Sehr
geehrter Herr Boehrer,
Ich
muss Sie enttäuschen. Warum sollte sich da etwas geändert haben? Nach wie
vor herrschen auf einer Langfahrtyacht physikalische Gesetze. Und die laufen
im Endeffekt darauf hinaus, dass man auch auf einem windgetriebenen Fahrzeug,
wie es nun ein Segelschiff ist, nichts an Energie geschenkt bekommt. Der
Steckdosenstrom zu Hause verleitet viele dazu, auf einem Segelschiff an
Geschenke der Natur zu glauben. Im Gegensatz zu daheim, wo man mit dem
Energieproblem höchstens beim Bezahlen der monatlichen Stromrechnung
konfrontiert wird, ist man auf einer Yacht in den Energiegewinnungsprozess
physikalisch, und damit spürbar, eingebunden.
Zu
deutsch: Nichts wird geschenkt. Da ändern auch, und die schon gar nicht,
"Werbebotschaften". Beim Wellengenerator lässt man unterwegs die
Welle der Maschinenanlage im Fahrtstrom mitlaufen. Die Energie wird dann von
einer angeflanschten Lichtmaschine (=Generator) in Strom verwandelt und in die
Batterie eingespeichert. Das ganze funktioniert, wäre mir(!) aber zu teuer.
Und zwar nicht bei den Anschaffungskosten.
Die
Argumente gegen Wellengeneratoren gelten nach wie vor und sind durch keine
Firma außer Kraft zu setzen, schon gar nicht durch phantasievolle
Werbebotschaften von Firmen, die mir unter dem Namen "Watt
& Sail" unbekannt sind. Nachteile sehe ich insbesondere neben den
von Ihnen erwähnten Punkten insbesondere darin, dass man auf die
Funktionsfähigkeit der Wellenanlage angewiesen ist. Wie Praktiker im
Langfahrtsegeln bestätigen können, ist die Maschinenanlage auf einer Yacht
keinesfalls mit dem Antrieb in einem Kraftfahrzeug zu vergleichen, was die
Zuverlässigkeit anbetrifft. Da sind wir Stadtmenschen in unseren Autos
verwöhnt. Wessen Automotor ist schon mal kaputt gegangen? Bei einer Yacht ist
das etwas ganz anderes, auch wenn der Urlaubssegler, der im Jahr höchsten 100
Betriebsstunden seinem Diesel aufbrummt, das nicht so recht glauben kann. Ich
hab mich mal in einer Marina mit lauter Blauwassersegler, sicher über 100 an
der Zahl, aufgehalten. Zeitweise wurde an einem Drittel aller dortigen Yachten
an der Maschinenanlage herumrepariert.
Abgesehen
davon, dass es kaum noch eine moderne Segelyacht gibt, wo man einen
Wellengenerator installieren könnte (Saildrive!), bin ich lieber bei der
Stromerzeugung von meiner Maschinenanlage völlig unabhängig und
"baue" mir einen Schleppgenerator ein, der nach ähnlichem Prinzip
wie ein Wellengenerator funktioniert, aber von meiner Maschine plus
Stopfbuchse völlig unabhängig arbeitet, keinerlei Wartung, sowie aufwändige
Installation bedarf und völlig lautlos ist - siehe Foto.
Im
Übrigen, das wird jeder erfahrene Blauwassersegler bestätigen, entstehen
Energieversorgungs-Engpässe nicht so sehr unterwegs, sondern vor allem, wenn
eine Yacht ohne Landstrom Wochen- ja Monate lang am Anker hängt- und damit
keine Fahrt durch Wasser macht.
Mit
freundlichen Grüßen
Bobby Schenk