Besucher fragen, Bobby Schenk antwortet


Hallo Willibald

was mir an Ihrer Segel-Vita gefällt, ist, dass Sie sich in beachtlichem Umfang seglerisch weitergebildet haben, was auf großes Interesse und auch Begeisterung für das Fahrtensegeln schließen lässt. SRC ist auf jeden Fall ein lohnendes Investment, denn zum Beispiel in Kroatien bekommen Sie keine Charteryacht ohne ein Funksprechzeugnis, das auch von den Kroaten anerkannt wird.

Ganz anders ist es mit den amtlichen(!) deutschen Führerscheinen, gleichgültig ob es sich hier um den SKS (Küste) oder SHS (Hochsee) handelt. Es sind zwar Segelscheine, die von einer Bundesbehörde ausgestellt werden - der DSV ist mit dieser Funktion nur "beliehen" - , aber welche, die zum Beispiel im Mittelmeer nicht von der deutschen Regierung vorgeschrieben sind. Das täuscht der Begriff "amtlich" nur vor. Einzige Ausnahme: Wenn Sie gewerblich mit einer Yacht unterwegs sind, was schon dann der Fall sein kann, wenn Sie zahlende Gäste mitnehmen.

Ob ein Vercharterer Ihnen ein Schiff mit dem vorliegenden Schein gibt, hängt vordergründig nicht davon ab, ob und welchen Schein Sie haben. Gute Verscharterer geben Ihnen auch dann ein Schiff, wenn Sie überhaupt keinen Schein (außer Funksprechzeugnis) besitzen, wohl aber glaubhaft machen können, dass Sie im Umgang mit dieser Yacht und dem Revier gründlich vertraut sind.

Der eigentliche Zweck, warum ein Schein verlangt wird, ist, dass der Vercharterer im Schadenfall gegenüber der Versicherung nachweisen kann, dass er die Yacht einem offensichtlich fähigen Skipper anvertraut hat, und das geht halt am besten mit einem Segelschein.

So kann ich mir nicht vorstellen, dass Sie mit Ihrer seglerischen Vergangenheit einmal im Mittelmeer keine Yacht bekommen.

Ein weitverbreiterter Irrtum, dehalb gestatten Sie mir, kurz darauf einzugehen, ist, dass ein Segelschein im fahrlässig verursachten Schadensfall den Verursacher, also beispielsweise Sie, besser dastehen läßt.

Das ist nicht der Fall. Jeder, sowohl der tumbe Anfänger, der ohne Segelschein drauf los segelt, als auch der Inhaber eines Segelscheins, macht sich strafbar, wenn er die ihm mögliche und zumutbare Sorgfalt außer Acht gelassen hat. Wenn sich der Täter des Besitzes eines Segelscheins rühmt, ist es natürlich ein Leichtes, ihm entgegen zu halten, dass die Anwendung der erforderlichen Sorgfalt durchaus im Bereich seiner Fertigkeiten gelegen hat. Der Scheinbesitz ist in diesem Falle eher ein Malus.

Ich rate Ihnen also deshalb ab, weiter deutsche "amtliche" Scheine zu erwerben, weil deren praktische Bedeutung weltweit nicht sonderlich groß ist. Die hierfür erforderliche Ausbildung ist außerdem von der Praxis des Yachtsegelns ziemlich weit entfernt. Sie würden damit nur Ihre Zeit und Ihre Begeisterung verplempern - siehe auch hier!

Wenn Sie sich aber sinnvoll, und bei Ihrer Begeisterung gehe ich davon aus, praktisch(!) weiterbilden wollen, empfehle ich Ihnen, den englischen "Yachtmaster" zu erwerben. Der ist natürlich für einen deutschen Yachtsmann nicht vorgeschrieben, aber im Gegensatz zu einem deutschen Führerschein genießt er bei Behörden und Charterfirmen einen hohen Stellenwert als Befähigungsnachweis - weltweit!

Daneben könnten Sie mal an einem sehr praxisbezogenes Skippertraining in Kroatien teilnehmen, wo Sie unter äußerst sach- und praxiskundiger Anweisung - siehe unten - ein paar Tage am Rad Anlegemanöver fahren werden, so viele, wie Sie in Ihrem ganzen Seglerleben wahrscheinlich nie mehr durchführen. Soll heisssen: "Das sitzt!". Ich kann das bestätigen, ich hab da ebenfalls teilgenommen.

Dieser Schein hat in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen. weil sich die Kenntnis durchgesetzt hat, dass man ihn nur dann erwerben kann, wenn man "ganz nah am Wasser", nämlich in den als schwierig geltenden Stromgewässern in England eine sehr anspruchsvolle Ausbildung (und Prüfung auf Salzwasser) durchgemacht hat. Alle, die in meinem Bekanntenkreis sich zum RYA durchgerungen haben, waren voll des Lobes über diese, nicht gerade leichte Ausbildung. Da hinken wir Deutsche noch weit hinterher. Ganz anders unsere österreichischen Segelfreunde, die schon zahlreiche Ausbildungsstätten zum Yachtmaster in Ihrem Lande haben, während es in Deutschland nur eine Handvoll davon gibt. Der Yachtmaster liefert eben alles, gründliche Ausbildung auf der Yacht - und Anerkennung weltweit.

Der Chefredakteur der Zeitschrift OCEAN7 (ja, in der schreibe ich eine regelmäßige Kolumne) hat sich nun einer harten Ausbildung zum Royal Yacht Master unterzogen und beschreibt hier in der letzten Nummer die theoretische Ausbildung im österreichischen Stams in Tirol mit nachfolgendem Praxiskurs im englischen Solent. Bitte keine Vorbehalte gegen Österreich, deutsche Teilnehmer sind in Stams fast in der Überzahl! Sein Bericht beschreibt die Ausbildung zum RYA, dem zukünftigen Schein für alle deutschen (ernsthaften) Hochseeskipper. Das wage ich mal zu behaupten.

Happy Sailing!

Bobby

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