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YACHT-Leser fragen, Bobby Schenk
antwortet
Frage von
Johann Dorn
Hallo Herr Dorn,
Sie scheinen die absolute Sicherheit anzustreben. Aber Ozeansegeln ist immer ein Kompromiß zwischen vertretbarem (Rest-)Risiko und Unternehmungsgeist.
Zunächst zur Reling:
Diese wird als Sicherheitsfaktor immer überschätzt und hat praktisch keine große Bedeutung. Ich kann mich in meiner ganzen Laufbahn an kein einziges Mal erinnern, wo ich auf die Reling als Halt oder Stütze angewiesen gewesen wäre. Ganz im Gegenteil, sie kann leicht zur Stolperfalle werden.
Aber doch nicht bei 85 Zentimeter , werden Sie jetzt sagen? Und ob! Denn auf einer Segelyacht haben wir ja bei ungünstigem Wetter (also wo ein Mehr an Sicherheit wertvoll wäre) ja nie ein aufrechtes Schiff. Wenn hart am Wind Ihre Yacht die "Reling durchs Wasser schleift", dann bleiben von Ihren 85 Zentimeter vielleicht nur 70 Zentimeter oder noch weniger "wahre Höhe" übrig (das ist eine einfache trginometrische Rechnung). Und wenn Sie in schlechtem Wetter wie der Christus am Kreuz in Luv sich an Ihrer Sicherheitsreling affenartig einhängen, dann sehen Sie unter sich die Leereling schlierenartig höchstens noch unter der gurgelnden Gischt vorbeiziehen!
Das ist, neben der scheußlichen Optik einer hohen und festen Reling - und natürlich dem Windwiderstand - der Grund, nach dem Sie fragen.
Für mich hat die Reling nur den Vorteil, daß ich die Fender im Hafen aufhängen oder unterwegs meinen Sicherheitsgurt dort jederzeit einpiken kann, was bei einer Rohrkonstruktion nicht geht. Die Reling ist zum Sichern zwar nicht ideal, denn ein Haltepunkt mittschiffs ist viel besser! Aber besser als gar nicht sichern.
Auftriebskörper
:
Sie haben eine Kielyacht, von der wir gelernt haben, daß sie nicht kentern, wohl aber sinken kann. Sie unsinkbar zu machen, geht ohne weiteres, Sie brauchen sie nur mit Tischtennisbällen oder sonstigem Auftriebsmaterial zu füllen. Dann verschenken Sie aber wertvollen Lebensraum, für den sie ja mit Ihrer Yacht teuer bezahlt haben. Eine Kielyacht mit Auftriebskörper unsinkbar zu machen, ist so, wie in einer Lufthansamaschine den Fallschirm anzulegen.
Verzinkte Wanten
:
Generationen von Fahrtensegler haben sich bemüht, verzinkte Stahlwanten nichtrostend zu machen. Aber alle Patentrezepte, z.B. das satte Anstreichen mit Leinöl waren nur Notbehelfe und hielten nur ein paar Jahre. Sie werden nicht verhindern können, daß nach einiger Zeit gelegentlich eine zarte Rostbrühe rausrinnt. Man kann eben nicht alles haben: Entweder billige (und gute) Wanten mit Rost oder teure Nirowanten. Ihr Geldbeutel wird es entscheiden. Ein vertretbarer Kompromiß wäre es, das Vorstang, wo ja Stagreiter reiben aus Nirodraht zu wählen, und sonst auf verzinkten Draht zu setzen.
Wantstärke
: Mit sieben Millimeter sind Sie auf der sicheren Seite.
Grüße
Bobby Schenk
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