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YACHT-Leser fragen, Bobby Schenk
antwortet
Frage von Beat und Barbara Römer
Hallo Frau Barbara Römer,
also vorab, gegen alle Risiken kann man sich nicht absichern. Gott sei Dank, denn dann wäre ja das Leben richtig langweilig. Und zu viel planen sollte man auch nicht, weil man sonst vor lauter Sorgen gar nicht erst losfährt.
Ein Freund von mir, der besonders gründlich seine Weltumsegelung vorplante, verlor wertvolle zwei Jahre seines Lebens, weil er vor lauter Planung erst viel später als projektiert absegelte. Zwar beendete er seine Weltumsgelung (mit Frau und zwei Kindern) erfolgreich nach vier Jahren, gestand mir aber erst kürzlich, daß alle seine Planungen für die Zukunftsabsicherung, Geschäft, Lebensunterhalt, Krankenversicherung u.s.w. "für die Katz" gewesen seien, weil eben alles anders als erwartet gekommen sei. Lehrreich!
1)
Es gibt keine schwierigere Frage, wie Sie sie nach den Kosten für den Lebens-und Schiffsunterhalt unterwegs stellen. Denn die Antwort hängt sehr von Ihnen selbst und von Ihrer Persönlichkeit ab. So kann ich nur antworten: "Es kommt drauf an..." Nämlich, ob Sie handwerklich begabt sind, ob Sie wegen jeder Kleinigkeit nach der Werft schreien, ob Sie unternehmungslustig sind, wie der Zustand Ihres Schiffes jetzt ist und so fort.
Generell: Eine Yacht ist umso billiger im Unterhalt, je einfacher sie und vor allem die Ausrüstung konzipiert ist. Denken Sie an die unwiderlegbare Weisheit (die man meist erst nach der Weltumsegelung versteht): "Alles, was kaputtgehen kann, wird auch kaputtgehen!"
Haben Sie ein "gesundes Schiff", dann sollte eigentlich gar nichts kostenintensiv kaputtgehen. Daß Sie Segel selber reparieren, davon gehe ich aus. Haben Sie eine Nähmaschine und die entsprechende Stromversorgung an Bord? Haben Sie und der Skipper "zwei linke Hände" wird das die Unterhaltskosten fürs Schiff verdoppeln!
Was Sie bei keinem Schiff sparen können, ist das Geld für Unterwasserfarben. Aber auch hier wird der sportlichere Skipper mit Schnorchel und Maske beim Schwimmen jeweils den Bewuchs entfernen und so die Zeiten zwischen den notwendigen Slipaufenthalten strecken. Letztere gehen sehr ins Geld, lassen sich aber auch wieder "sparen", wenn Sie gelegentlich in Tidengewässern trockenfallen und zwischen den Tiden Ihr Schiff malen. Aber das kommt auf das Revier an, ob Sie dort überhaupt entsprechend viel Tidenhub haben. Im Süd-Pazifik sind es 1,50 Meter, nicht viel, wenn Sie 2,20 Meter Tiefgang haben.
Die Hafen-und Liegegebühren hängen ebenfalls vom Fahrtengebiet ab. Während Sie in weiten Teilen der Welt dafür überhaupt nichts veranschlagen müssen, bezahlen Sie halt für ein 40-Fuß-Schiff im Mittelmeer fünfzig bis hundert Fränkli - am Tag.
Auch Seekarten können mächtig ins Geld gehen - bei dreißig Mark pro Karte. Bei einer Weltumsegelung sind 500 Karten nicht besonders viel. Manche Yachties besorgen sich von den Berufsschiffen ausgemusterte (veralterte) Karten oder leihen (tauschen) sich welche und sparen so. Sind Sie aber sehr penible Typen, dann werden Sie so wohl nicht navigieren wollen. Ansichtssache! Aber denken Sie dran, viele sind deshalb nie losgefahren, weil Ihnen zu solchen Verhaltensweisen nur das unschöne Wort "verantwortungslos" eingefallen ist.
Beim Diesel werden Sie kaum Kostenprobleme haben, denn das ist, verglichen mit den übrigen Ausgaben, ein geringes Problem.
Beim Essen läßt es sich auch sparen, wenn Sie viel auf die Früchte des Meeres zurückgreifen. Meinem Geschmack entspricht das allerdings nicht. Vom Trinken haben Sie gar nicht gesprochen. Das geht erst ins Geld! Sie trinken keinen Alkohol? Aber anderen Yachties werden Sie doch wohl auf den Ankerplätzen etwas anbieten? Wenn nicht, werden Sie es etwas einsam haben. Denn die Kameradschaft mit anderen Seglern gehört ja zu den schönsten Aspekten beim Fahrtensegeln.
Man kann Ihre Frage nach dem Lebensunterhalt fast so beurteilen: In Gegenden mit hohem Lebenstandard werden Sie für Ihren persönlichen Unterhalt viel ausgeben (müssen), genauso für das Schiff.
Ich hab jetzt(!) ein deutsches Paar kennengelernt, die nach Ihrer Weltumsegelung abgerechnet haben: 6000.- DM Kaufpreis haben sie für ein altes eisernes Schiff (aus der DDR) ausgegeben, und 650.- DM monatlich fürs Leben, alles eingeschlossen. Könnte ich nicht!
Ich hab als dreißigjähriger während der Weltumsegelung 1000.- DM pro Monat investiert und als vierzigjähriger 2000.- DM. Auf meiner nächsten Reise werde ich 3000.- DM (oder mehr) ausgeben (müssen), gehe mit meiner Frau allerdings schon auch gerne ins Restaurant. Denn niergendwo lernt man ein Land besser kennen als in den Kneipen!
Halt, eine Richtlinie, an die ich glaube, kann ich Ihnen geben:
Sie werden unterwegs fürs Leben (damit auch fürs Schiff) ziemlich genauso hohe Ausgaben haben wie zu Hause. Jedenfalls in gleicher Größenordnung.
Nur werden Sie nichts durch Arbeit verdienen.
2)
Ich glaube nicht, daß Sie eine Yachtversicherung für 1 Prozent bekommen. Realistischer sind 1,5 Prozent. Eine hohe Selbstbeteiligung (Sie wollen ja nur den Wert Ihres Schiffes erhalten!) mindert die Prämie und ein interessanter Fahrtenbereich ("weltweit") verteuert die Versicherung.
3)
Die Reiseversicherung (für/gegen was?) und Unfallversicherung spare ich mir. Wichtiger ist Reisrückholversicherung und eine gute Krankenversicherung zu Hause. Eine Rechtsschutzversicherung für alle Rechtsterritorien, die sie anlaufen, gibt es wahrscheinlich nicht, wäre unbezahlbar!
4)
Es gibt keine "guten" oder "schlechten" Yachten. Nur gute oder schlechte Seeleute.
Kaufen Sie sich eine günstige, aber erprobte Yacht! Aus Kostengründen würde ich mir eine ausrangierte Charteryacht kaufen. Wenn diese sechs Jahre lang die brutale Behandlung durch Chartergäste ertragen hat, wird sie bei Ihnen vergleichsweise einen erfüllten langen Lebensabend haben. Denn Sie sind doch vorsichtige Seeleute?
Gegen den "dummen Zufall" ist kaum ein Kraut gewachsen. Am besten ist man dagegen immer noch versichert durch:
Viel Segelpraxis (kann man gut und risikolos auf Chartertörns sammeln)
Gute, und damit vorausdenkende Seemannschaft.
Defensives Segeln
Alles Gute fürs große Abenteuer!
Bobby Schenk
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