Besucher fragen, Bobby Schenk antwortet


Hallo Herr Giretzlehner,

das ist eine berechtigte Frage; sie geht jeden Langfahrtsegler, der nicht mal nur kurz im Urlaub unterwegs ist, sehr viel an. Denn unweigerlich wird der Bewuchs irgendwann so unappetitich lang, dass man was dagegen tun muss. Man merkt es auch am Speedometer. Auf einer unserer Atlantiküberquerungen wurden die Etmals immer kürzer, woran, nicht schwer zu erraten, der Unterwasserbewuchs schuld war. Ganz extrem war es dann bei der Ankunft in Barbados, wo wir auf der spiegelglatten Ankerreede (Carlisle Bay) unter Segel nicht mehr in der Lage waren, durch den Wind zu gehen, also eine Wende zu fahren. Schuld waren, Sie erraten das auf Grund Ihrer Erfahrung leicht, vor allem die Entenmuscheln.

Kurzum, ein mehr oder weniger häufiger Unterwasseranstrich, der genau diesen Bewuchs verhindern soll, ist notwendig.

Aus eigener Erfahrung hierzu ein Tipp:

Selbstverständlich schleppten wir zu Beginn unserer Weltumsegelung jede Menge Farben in der Vorpik mit, was ja sicher nicht falsch war. Aber eben teuer und raumkostend. Als wir dann nach eineinhalb Jahren in Galapagos waren, wurde ein neuer Unterwasseranstrich unausweichlich. Was tun? Denn damals gab es in diesem einst malerischen Archipel weder einen Marine Chandler, noch eine Möglichkeit, unser Schiffchen rauszuholen. Wir mussten also die Yacht trockenfallen lassen, um dann bei Low-Tide das Unterwasserschiff zu streichen. Was sich so einfach anhört, war aber nicht gerde die beste Lösung, dann der Tidenhub betrug dort im Pazfik gerade mal 1,50 und das auch nur an Voll- oder Neumond.

Das heißt, an ein Schleifen mit dem Schwingschleifer oder ähnlichem war gar nicht zu denken, denn die zwei Stunden, wo das Schiff trocken war, reichten gerade, um das Unterwasserschiff ein wenig mit Seewasser sauber zu putzen und Farbe drauf zu schmieren. Bei einem Katamaran wie dem Ihrigen wäre das erst recht nicht zu schaffen! Ein spottbilliges Antifouling bekamen wir mitleidig von dem ortsansässigen Fischer.

Und siehe da, das hat uns die Augen geöffnet für eine wegen der besonderen Umständen idealen Lösung.

Denn dieser "hingeschmissene" Anstrich bewährte sich hervorragend auf der Weiterreise um die Welt.

Ab da haben wir in der Regel immer Farben vom ortsansässigen(!) Schiffshändler oder von Fischern, also von der kleinen Berufsschifffahrt, geholt.

Denn gerade die Locals, die vom bescheiden Fischfang leben (müssen), könnten sich unsere teuren Yachtfarben niemals leisten. Der weitere Vorteil dieser Lösung ist:

In den Gewässern sind die Bedingungen für die Lebewesen, auch temperaturabhängig, unterschiedlich. Das heißt, im Nordatlantik ist die Bereitschaft der Tierchen, das Unterwasserschiff zu besiedeln , eine ganz andere, als zum Beispiel in südlichen Gewässern. Das bedeutet, dass ein Anstrich, der hier vor Ort Bestes leistet, in den aggressiveren Gewässern weitgehend wirkungslos sein kann.

Wer weiß also, welcher Anstrich für Sie am besten, vielleicht auch am preiswertesten ist?

Wenn es solche gibt, sind es die Fischer und die örtliche Berufsschifffahrt. Die müssen einerseits beim Farbeneinkauf sparen, andererseits können sie es sich nicht leisten, allzu lange aufs Trockendock zu gehen. Denn abgesehen von den Kosten für Slip oder Travel-Lift o.ä. verdienen sie "on the hard" ja nichts. Oder sie müssen diesen harten Job zwischen den Tiden im Trockenen für wenige Stunden erledigen. Das geht nur mit pflegearmen und wirkungsvollen Farben.

Noch jemanden gibt es, der Ihnen hier die richtigen Antworten geben kann: Ortsansässige Yachtsleute wissen ganz genau, welche Farben sich am Ort bei bescheidenen Anschaffungskosten am besten eignen. Hier Rat zu suchen, ist allemal besser als Prospekte oder Kataloge vom Schiffshändler in Deutschland oder am Mittelmeer zu wälzen.

Wir haben nach unseren Erfahrungen in Galapagos auf all unseren Reisen die Wahl der Anstrichfarben für das Unterwasserschiff (und Wasserpass) den ortsansässigen Fischern oder/und Fährenkapitänen oder/und Travellift-Betreibern überlassen und sind damit immer bestens gefahren.

Eine Einschränkung sollte nicht unerwähnt bleiben. Dort sind die Prioritäten beim Unterwasseranstrich wegen der drohenden Elektrolyse andere: Eigner von Alu-Yachten sollten also hier vorsichtiger sein und sich mit der Werft oder mit Farbenherstellern in Verbindung setzen.



FG

Bobby Schenk

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