YACHT-Leser fragen, Bobby Schenk
antwortet
4.1.2016
Hallo Gerhard,
es
ist sicher richtig, dass Sie sich Gedanken um den Kompaß machen. Nach wie vor
ist die Kompaßrose schlechhin die Mutter aller Navigationsinstrumente ist.
Nicht vielen ist bekannt, dass auch in den modernsten Passagierflugzeugen, die
sicher unendlich viel mehr Elektronik an Bord haben wie wir auf unseren Yachten
das erste Bezugsinstrument ein Magnetkompaß ist. Wenn Sie mal beim Einsteigen
in so einen Flieger die Piloten fragen, wo denn der Kompaß sei, werden die
meisten Ihren Blick durchs Cockpit schweifen lassen und dann Ihnen einen kleinen
Magnetkompaß unter den Instrumenten oder direkt vor der Nase zeigen.
Leider
kümmern sich nicht mehr viele Yachtnavigatöre um die Magnetrose und steuern
munter nach GPS durch die Gegend. Dabei vergessen sie, dass das GPS eigentlich
gar kein Kompass ist, das gaukeli Ihnen die Elektronik nur vor. Tatsächlich
sind sie dazu aber nur in der Lage, wenn Sie in Bewegung sind. Denn das
"Wunder" GPS besteht darin, dass diese Geräte, die ja auch im Navi,
im Smartphone oder in mancher Uhr enthalten ist, lediglich einen sehr genauen
Ort auf der Erde angeben kann. Und der angezeigte Kompaß wird aus der Richtung
zwischen dem jetzigen und des vorigen Standortes berechnet.
Der
Magnetkompaß dagegen richtet sich nach den auf ihn einwirkenden Magnetströmen.
Und das sind nicht nur die magnetischen Feldlinien auf der Erdoberfläche,
sondern auch eine Kraft, die nach unten wirkt, die Inklination. Je nach
geographischer Breite, auf der sich das Schiff befindet, mehr oder weniger
stark. Die Kompasshersteller versuchen diese ungewollt so erzeugte Neigung der
Kompaßrose durch Gewichtung auszugleichen. Da aber die Inklination auf der Erde
verschieden stark ist, wird dies immer ein Kompromiß sein, je nachdem, wo man
sich gerade befindet. So kommt es, wie Sie ja richtig anmerken, dass ein in
Europa gekaufter Kompass schon in Neuseeland eine starke Neigung hat. Man
könnte dies dadurch ausgleichen, dass man sich mit mehreren verschiedenen
Kompassen eindeckt.
Theoretisch!
In der Praxis wird man die verstärkte Neigung der Kompassrose eben hinnehmen,
denn solange sie nach wie vor frei drehen kann, läßt sich auch die Richtung
ganz gut ablesen. Heute erst recht, denn man wird auf einer Langfahrtyacht nicht
regelmäßig hinterm Kompass die Richtung peilen, sondern sich in erster Linie
von elektronischen Insdtrumenten leiten lassen und nur hin und wieder die
Richtigkeit des Kurses am Kompass ablesen.
Die
Fots von den Kompassen sind in Tahiti auf einer deutschen Yacht aufgenommen, die
gerade auf dem Weg zur Osterinsel und danach zum Kap Hoorn war. Wie man sieht,
wollte der Skipper diese Kompaase auch in den hohen südlichen Breiten benutzen,
wofür sie nicht gebaut waren. Im übrigen zeigen die Fotos, dass Kugelkomasse
der geneigten Kompassrose durchaus Bewegungsfreiheit bieten. Ich habe auf
unserer Weltumsegelung und auch später in Polynesien und Kap Hoorn den früher
beliebten Sestrel Moore aus England benutzt, also keinen Kugelkompass, habe aber
nie erlebt, dass die Rose hängen geblieben ist.
Immer
eine genaue Position
wünscht
Ihnen Bobby Schenk
zur Home-Page
Page by Bobby Schenk
E-Mail: mail@bobbyschenk.de
URL of this Page is: https://www.bobbyschenk.de/quest/f320
Impressum und Datenschutzerklärung
|