Besucher fragen, Bobby Schenk
antwortet
23.02.16
Sehr
geehrter Herr Fahr,
alle
Achtung! Sie gehören heute einer Minderheit von Fahrtenseglern an, die sich,
jedenfalls hier in Deutschland, noch Gedanken um die Deviation, also um die
Ablenkung eines Kompasses durch Metzall an Bord macht. Die meisten vertrauen eh
nur noch ihrem Plotter: Der, mit GPS im Hintergrund, wirds schon richten.
Dabei
rühren Sie an einem uralten Problem: Während für den fix eingebauten
Haupt-Kompass, dem Steuerkompass, die Deviation vergleichsweise leicht
festgestellt werden kann, schließlich ist er ja stationär eingebaut, lässt
sich die Deviation für einen Peilkompass schlecht ermitteln, da dieser ja
beweglich, also auf verschiedenen Standorten zum Peilen benutzt wird. Rein
theoretisch kann man auch für einen Peilkompass die Deviation feststellen, also
auch eine Deviations-Kurve, beziehungsweise - Tafel ermitteln, muss aber bei
Verwendung derselben dann sicherstellen, dass immer von demselben Platz aus
gepeilt wird. Denn die Deviation, also die Ablenkung des Magnetkompasses durch
Metallteile auf der Yacht gilt ja nur exakt für den Ort auf dem Schiff, wo sie
einmal festgestellt wurde - und, das ist für die Bantwortung Ihrer Frage
wichtig, für die jeweilige Peilrichtung.
Wie
aber nun wird der Grad der Ablenkung ermittelt? Ganz einfach, durch Vergleich
der (mißweisenden) Soll-Peilung mit der am Kompass abgelesenen Peilung. Müßte
die Peilung laut Karte also 300 Grad betragen und zeigt der Kompass 310 Grad an,
beträgt die Ablenkung durch Magneteinflüsse der Yacht (Metallteile) eben 10
Grad. Nebenbei, die Deviation auf einem Stahlschiff kann durcdhaus mal 50 Grad
betragen, auf einem Kunststoffschiff sollte sie unter 10 Grad sein, wenn man
nicht gerade neben dem Kompass Lautsprecher zur Beschallung des Rudergängers im Cockpit eingebaut hat.
Zur
Feststellung dre Deviation benötigt man also die rechtweisende Richtung zum
Peilobjekt. Dann kann man diese mit der aus der Seekarte ausgelesenen Mißweisung
zur mißweisenden Peilung machen und mit der Kompasspeilung vergleichen, was
dann die Deviation ergibt. Und das sollte in einer Gebrauchsanweisung zu einem
Peilkompass auch drinstehen.
Der
Denkfehler, den Sie machen steckt in dem Satz: "Wenn man eine Landmarke anpeilt und dann das Schiff dreht, ändert sich doch die Peilung! Wo weiß man denn dann her, ob der
Peilkompass dabei abgelenkt wird oder nicht?" Sie verwechseln das. Wenn man
mit einer Peilscheibe ein Landobjekt ins Visier nimmt, ändert sich die Peilung,
präzise gesagt, die Schiffseitenpeilung. Dies wäre bei einer Peilung mit einer
Pailscheibe (siehe Foto) der Fall. Der (Magnet-)Peilkompass, auf ein Peilobjekt an Land gerichtet, wird immer die
gleiche Peilung ergeben, wenn keine Deviation gegeben ist, und zwar unabhängig
vom Kurs der Yacht.
Die
Gebrauchsanweisung enthält also keinen Denkfehler, aber eine unbewußte
Irreführung. Denn zunächst denkt man bei einer solchen Anweisung, sie diene
dazu, die Deviation für den Peilkompass festzustellen. Tatsächlich ist sie
offensichtlich dafür gedacht, herauszufinden, wie hoch die Deviation für den
fest eingebauten Steuerkompass ist. Ganz lebensnah ist dies aber nicht, denn
hierbei wird davon augegangen, dass es auf der Yacht einen Platz gibt, von dem
aus auf allen Kursen gepeilt werden kann und auf allen Kursen keine Deviation
vorhanden ist. Auf einem GfK-Schiff nicht unwahrscheinlich, auf einem Stahlschiff so gut wie ausgesachlossen.
Freundliche
Grüße
Bobby Schenk
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