YACHT-Leser fragen, Bobby Schenk antwortet



Frage von Detlef Heckenbach

Hallo Hr. Heckenbach,

eigentlich bin ich in diesen Dingen recht zurückhaltend, weil ich nach der Devise lebe: "Im Leben wird einem nie etwas geschenkt"!

So auch hier! Gerade so ein herrliches Spielzeug wie eine Yacht bekommt man nicht umsonst. Zudem muß ich Ihnen gestehen, daß ich die Programme der von Ihnen genannten Firmen nicht kenne, also über deren Details der Geschäftsabwicklung nichts weiß.

Trotzdem habe ich einen kleinen Einblick in diese Art von "Yachtkauf durch Rückcharterung" dadurch bekommen, daß ich seit vielen Jahren beim Ecker-Cup, einer bedeutenden Mittelmeer-Regatta als Moderator bei der Siegesfeier und im Schiedsgericht tätig war und somit Gelegenheit hatte, diese Art des Geschäfts bei einer großen Charterfirma, eben bei der Firma Ecker Yachting, aus einem gewissen Abstand zu beobachten. Insbesondere habe ich mit zahlreichen Eignern von Yachten, also dem anderen Partner des Geschäfts gesprochen und kann aus diesem Wissen heraus doch einiges dazu sagen:

Also, das Ganze funtioniert ja so: Man kauft eine Yacht über und von der Charterfirma und läßt hierbei die Yacht von einer Bank finanzieren. Die Finanzierung organisiert die Charterfirma. Je nach Sicherheit des Kunden kann die Finanzierung zu zwei Drittel bis zu drei Drittel des Werts der Yacht erfolgen. Wobei eine Finanzierung zu 70 Prozent natürlich preiswerter ist.

Anschließend gibt man die Yacht der Charterfirma, gleichzeitig der Schiffsverkäuferin, "in Charter". Die Charterfirma kümmert sich also um die Yacht und sorgt für eine Vercharterung der Yacht, wofür Sie selbstverständlich wiederum Vermittlerprovision und Gebühren für den Unterhalt der Yacht kassiert. Nach ein paar Jahren (Erfahrungswert: 6 Jahre) hat sich die Yacht "selbst" bezahlt und kann aus dem Charterbetrieb herausgenommen werden.

Noch vor ein paar Jahren hätte ich gesagt: Vergessen Sie es, denn was wollen Sie mit einer alten Yacht, die im rauhen Charterbetrieb heruntergewirtschaftet wurde? Das hat sich heute geändert, wie ich selbst bei vielen Yachten, die jahrelang verchartert worden sind, beobachtet habe. Heute kann man im Normalfall sagen: Wenn eine Yacht den harten bis brutalen (denken Sie an manche Charterer) Betrieb jahrelang überstanden hat, wird sie auch für persönliche Zwecke noch viele Jahre leicht ihren Dienst tun.

Die Risiken bei einem solchen Geschäft liegen nicht in einem eventuellen Verlust oder einer Beschädigung der Yacht, denn die Yacht wird immer von der (seriösen) Charterfirma (neuwert-)versichert sein. Auch der Zustand der Yacht wird keine so große Rolle wie vor ein paar Jahren noch spielen. Denn die Charterkunden werden von Jahr zu Jahr anspruchsvoller und nur eine gepflegte Yacht kann verchartert und bringt der Charterfirma Kunden (und Provision). Auch steuerlich sehe ich da - im Gegensatz zu vielen "Abschreibungsmodellen" - keine große Probleme. Denn daß vom Finanzamt so etwas nicht als "Liebhaberei" bei einem Chartereinsatz von 20 Wochen (Größenordnung) abgetan werden kann, liegt auf der Hand. Die Yacht bringt ja nennenswerte Einnahmen.

Ein Risiko bei einem derartigen Schiffskauf liegt in der Seriosität der Charterfirma oder in einem eventuellen Rückgang des Chartergeschäftes. Letzteres ist im Normalfall nicht zu erwarten, denn gerade das Chartergeschäft hat in den letzten Jahren geboomt. Allerdings darf man nicht übersehen, daß die Lust am Kriegführen auch bei vermeintlich zivilisierten Nationen in den letzten Jahren erheblich zugenommen hat, was sich natürlich verheerend bei betroffenen Gebieten auf das Chartergeschäft auswirken kann. Aber, das Risiko hält sich in Grenzen, der Wert der Yacht bleibt ja, einigermaßen, erhalten. Dies ist übrigens auch der große Unterschied zu fragwürdigen Immobiliengeschäften, wo die Anleger deshalb oft Schaden erlitten haben, weil Ihnen neben den Schulden nur eine unvermietbare, und damit auch wertlose, Immobile zurückgeblieben ist.

Die Seriösität der Charterfirma ist deshalb wichtig, weil es schon unzählige Charterfirmen gegeben hat, die gegen Ende ihres Treibens die Yachten nicht mehr gepflegt haben und nicht mehr vermitteln konnten. Deshalb ist es besonders wichtig, daß man solche Geschäft nur mit renommierten Firmen abschließt, die mindestens schon zehn Jahre lang "im Geschäft" sind (viel länger gibt es den Charterboom noch gar nicht). Genauso wichtig ist es aber, sich mit Kunden vorher zu unterhalten, die so eine Sache schon einmal durchgestanden haben. Die Firma Ecker-Yachting (Link ohne Gewähr!), so hat sie mir auf Nachfrage versichert, gibt an Interessenten die Namen von ein oder zwei Dutzend "eigenen" Charter-Yachten heraus, wo man dann die Adressen von ein paar Eignern heraussuchen und sich dort erkundigen kann. Es gibt dort Eigner, die das schon mit zwei, ja mit drei Yachten zur Zufriedenheit beider Seiten, durchgezogen haben.

Eines zum Schluß: Mit Sicherheit ist diese Art von Yachtkauf kein Riesengeschäft. Aber ein möglicher Weg, um zu einer schönen eigenen (großen) Yacht zu kommen. Wenn man etwas Geld und ein paar Jahre Geduld hat.

Und viel besser, als eine Miniyacht zu besitzen, die jahrelang am entfernten und teuren Liegeplatz nur deshalb vergammelt, weil der Eigner nur wenige Wochen im Jahr Zeit hat, sich um sie zu kümmern! Gehen Sie mal durch einen großen Yachthafen im Mittelmeer, zum Beispiel Marmaris: Die gepflegtesten Yachten sind dort Charteryachten, während viele der Eigneryachten doch einen etwas tristen Eindruck machen - nicht nur wegen ihrer Verlassenheit.

Mast-und Schotbruch

Bobby Schenk

Impressum und Datenschutzerklärung

zurück zur Frageseite

zur Home-Page

 

Page by Bobby Schenk
E-Mail: mail@bobbyschenk.de
URL of this Page is: https://www.bobbyschenk.de/frage046.html

Impressum und Datenschutzerklärung