Hallo
Erwin,
aber
selbstverständlich kann ich Dir zu etwas raten:
Zu
ein
bisschen mehr Respekt und Demut vor der Natur! So locker mal "sicher und
sportlich" um die Welt sausen, ja, das hätten wir alle gerne. Du
schreibst, als ob es um einen Tagesausflug am Vatertag ginge. Aber, ohne die Sache zu dramatisieren, eine Weltumsegelung ist mehr als
das. Auch wenn die Vielzahl der heute durchgeführten Umrundungen vermeintlich
so ein Unternehmen zu einer mehr oder weniger sportlichen (Dein Worte)
Exkursion degradieren.
Noch
immer, und so wird es auch bleiben, ist eine Weltumsegelung eine jahrelange,
ununterbrochene Beschäftigung und Auseinandersetzung mit der Natur und der
Bootsbautechnik, genauer gesagt, mit der Schiffsausrüstung. Jedenfalls bei
privaten Welt-Törns. Und die sichere Führung der Yacht ist ein Handwerk, das
einen bestimmten Zeitaufwand erfordert, um es zu erlernen. Wenn Du damit
angefangen hast, erst dann, kannst Du Dir ein eigenes Bild davon machen, worauf
es bei der Auswahl eines Schiffes ankommt. Es hat wenig Sinn, sich bei
Bekannten (woher beziehen die ihr Wissen?) durchzufragen, welches Schiff für
eine sichere und "sportliche" (was ist das?) Weltumsegelung in Frage
kommt. Als "sportlich" aus meiner Sicht, bezeichne ich übrigens
jede Weltumsegelung, ob mit einem Racer Tagesetmale von über 500 Seemeilen
abgerissen werden, oder ob jemand mit einem Neun-Meter-Schifferl jahrelang um
die Welt trödelt. Denn irgendwann auf einem so langen Törn geht es bei den
unvermeidlichen Stürmen nicht nur körperlich, sondern auch seelisch hart zu.
Die
Auswahl der in Frage kommenden Schiffe, Katamarane natürlich (Deine
Vorstellung!), zeigt schon,
dass Du ganz am Anfang Deiner Lehrzeit als Weltumsegler stehst. 12 oder 15
Meter sollen es sein? Das ist so, wie wenn man einen Autoverkäufer nach einem
Rally-Auto oder einem Wohnwagen fragt. Alu oder Epoxy stehen auch zur Auswahl. Warum
glaubst Du, bauen renommierte Werften ihre Schiff aus Kunststoff, andere aus
Metall? Die Frage gilt auch bei Mehrrumpfbooten. Die Antwort ist sicher
vielschichtig und nicht mit ein paar Sätzen zu beantworten. Aber man kann
davon ausgehen, dass jeder Schiffbauer eine Menge sehr guter und nicht nur
geschäftlicher Gründe hat, wie er sein Schiff baut. Keine Ahnung, welche der
Gründe für Dich als Käufer bei der Auswahl zutreffen würde.
Nein,
wenn Du einen gutgemeinten Rat (schließlich hast Du mich ja gefragt) hören
möchtest: Du wirst nicht darum rumkommen, Dir selbst eine fundierte(!)
Meinung zu bilden. Und das geht nicht, indem Du Dich nur bei Bekannten,
Verkäufern oder in Segelforen rumhörst, sondern, indem Du in die
Fahrtenseglerszene einsteigst. Dazu gehört an erster Stelle, dass Du mal auf
einem Segelschiff längere Zeit mit fährst. Wenn Du zum Beispiel auf
einem Überführungstörn einer Chartergesellschaft wochenlang teilgenommen
hast, kannst Du Dir schon Antworten auf einen Teil der Fragen selber geben.
Und Deine Antworten werden - im Gegensatz zu den vorurteilsschwangeren Auskünften
Deiner Bekannten - gut begründbar sein.
Alles
Gute! Und wenn Du an dem Thema dranbleibst und Dich nicht nur durchfragst,
hast Du schöne Jahre vor Dir.
Beste
Grüße
Bobby Schenk