Moin,
1)
Behörden - Nein, banal ist Ihre Frage nach dem Zoll nicht, denn
damit beginnt ja die schönere Zeit beim Langfahrtsegeln, nämlich am
Ankerplatz oder im Hafen. Allerdings kann eine generelle Auskunft nicht
gegeben werden. Denn es kommt auf die Vorschriften des jeweiligen Landes, auch
über die Behandlung von Yachten, an. An manchen Plätzen kümmert sich
niemand um die gelbe Flagge (falsch genannt: "Quarantäneflagge").
Und tagelang hört man dann die Frage, wann man die gelbe Flagge endlich
herunternehmen kann. In Australien zum Beispiel ist es (war es?) unbedingt
notwendig, seine Ankunft lange zuvor schon per Email zu avisieren und die
Schwierigkeiten können enorm sein, wenn man sich darauf beruft, dass man das
nicht gewusst habe. An vielen Plätzen kommen die offiziellen, einzeln oder im
Pulk (Immigration, Gesundheit und Zoll) bevor auch nur der Anker gefallen ist,
zur Yacht am Ankerplatz herausgefahren. Und an anderen Plätzen lassen die
Offiziellen die Neuankömmlinge schmoren, oft tagelang, währenddessen man
nicht an Land, auch nicht zu anderen Yachtnen mit dem Beiboot verkehren darf.
Über all dieses sollte man sich vor der Ankunft im Internet vergewissert
haben. Nahezu jedes Land hat inzwischen einen Internet-Auftritt, wo man sich
zuverlässig informieren kann, vor allem über den letzten Stand der Dinge.
Vorsicht vor anderen Auskünften (auf privaten Internetseiten,
Törnberichten), die Vorschriften können sich schnell ändern. Von meinen
früheren Besuchen in Französisch Polynesien wussten Karla und ich, dass die
Franzosen und der Gendarm es nicht so genau nehmen und sich praktisch nur für
Waffen und Munition interessieren würden. Als wir dann Jahre später wieder
mal auf den Marquesas-Inseln 800 Meilen von der Hauptinsel Tahiti entfernt
einklarierten und die Frage, was zu verzollen ist, harmlos wie immer mit
"Nothing" beantworteten, wussten wir nicht, dass inzwischen das
riesige Areal (so groß wie Europa) ein Zollboot abgraste. Eines Tages war es
dann so weit. Ein Zollkommando, bestehend aus zwei Franzosen und einem
Tahitianer enterte am Ankerplatz unsere THALASSA und ließ uns ungerührt
Flasche für Flasche abzählen. Erst mein naives Angebot, alles zu verzollen,
stimmte den Chef (mit der gefaxten Kopie unserer Ankunfts-Zollerklärung
in der Hand) versöhnlich: "You would have tears in Your eyes!". Man
beließ es dann mit der Versiegelung der Schnapsvorräte. Mein jahrelanges
gehegtes und gepflegtes (Vor-)Urteil über die(!) Franzosen änderte sich von
diesem Moment an in "äußerst sympathische Menschen".
Eines
ist allgemein aber in jedem Fall richtig: Man sollte Schiffszertifikate,
Kopien der Crewlisten, der Reisepässe, die Führerschein(e) und sonstigen
Zeugnisse, und ein Verzeichnis der kompletten Elektronik in unbegrenzten
Mengen vorrätig haben, denn nicht an jedem Platz hat man Zutritt zu einem
Kopierer. Melden Sie sich immer über UKW bei den Hafenbehörden an, wenn Sie
sich in UKW-Reichweite befinden. In vielen Fällen erledigt das auch das
Marina-Büro, wenn Sie die darum bitten.
Und
auch das gilt: Bordfrauen tun sich immer leichter im Umgang mit teilweise
ruppigen Behörden. Es fällt uns daher kein Zacken aus der Krone, wenn Ihre
wunderbare Frau in den Crewlisten an erster Stelle als Captain steht und Sie
unter der Überschrift "Crew" als ferner liefen angegeben sind.
2.
Kinder - Ich habe keine Kinder und maße mir deshalb zu dieser
Frage kein Urteil an. Schwimmen sollten sie auf jeden Fall können, nicht, um
beim Überbordgehen (was niemals passieren darf) länger überleben zu
können, sondern weil der Spielplatz der Hafen oder der ankerplatz sein wird,
wo Schwimmkünste ein Überlebens-Muß sind. Zu dieser Frage kann Ihnen nur
jemand zuverlässig Auskünfte und lebensnotwendige Anregungen geben, der selbst
mit kindern auf Langfahrt war. Sehen Sie mal auf meiner Seite Who-who-im-Weltumsegeln,
wo inzwischen über 70 Weltumsegler verzeichnet sind. Sie finden dort eine
Reihe von Eltern, mit denen Sie Kontakt aufnehmen können. Die sind sicher
gerne zu authentischen Auskünften bereit. Oder kommen Sie in mein
nächstes Blauwasserseminar!,
wo auch eine Weltumsegler-Familie mit Kind, dem damaligen "Opfer"
(siehe Foto) unter den Referenten sein wird.
3)
Navigation - Vergessen Sie, was Sie über das für Yachten
sündhaft teure Trägheitsnavigatonssystem (IRS) wissen - ich hab noch nie
eines auf Yachten auch nur gesehen. Heute ist GPS in der Navigation das Maß
aller Dinge. Und das reicht auch, ohne Wenn und Aber. Ich verfolge die
Entwicklung der Funknavigation seit 30 Jahren, hab auch Bücher darüber
geschrieben, und bin zu dem Schluss gekommen, dass Versagen des GPS über ein
längere Zeit hinweg so gut wie noch nie weltweit vorgekommen ist, akute
Kriegsgebiete vielleicht ausgenommen. Das Argument mit den ausgelaufenen
Batterien, der Elektronik, die versagen kann, ist kindisch, wernn Sie einige
GPS-Empfänger (fünf vielleicht) an Bord haben. Jedes billige GPS, das die
Position nach geographische Länge und Breite weltweit anzeigen kann
(Auto-Navi, Armbanduhr, Fotoapparat, Golfuhr, Marine-GPS, Wander-Navi,
Smartphone und so fort) reicht für die weltweite Fahrt leicht aus.
Eine
Gefahr allerdings gibt es und darf nicht verschwiegen werden. Desaströser
Blitzeinschlag in die Yacht (ich hab über ein Handvoll solcher Fälle auf
diesen Webseiten berichtet) können die gesamte Elektronik lahmlegen. Vorsorge
ist vielleicht, das GPS-Gerät in einen
faradayschen Käfig (Backrohr, Blechbüchse) auf standby halten. Aber ein
hundertprozentiger Schutz ist dies auch nicht. Dann werden Sie sich als
Berufspilot mit dem ATPL und einem billigen Plastik- oder Papp-Sextanten auf
hoher See weiterhelfen können. In meinem Buch Astronavigation - 14.Auflage
steht alles drin, damit könnten Sie nach einem Tag Üben mit Hilfe der Sonne
weiternavigieren - wie es bis vor drei Jahrzehnten Standard, und zwar ohne
Redundanz, unter allen
Blauwasserseglern war.
Gute
Fahrt
Bobby
Schenk