Besucher fragen, Bobby Schenk antwortet
Hallo Thomas,
Sie wissen es natürlich, aber der eine oder andere, der sich noch nie mit Elektrizität beschäftigt hat, ja auf der Yacht beschäftigen musste, wird vielleicht danach fragen: Ein Inverter macht aus dem Batteriestrom von 12 Volt (immer Gleichstrom, DC) einen Strom wie aus der heimischen Steckdose, nämlich einen Wechselstrom (AC) mit 220 Volt beziehungsweise 230 oder 240 Volt. Somit können wir auch am Ankerplatz mit dem Inverter - eigentlich - alle Geräte aus unserem Haushalt betreiben, also Staubsauger, Kühlschrank, Waschmaschine, Geschirrspüler, Klima-Anlage, Ladegeräte, Heizlüfter und so fort. Die aber keinen Mucks machen würden, wenn wir sie an das Bord-Stromnetz auf der Yacht von 12 Volt anschließen würden. Die Frage ist naheliegend, warum wir dann an Bord nicht gleich Wechselstrom herstellen. Die Antwort ist einfach: Weil unsere Batterien, wie wir sie noch im Einsatz haben, keinen Wechselstrom aufnehmen und vor allem nicht speichen können.
Nun wird sich die Frage stellen, warum es viele der oben genannten Geräte nicht gleich "in 12 Volt" gibt - wie wir sie auch im Auto haben? Mir ist zum Beispiel nicht bekannt, wo ich eine Klimaanlage mit 12 Volt herbekomme (gibts nicht einmal bei Amazon, wo es ja alles geben soll). Bitte kein Irrtum: Die im Auto wird nicht von der Batterie getrieben, sondern direkt vom Automotor. Nein, der Grund ist nicht, dass man keine Klimageräte oder Heizlüfter für 12 Volt herstellen kann, sondern ganz einfach der, dass kein Bedarf dafür besteht. Den für 12-Volt-Bordanlagen, wie wir sie im Auto oder auch in der Yacht haben, ist schlicht kein ausreichender Strom vorhanden. Dabei spielt es keine Rolle, ob wir 12 Volt oder 24 Volt oder zukünftig vielleicht 48 Volt an Bord benutzen. Der "Strom", den wir mit Solarpaneele oder mit dem Diesel erzeugen und dann aus der Batterie saugen, wird nicht mehr!
Um es zu verdeutlichen: Wenn wir einen leistungsstarken Inverter an Bord haben, der von unserer Batterie gespeist wird, können wir an Bord ohne weiteres einen handelsüblichen Heizlüfter mit einer "normalen" Leistung von 2000 Watt (= 2 Kilowatt) anschließen. Er wird auch funktionieren, auch wenn wir auf dem Voltmesser sofort sehen, dass die Batterie leicht in die Knie geht und wir statt der normalen Spannung von annähernd 13 Volt sichtbar weniger, also vielleicht nur noch 12 Volt sehen.
Doch jetzt kommt das große Aber: Hohe Stromverbraucher, wie alle Heizungen oder Kühlungen (Klima-Anlage) bedürfen einer Strommenge, die die Batterie schlicht nicht hergibt, erst recht nicht für den Dauerbetrieb.
Das bedeutet: Entweder können Sie aus der Batterie in 220 Volt umgewandelten Strom Verbaucher lange betreiben, wenn sie wenig Strom ziehen (zum Beispiel Ladegerät für Handy oder Notebook, oder, heute, auch LED-Lampen - hier ein sinnvoller Invertereinsatz!)) oder nur sehr kurz, wenn sie viel Strom ziehen, wie Heizlüfter oder Wasserboiler mit Zweitausend oder dreitausend Watt. Damit ist schon geklärt, dass Sie eine Klima-Anlage, selbst das kleinste Haushalts-Klimagerät, wie man es in den Tropen in den ärmlichsten Haushalten findet, an Bord aus der Batterie nicht im Dauerbetrieb betreiben können. Selbst dann nicht, wenn an einem wolkenlosen Tag die Sonne hoch steht und Ihre Solarzellen kein bisschen abgeschattet sind, auch nicht durch eine Leine oder sonstwas, was auf der Paneele rumliegt. Ein paar Minuten, höchstens wenige Stunden, kann das schon funktionieren, aber nach ein paar Stunden ist der Spuk vorbei, und Sie werden die Nacht wieder schwitzend verbringen - bei offenen Luken, die den Mosquitos freien Zugang gewähren, versteht sich. Auch, wenn Ihr Inverter eine Leistung von zwei oder vier Kilowatt bringt.
Wir hatten auf unserem 15m-Katamaran einen großen Inverter von mehreren Kilowatt an Bord, der aus einer Batteriebank von 600 Ah gespeist wurde. Die Praxis: Die an Bord befindliche Klimaanlage, die ja rund um die Uhr laufen sollte, konnte damit nicht betrieben werden, wohl aber die Mikrowelle zum Kaffee-Wasser kochen, weil die Leistung von 600 Watt nur für ein paar Minuten erbracht werden musste. An einen Heizlüfter im Winter ohne Landstrom war gar nicht zu denken. Powertools vom Discounter dagegen aus dem Inverter zu betreiben, war kein Problem, weil die ja nur ein paar Minuten Strom ziehern mussten. Unsere Waschmaschine haben wir in 10 Jahren ein einziges Mal - zum "Ausprobieren" - eingesetzt, und dann die Batterie nie mehr wieder belastet. So käme ich in Ihrem Fall zu dem Ergebnis, dass Sie jedenfalls den Wasserboiler in der Praxis nicht aus dem Inverter betreiben werden.
Eines gilt es noch zu beachten: Zahlreiche, vermeintlich preiswerte Inverter eignen sich für viele elektronische Geräte wie TV, PCs oder 220-Volt-DVD-Spieler nicht, weil die meist einen reinen Sinusstrom benötigen. Noch eine Einschränkung: Wechselstrommotoren (in Bohrmaschine, Flex etc) brauchen zum Starten das Zwei-bis Dreifache der Leistung, die Sie auf dem Firmenschild nachlesen können. Also würde ein 1KW-Inverter eine 1KW-Flex gerade noch am Laufen halten können, was aber nichts hilft, denn sein Strom reicht von vorneherein zum Starten des Wechselstrom-Geräte nicht aus.
Beste Grüße!
Bobby
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