fast 15
Meter langen Kat habe ich deshalb schmerzlich eine, am besten elektrische,
Winsch
vermisst. Sie hätte mit macnhen Schweißtropfen in heissen Gegenden
erspart. Deshalb empfehle ich statt eines Ankerspills eine elektrische Winsch,
wobei der Schaltknopf in wenigen Dezimeter Höhe angebracht werden sollte,
sodass dieser mit dem Knie und die Leine mit den Händen kontrolliert werden
kann.
Ein
weiteres Argument gegen ein Ankerspill sollte dann also keine Rolle mehr
spielen. Man würde einen geeigneten Platz, speziell am Heck eines Katamarans
(siehe Fotos!) gar nicht finden, wo eine Kette frei
auslaufen könnte, wo das Fundament strak genug ist, und wo die Funktion des
Beibootträgers oder der Badeplattform nicht beeinträchtigt ist.
herzlich
Bobby
Schenk