Besucher fragen, Bobby Schenk antwortet

Hallo Kurt,

Ihre Frage ist keineswegs "seltsam". Ganz im Gegenteil. Ich wundere mich, dass sie ich in den vergangenen 20 Jahren, in denen ich diese Webseite "pflege", noch nie gestellt bekommen habe!

Und das, obwohl der Beantwortung dieser Frage schon große Bedeutung zukommt.

Unter Langfahrtseglern ist bekannt (auch wenn man das nicht an die große Glocke hängt), dass während tagelanger oder wochenlange Hochseetörns, zum Beispiel bei Überführungstörns, die meiste Zeit der größte Teil der Überfahrt in der Koje zugebracht wird. Sei es, dass man nach ermüdenden Nachtwachen "auf Vorrat" Kräfte sammeln möchte, sei es, dass aus Langeweile, sei es, um der Seekrankheit nach Möglichkeit auszuweichen oder gar, weil man im bereits "seekrank" ist. Denn jeder, der das schon mal mitgemacht hat, wird bestätigen, dass Liegen oder noch besser Schlafen (so man das bei den Schiffsbewegungen kann) das Ertragen der Seekrankheit erleichtert.

Deshalb, auch aus  Bequemlichkeit - wer ist wohl nicht an einer guten Schlafmöglichkeit auf tagelangen Hochseetörns interessiert - kommt der Wahl, wenn man sie hat, eines ruhigen Schlafplatzes erhebliche Bedeutung zu.

Die Frage lautet daher, welche Kojen die bequemsten sind. Die Antwort ist leicht: Diejenigen, die am ruhigsten sind, nicht unbedingt nach der Lautstärke (Hochseesegeln bei rauem Wetter ist lärmend), sondern von den Bewegungen her, und am trockensten.

Ersteres hängt mit der Entfernung vom Drehpunkt der Yacht beim Rollen, Stampfen oder Schlingern zusammen. Der ist fast immer, grobgesagt, in der Mitte der Yacht, und zwar möglichst tief, weil dem Drehpunkt der Yacht am nächsten! Nur, am Fuße des Niedergangs am Boden würde man nicht nur ständig im Weg umgehen, sondern es wird keine Koje dort sein. Tatsache aber ist, dass bei schwerem Wetter es auf vielen schwach besetzten Yachten der beste Schlafplatz der Fußboden ist. Entsprechend sieht es dort aus, wenn man eine Yacht nach einem langen Hochseetörn betritt und die Crew noch nicht aufgeräumt hat.

Daraus ergibt sich generell, dass die besten Kojen beidseits des Niedergangs (selbst wenn sie "Hundekojen" genannt werden) oder mitschiffs sind. Ein weiterer Vorteil ist deren Belüftung. Bei schwererem Wetter, also, wenn Wasser überkommt oder dieses droht, werden wohl immer vorne zuerst die Luken dicht gemacht, damit Wasser an Deck nicht den Weg ins Innere findet.

Und die schlimmsten im Vorschiff! Unabhängig davon, dass man häufig dort vorne mit Ersatzsegel, vielleicht auch mit der Ankerkette zu kämpfen hat. Wer einmal bei einem Gegenankurs in bewegter See auf dem Vorschiff beim Segelwechseln erlebt hat, wie beim Stampfen der Boden unter den Füßen wegsinkt und man manchmal das Gefühl hat, man würde drei Meter hoch über dem Deck schweben, der möchte sich erst gar nicht vorstellen, wie quälend es sein muss, jetzt in der darunterliegenden Koje herumgeworfen zu werden; (an Schlaf ist da gar nicht erst zu denken.

Was die Lärmbelästigung durch die mitlaufende Maschine angeht, liegen dagegen die Vorteile bei den Vorschiffskojen. Vom Laien wird dieses Problem allerdings überschätzt, denn das monotone Brummeln des Diesels wird durch die Psyche und durch die Müdigkeit normalerweise schnell ausgeblendet. 

Wenn man Eigner oder auch wichtiger Gast auf dem Schiff ist, bekommt man vielleicht die Kojen im Achterschiff angeboten. Man greife zu, denn die sind immer noch, weil viel näher am Drehpunkt der Yacht, viel besser als die Vorschiffskojen.

Passend hierzu ein Wunsch vielleicht wird ja doch noch ein Segler aus Ihnen, den man sich unter den amerikanischen und englischen Blauwasserseglern  zum Abschied vor dem Törn gerne sagt:

Smooth Sailing!

Bobby Schenk 

zur Home-Page

Page by Bobby Schenk
E-Mail: mail@bobbyschenk.de

URL of this Page is: https://www.bobbyschenk.de/quest/f361.html

Impressum und Datenschutzerklärung