YACHT-Leser fragen, Bobby Schenk antwortet



Frage von T.Frank

Sehr geehrter Herr Frank,

also, alles ist ein Kompromiß. Und, das ist das Interessante beim Fahrtensegeln, meist eine sehr persönliche Lösung.

Welche Schiffsgröße ist bei einem Kat sicher?

Einer der überragenden Spezialisten im (Fahrten-)Katamaransegeln, ist Wolfgang Hausner, der erste, der einhand mit einem Kat die Welt umrundet hat. Sein selbstgebauter Katamaran TABOO war knapp 10 Meter und von ihm stammt auch der Ausspruch: "Katamarane unter 10 Meter sind kriminell!"

Damit wollte Wolfgang bestimmt nicht die Sicherheitsgrenze bei Katamaranen exakt auf Zehnkommanullnull festlegen, sondern nur zum Ausdruck bringen, daß die Sicherheit eines Mehrrumpfschiffes auch(!) eine Funktion der Schiffsgröße ist.

Ganz klar: Einrumpfschiffe können absaufen, Katamarane können kentern. Letztere Eigenschaft hängt aber in der Praxis weniger vom Winddruck ab, sondern ist, wie einige Fälle gezeigt haben, ein Resultat von Wellenhöhe, Wellensteilheit, Schiffsdynamik (Geschwindigkeit) und dann vom Winddruck. Nachdem sich die Wellenbeschaffenheit nicht an einer Schiffsgröße (Länge, Breite) orientiert, sondern eben rücksichtslos von der Natur erzeugt wird, folgt zwangsläufig:

Je größer der Katamaran, umso kentersicherer ist er.

Das zu leugnen, würde bedeuten, daß man sich etwas vormacht!

Leuchtet auch ein: Passagier-Liner, Frachtschiffe, Tanker beziehen ihre "Kentersicherheit" im wesentlichen von ihrer Formstabilität und sind deshalb schon von ihrer Größe her relativ(!) sicher, weil halt Riesenseen, die einen 200-Meter-Tanker aus der Ruhe bringen würden, einfach nicht existieren.

So kann man - andersrum - nicht schlüssig behaupten, daß ein 10-Meter-Kat unsicher und ein 15-Meter-Kat absolut sicher ist. Ihren 12-Meter-Kat können Sie da irgendwo einreihen und für sich selbst entscheiden, ob das für Sie der richtige Kompromiß ist. Sie werden hierbei in Rechnung stellen müssen, in welchem Revier Sie sich rumtreiben werden. Auf der Passatroute oder im Mittelmeer werden Sie nicht mit solchen Wellenungetümen rechnen müssen wie zum Beispiel in den brüllenden Vierzigern oder in der berüchtigten Straße von Mozambique. Andererseits kann auch der Löwengolf kleine aber steile Seen erzeugen, die gefährlich sind.

Einhandsegeln mit einem Kat?

Einhandsegeln auf einem Kat funktioniert sicher im wesentlichen gleichermaßen wie auf einem Einrumpfschiff - lesen Sie in Hausners Buch "TABOO - eines Mannes Freiheit" bitte nach! Vielleicht beansprucht ein Kat den Einhandsegler eher weniger, weil ein Mehrrumpfboot die körperlichen Kräfte wohl nicht so strapaziert wie ein Einrumpfschiff gleicher Länge.

Windsteueranlage auf einem Katamaran.

Auch einer wirksamen Wind-Selbststeuerung dürfte nichts entgegenstehen, wenn man mal davon absieht, daß ein breiter Kat geradezu verführt, das Heck mit irgendwelchen Dingen (Beiboot etc) zu beladen, die verhindern, daß eine Windfahne wirksam vom scheinbaren Wind angeströmt wird. Aber ansonsten wird man kaum Einschränkungen machen müssen.

Die Firma Windpilot hat eine Reihe von Katamaranen mit ihrer Pacifik-Anlage ausgestattet, die erfolgreich um die Welt vom Wind gesteuert wurden. Diese Anlage wurde am Heck montiert und hat dann mit Hilfe eines Servoruders die notwendige Steuerkraft erzeugt, die wiederum mit Leinenumleitung auf eines der beiden Ruder des Kats (dort, wo die Notpinne aufgesetzt wird) übertragen wurde, während das zweite Ruder - vom ersten entkoppelt - zu Trimmzwecken benutzt wurde. Daß wegen der Windabdeckung Kurse am Wind so nicht zu halten waren, leuchtet ein. Auf diesen Kursen wurde eine preiswerte kleine elektrische Anlage benutzt, deren Steuerimpuls auf die Pacifik (nicht aufs Hauptruder) übertragen wurde. Nachdem die elektrische Steuer-Anlage so nur wenig Kraft entfalten mußte und die eigentliche Steuerkraft vom Servoruder der Pazifik produziert wurde, fiel der Stromverbrauch (anders als bei einer reinen elektrischen Steuerautomatik) nicht ins Gewicht.

Mit besten Grüßen

Bobby Schenk

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