YACHT-Leser fragen, Bobby Schenk antwortet


28.7.2014

Sehr geehrter Herr Boehrer,

Ich muss Sie enttäuschen. Warum sollte sich da etwas geändert haben? Nach wie vor herrschen auf einer Langfahrtyacht physikalische Gesetze. Und die laufen im Endeffekt darauf hinaus, dass man auch auf einem windgetriebenen Fahrzeug, wie es nun ein Segelschiff ist, nichts an Energie geschenkt bekommt. Der Steckdosenstrom zu Hause verleitet viele dazu, auf einem Segelschiff an Geschenke der Natur zu glauben. Im Gegensatz zu daheim, wo man mit dem Energieproblem höchstens beim Bezahlen der monatlichen Stromrechnung konfrontiert wird, ist man auf einer Yacht in den Energiegewinnungsprozess physikalisch, und damit spürbar, eingebunden.

Zu deutsch: Nichts wird geschenkt. Da ändern auch, und die schon gar nicht, "Werbebotschaften". Beim Wellengenerator lässt man unterwegs die Welle der Maschinenanlage im Fahrtstrom mitlaufen. Die Energie wird dann von einer angeflanschten Lichtmaschine (=Generator) in Strom verwandelt und in die Batterie eingespeichert. Das ganze funktioniert, wäre mir(!) aber zu teuer. Und zwar nicht bei den Anschaffungskosten.

Die Argumente gegen Wellengeneratoren gelten nach wie vor und sind durch keine Firma außer Kraft zu setzen, schon gar nicht durch phantasievolle Werbebotschaften von Firmen, die mir unter dem Namen "Watt & Sail" unbekannt sind. Nachteile sehe ich insbesondere neben den von Ihnen erwähnten Punkten insbesondere darin, dass man auf die Funktionsfähigkeit der Wellenanlage angewiesen ist. Wie Praktiker im Langfahrtsegeln bestätigen können, ist die Maschinenanlage auf einer Yacht keinesfalls mit dem Antrieb in einem Kraftfahrzeug zu vergleichen, was die Zuverlässigkeit anbetrifft. Da sind wir Stadtmenschen in unseren Autos verwöhnt. Wessen Automotor ist schon mal kaputt gegangen? Bei einer Yacht ist das etwas ganz anderes, auch wenn der Urlaubssegler, der im Jahr höchsten 100 Betriebsstunden seinem Diesel aufbrummt, das nicht so recht glauben kann. Ich hab mich mal in einer Marina mit lauter Blauwassersegler, sicher über 100 an der Zahl, aufgehalten. Zeitweise wurde an einem Drittel aller dortigen Yachten an der Maschinenanlage herumrepariert.

Abgesehen davon, dass es kaum noch eine moderne Segelyacht gibt, wo man einen Wellengenerator installieren könnte (Saildrive!), bin ich lieber bei der Stromerzeugung von meiner Maschinenanlage völlig unabhängig und "baue" mir einen Schleppgenerator ein, der nach ähnlichem Prinzip wie ein Wellengenerator funktioniert, aber von meiner Maschine plus Stopfbuchse völlig unabhängig arbeitet, keinerlei Wartung, sowie aufwändige Installation bedarf und völlig lautlos ist - siehe Foto.

Im Übrigen, das wird jeder erfahrene Blauwassersegler bestätigen, entstehen Energieversorgungs-Engpässe nicht so sehr unterwegs, sondern vor allem, wenn eine Yacht ohne Landstrom Wochen- ja Monate lang am Anker hängt- und damit keine Fahrt durch Wasser macht.

Mit freundlichen Grüßen
Bobby Schenk

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