Du hast schon recht mit Deinem "Zufall". Da bespreche ich ein neues
Computerprogramm für bewegte Hafenmanöver, in diesem Fall "Anlegen am
Steg bei ablandigem Wind" - siehe
hier - , das ich weder vorher
bei anderen in Natura gesehen habe noch in der gesamten deutschsprachigen Literatur finde und dann erscheint auf YACHT-Online genau
zur selben Zeit das gleiche Manöver in Form eines Lesertipps (siehe hier!), unterscheidet sich
allerdings von"meinem" in einem ganz wesentlichen Punkt. Auf YACHT-Online wird das Manöver
"Anlegen bei ablandigem Wind mittels Mittelspring" mit auflandigem Ruder
angelegt, beim Manöver, wie es in der einmaligen Software
"Skipper-Trainer" von
Michael Menard gefahren wird, mit ablandigem Ruder. Die wichtigere Frage allerdings
ist dann, welches der beiden Manöver
sicher und damit das richtige ist? Ich denke, da lässt sich eine Antwort finden:
Auf der Zeichnung des Lesertipps (links - von YACHT-Online) wird nach dem Ausbringen der Spring auf die Mittelklampe oder auf die Winsch das Ruder gelegt und zwar landeinwärts. Im grafischen Manöverablauf
auf dem sensationellen Hafenmanöver-Simulator von Michael Menard (Blue2.at - Skipper
360.at) wird ebenfalls das Ruder zum Längseitsgehen gedreht, aber zum
Schluss ablandig, also
vom Steg weg.
Da es Michaels Programm erlaubt, Hafenmanöver mit eigenen Parametern (Wind, Gas, Ruderlage) zu simulieren, spielen wir halt
mal beide Möglichkeiten
durch, wobei wir uns hier das vorhergehende Rückwärtsfahren zur Pier zum Belegen einer
Mittelspring sparen:
Im ersten Video
benutzen wir bei mittlerem Wind das Ruder auflandig, so wie auf der
YACHT-Seite abgebildet:
Nach
dem Zurückdampfen gegen den Wind wird vom Heck aus eine Leine zum Steg
ausgebracht und als Mittelspring belegt.
Sodann dampft die Yacht mit
mittlerem Gas in die Mittelspring ein, die Yacht beginnt sich flott zu drehen -
trotz des ablandigen Windes - und kollidiert am Vorschiff mit der Pier, wenn
das Manöver nicht abgebrochen wird.
Das
sieht gar nicht gut aus, zumal auf der Zeichnung beim Lesertipp keine Fender
ausgebracht sind. Sicher, man könnte dann schon irgendwie anlegen wenn der Bug
sehr gut abgefendert wäre. Aber wir machen uns anschließend noch eine Menge
zusätzlicher Arbeit, bis es letztlich gelingen wird, die Yacht schön längsseits zu bekommen. Mühen unter
den Kommentaren der Zuschauer, die wir uns
hätten ersparen können, wenn wir mit ablandigem Ruder gefahren wären!
Beim
nächsten Video, so wie es der Simulator von Michael Menard empfiehlt (rechts), wird nämlich genau das Gegenteil
gewählt, der Rudergänger legt nach
einem kurzen auflandigen Ruderschlag zum Erreichen der Schräglage gegenüber
dem Steg für fast die gesamte Dauer des Manövers das Ruder
vom Steg weg, also ablandig. Schauen wir, was passiert:
Nach dem Losdampfen wird
das Ruder landeinwärts gelegt, um den Angriffswinkel der
Mittelspring wirksamer zu erzeugen.
Anschließend legt der
Rudergänger das
Ruder von der Pier weg. Wo es dann für das ganze Manöver verbleibt.
Sachte legt sich die Yacht
dann automatisch längsseits an die Pier, ohne mit dem Vorschiff zum Steg zu
drehen!
Das Ruder bleibt
also bis zum Schluß ablandig
und die Yacht liegt unaufgeregt am Ende des Manövers schulmäßig parallel zum Steg, fertig
um Leinen zu übergeben
und festzumachen!
Nun
könnte
man auf die Idee kommen, diese Software sei auf solch schöne und bequeme Lösungen hin
programmiert (man kennt solche Tricks ja von unserem Vorzigekonzern VW, dem
"verlässlichen Patner für alle Lebenslagen") und es würde so augenscheinlich
klappen. Nein, denn das Programm
arbeitet mit den auftretenden Kräften und bewegt danach nach physikalischen
Naturgesetzen die Yacht auf dem Bildschirm. Das läßt sich leicht durch
unbestechliche Filmaufnahmen aus der Hafenpraxis beweisen. Der professionelle Drohneneinsatz
gibt uns einen Einblick in das Manöver, wie er zum Beispiel durch Zeichnungen
nie erreicht werden kann:
Auf
diesen beiden Filmsequenzen ist deutlich zu sehen, dass das Manöver nach dem
Schräg-/Parallelstellen der Yacht zur Pier mit ablandigem Ruder durchgeführt wird.Bei der zweiten Filmsequenz
mit stärkerem ablandigem Wind verläßt der Rudergänger sogar den Ruderstand,
die Maschine legt die Yacht mit ablandigem Ruder automatisch längseits an die
Pier. Elegant!
Wie
von Zauberhand ist die Yacht hier "einhand" angelegt worden, dank des
ablandigen Ruders und ein wenig Spielerei am Gashebel und am Ruder.
Ein wirklich
sensationelles Programm für PC, Tablet oder Smartphone zum Lernen, Üben und
sich auf die Bordpraxis preiswert (um die 25 Euro) vorbereiten.
Deshalb
ist das Arbeiten, besser gesagt "Spielen" mit diesem Simulator wesentlich
effektiver und einprägsamer als die Benutzung eines Lesebuchs über
Hafenmanöver, weil man hier sofort die Auswirkungen der unrichtigen
Durchführung eines Hafenmanövers bildhaft vor Augen geführt bekommt. Es ist
so wie beim Fliegen: Man lernt ungleich besser am Simulator als aus einem Buch.
Dieses Programm ist derzeit einzigartig und ich habe deshalb den Autor (der auch
vielbesuchte Skippertrainings durchführt) in die erlesene Runde von Referenten
bei meinem nächsten (und letzten) Bobby
Schenk's Blauwasserseminar aufgenommen.