Besucher fragen, Bobby Schenk antwortet


15.1.17

Hallo,

um's gleich vorweg zu nehmen, Sie interessieren sich für ein wunderschönes, äußerst romantisches Hobby, das entscheidend vielfach in die Menschheitsgeschichte eingegriffen hat. Wenn es die Navigation mit Sonne, Mond und Sternen und dazu einen Sextanten in den Händen der alten Seefahrer nie gegeben hätte, dann würde es unsere Erde mit ihrer Einteilung in verschiedene Länder ebenfalls so nicht geben.

Leider hat man noch vor ein paar Jahrzehnten die Astro-Navigation ziemlich geheimnisvoll mit vielen Formeln verklärt, wahrscheinlich um das tägliche Brot für die Lehrer auf den Seefahrtsschulen zu sichern. In Wirklichkeit ist diese Navigation kindisch einfach, wenn man sich auf die praktischen Bedürfnisse beschränkt.

Ich habe eine vierjährige Weltumsegelung, so wie viele meiner Vorgänger,  ausschließlich mit astronomischer Navigation gemeistert - und damit alle Ziele erreicht, in Sichtweite an Riffen und Untiefen vorbei. Wahrscheinlich habe ich mehrere tausend Mal Gestirne gemessen, dabei immer ein gutes Gefühl bezüglich meiner Position gehabt, und dieses Gefühl hat sich immer als richtig erwiesen.

Danach ist mir aufgegangen, dass diese "Wissenschaft" so einfach ist, dass man getrost weitgehend auf Formeln, gar auf trigonometrische, verzichten kann und mit dem kleinen Einmaleins wunderbar aus- und um die Welt herum kommt. Auf Grund dieser Erkenntnis habe ich damals (zum Ärger von so manchem Navigationslehrer) das Buch ASTRONAVIGATION  geschrieben. Ich bin für meinen Mut, alte Zöpfe abzuschneiden, mit hunderttausend verkauften Exemplaren allein in Deutschland (in vierzehn Auflagen) belohnt worden. Umso ärgerlicher ist es, wenn jetzt wieder, wie vor einem halben Jahrhundert auf die alten, in der Praxis längst überholten Formeln zurückgegriffen wird, die den Zugang zu dieser wunderbaren Navigationsart nur erschweren und den Segler verwirren.

Ich erwähne mein Buch deshalb, weil Sie dort alles Notwendige an Wissen finden, was zur Ausübung der Astronavigation notwendig ist. Die einfachste Methode, seinen Schiffsort mit Gestirnen zu bestimmen (ausschließlich damit haben zahlreiche, vor allem amerikanische Segler die Welt umsegelt) ist die Mittags-Breite und -Länge. Das reicht in der Praxis auf allen sieben Meeren aus. Dies gilt erst recht, wenn Sie das Ganze nur als Hobby betreiben. Wenn da beispielsweise in Veröffentlichungen von Theoretikern mit Lichtbrechung, Dip, Kimmtiefe und dergleichen herumgerechnet wird, dann wird der Praktiker fragen: "Wozu brauch ich das, wenn das alles in den Zahlen 10, 11 oder 12 enthalten ist?"

Dabei ist ja alles, der gesamte einfache Rechengang mit Plus und Minus so primitiv, dass mancher das im Kopf herausfinden kann: Um die Mittagszeit, also, wenn die Sonne auf Ihrem höchsten Punkt steht, wird der Winkel zwischen Sonne und sichtbarem Horizont gemessen und daraus unter Berücksichtigung der Höhe der Sonne (steht im Jahrbuch für jeden Tag) die Schiffsbreite (Mittagsbreite) berechnet. Dann wird mit zwei weiteren Messungen der exakte Mittagszeitpunkt nach UTC (früher "Grennwich mean time", welche identisch ist mit der Londoner Zeitzone) festgestellt, daraus und aus der Sonnenlänge aus dem Jahrbuch die Schiffslänge (Mittagslänge aus zwei gleichen Höhen = Noon Longitude by equal altitudes) und dann die Schiffsposition komplett nach Länge und Breite ermittelt. Im Großen und Ganzen ist dieses das gleiche Prinzip, mit dem das GPS arbeitet, nur dass sich dieses System an Satelliten und die Astro an unseren natürlichen Sternen orientiert. Freilich, beim GPS geht es wegen der Kompliziertheit der (Laufzeit-)Berechnunge nicht ohne Computer, bei der Astro reicht der gesunde Menschenverstand.

Nicht mal das (notwendige) Nautische Jahrbuch (oder Nautical Almanac) muss man kaufen, es kann billigst aus dem Internet runtergeladen werden, dann haben Sie sich schon 35 Euro gespart, zum Beispiel auch hier! Und wenn sie die wenigen Rechenschritte bei der Mittags-Breite und - Länge schrecken sollten, dann können Sie das auch den einfachen Computerprogrammen überlassen, die sie im Internet finden. Aber achten Sie darauf, dass solche Progamme nur von erfahrenen Praktikern erstellt sind, die mindestens ein paar hundert Mal im Ernstfall auf hoher See die Schiffsposition mit dem Sextanten ermittelt haben. Die YACHT hat mal solche Programme getestet, was zu dem Ergebnis geführt hat, dass selbst Programme aus bekanntem Haus nicht nur ungenau, sondern regelrecht falsch gerechnet haben.  

Was unverzichtbar ist , das haben Sie ja schon festgestellt, ist ein Sextant, nichts anderes als ein genaues Winkelmessinstrument. Sie fragen, wie genau der sein muss?

Vergessen wir mal die Genauigkeit beim Gps mit angeblich 10 Metern. Auch der Könner wird mit dem Sextanten keine garantierte(!) Genauigkeit von besser als einer Seemeile bei gutem Wetter oder drei Seemeilen bei bewegter See oder trübem Himmel ermitteln können. Das reicht zum Landfall auf der anderen Seite des Ozeans völlig, und dann könnte man ja auf terrestrische Navigation übergehen. Ein guter Metallsextant (siehe den Bobby-Schenk-Sextanten auf dem Foto) verfügt über eine Messgenauigkeit(!) von circa +/- 0,2 Winkelminuten, also einer Fünftel Seemeile. Ein billiger, oder sagen wir mal "preiswerter", denn billig sind die schon lange nicht mehr, hat dagegen "nur" eine Messpräzision von vielleicht einer Seemeile (Winkelminute). Selbst mit einer Ungenauigkeit von 10 Seemeilen würden Sie Barbados auf der anderen Seite des großen Teichs noch finden. Wie Sie sehen, gibt es keinen Grund, allein deshalb einen teuren Metallsextanten zu benutzen.

Allerdings ist das Messen mit einem "teuren" Sextanten wesentlich bequemer - und letztlich auch deshalb genauer. Manche Sextanten aus Plastik oder auch aus Pappe haben nämlich kein Fernglas, was allein schon die Messung, vor allem bei "kleinen" Gestirnen, deutlich erschwert, unter Umständen sogar unmöglich macht. Der Hauptvorteil aber ist der bei Metallsextanten übliche Vollsichtspiegel, der das Messen ungeheuer erleichtert. Denn beim Vollsichtspiegel sehen Sie sowohl die Sonne als auch den Horizont als Ganzes, sodass es ein Kinderspiel ist, die Sonne (oder den Mond) auf den Horizont, der quer durch das ganze Bild verläuft, zu setzen. Ich habe, nachdem ich zum ersten Mal den Vollsichtspiegel vor den Augen gehabt habe, nie mehr den halben Spiegel (den ich aus alter Anhänglichkeit auch dabei hatte) mehr benutzt. Gerade der Anfänger im Messen hat damit einen Riesenvorteil gegenüber dem angeblich professionellen halben Spiegel. Allerdings gibt es jetzt auch schon Plastiksextanten mit Vollsichtspiegel, zu einem solchen würde ich dann dringend raten.

Was Sie weiter zu Ihrem Hobby brauchen, ist natürlich ein Horizont, denn immer wird in der Astronavigation der Winkel zwischen dem Gestirn und der "Kimm" gemessen. Diese hat absolut waagrecht, sozusagen ein Strich zu sein, und diese Verhältnisse finden sie eben nur auf dem Wasser. 

Unter günstigen Bedingungen würde der Horizont auf einem See (netürlich  besser am Meer) reichen, wenn dieser im Süden mindestens drei Seemeilen entfernt liegt und Sie sich mit dem Sextanten so an die zwei oder drei Meter über dem Wasser befinden. Sie sehen schon, dass da in Deutschland nicht sehr viele Binnenseen in Frage kommen. Wunderbar wäre es zum Beispiel, wenn Sie mal einen Chartertörn oder gar eine Kreuzfahrt machen und da den Sextanten mitnehmen würden. Zur Not aber können Sie auch ohne den weit entfernten Horizont das Messen (und Rechnen) einer Standlinie (Linie, auf der Sie sich befinden) durchführen, wenn Sie einen künstlichen Horizont benützen. Den können Sie leicht selbst darstellen, indem Sie einen flachen Teller mit (am besten dunklem) Öl benutzen.  

Also, kaufen Sie sich ruhig einen Plastiksextanten!

Aber, das möcht ich doch nicht verschweigen, es gibt auch die Möglichkeit, kostenlos zu einem weißen Bobby-Schenk-Sextanten zu kommen. Indem Sie am nächsten und letzten Bobby Schenk's Blauwasserseminar - (siehe hier) teilnehmen, wo gerade dieses weiße Präzisionsgerät im Wert von ungefähr 2000 Euro unter den Teilnehmern verlost wird.

Ich wünsche Ihnen immer eine gute Position!
Bobby Schenk

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