YACHT-Leser fragen, Bobby Schenk antwortet


1.8.2015

Sehr geehrter Herr Dr.Peters,

damit sich da kein Irrtum einschleicht: Ich habe einen Katamaran für die Ostsee allein aus dem Grund für möglicherweise ungeeignet erklärt, weil das Liegeplatzproblem sehr schwer zu lösen ist: Nehmen Sie Ihre Schiffsgröße: Ein 50-Fuß-Katamaran hat eine Breite von mindestens sieben, wenn nicht gar acht Metern! Wenn Sie damit in einen durchschnittlichen Ostseehafen, in dem vor allem Yachten um die und unter 10 Metern Länge liegen, einlaufen, machen Sie sich von vorneherein nicht besonders beliebt.

Das hat aber mit den Segeleigenschaften oder dem Verhalten einer Yacht im Seegang nichts zu tun. Im Wattenmeer hätte ich nur bei einer Yacht mit großem Tiefgang Bedenken. Weil ihr Aktionsraum dann doch eingeschränkt ist.

Aber bei einem normal seetüchtigen Mehrrumpfboot neueren Datums aus einer Qualitätswerft  würde ich nicht zögern, etwa auf der Ostsee, der Nordsee und auch auf dem Wattenmeer zu segeln. Bei letzterem sind sogar zwei Eigenschaften eines Katamarans von Vorteil: Der geringe Tiefgang und - in den meisten Fällen - die Fähigkeit problemlos trocken fallen zu können.

Die Befürchtung, dass bezüglich des Seeverhaltens hier Einschränkungen zu machen sind, ist grundlos. Der Katamaran wird ähnlich sicher sein wie ein Einrumpfboot, bis auf die Tatsache, dass er natürlich unter ganz extremen Bedinungen kentern kann. Aber solange diese Gefahr nicht besteht, ist er ebenso tüchtig auf den genannten Gewässern wie ein Einrumpfboot.

Es werden gerne den verschiedenen Gewässern bestimmte Eigenschaften des Seegangs und der Wellenform etc nachgesagt. Bei einer vor vielen Jahren sehr populären 10-Meter-Yacht, der Arpege aus Frankreich, ist oben in Norddeutschland das Gerücht umgegangen, dass sie mit der kurzen Ostseewelle nicht zurecht kommt. So eine Aussage überzeugt mich nicht, denn jedes Meer kann je nach Bedingungen verschiedene Wellenformen erzeugen. Es kommt halt darauf an, wieviel Fetsch dem variabel starken Wind zur Verfügung steht. Dass im Wattenmeer keine solchen Wellen wie im offenen Ozean, wo der Seegang sich über viele hundert Meilen ungestört durch Landmassen aufbauen kann, entstehen können ist schon klar, andererseits können unter bestimmten Bedinungen, zum Beispiel in Landnähe auch in den berüchtigten Gewässern um Feuerland herum, sich Seen wie in der Ostsee, wie in der Nordsee sowieso oder auch wie im Wattenmeer bilden.

Manchmal drängt sich mir der Verdacht auf, dass mit der Zuschreibung eines bestimmten Seegangs einem Meer eine höhere Gefährlichkeit verliehen werden soll. Wie sagte mir ein Spaziergänger auf der Pier, der uns  nach absolvierter Weltumsegelung die Leinen annahm: "Wissen Sie, ich segle auf der Möhnetalsperre, wer dort segeln kann, kann überall segeln."

Grüße aus Bayern!
Bobby Schenk 

 

 

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