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YACHT-Leser fragen, Bobby Schenk
antwortet
Frage von
Hans Habeck
Lieber Hans Habeck,
es macht Spaß, diese Frage zu beantworten. Denn, wie man sieht, tauchen bei
der Fahrtensegelei soviele Fragen auf, an die man zunächst gar nicht gedacht
hat, die aber doch so nahe liegen. Eine Gegenfrage vorweg: Warum eigentlich kein
Schiffs-Stempel?
Wie haben bei unseren Fahrten eine Menge Yachties getroffen,
die einen Schiffs-Stempel gehabt und auch häufig benutzt haben. Und denen er
auch, jetzt kann ich mich gut erinnern, nützlich war. Da hab ich mir immer
gedacht: So einen solltest du auch haben - und dann habe ich es wieder
vergessen.
Zunächst einmal: Wo soll es hier juristische Probleme geben? Wenn man einen
Schiffs-Stempel nicht mit falschen Angaben versieht und(!) ihn nicht benutzt, um
irgendwelche Leistungen zu erschleichen, die einem nicht zustehen, dann sehe
ich keine Probleme. Man wird nicht einmal was dagegen sagen können,
wenn da Angaben auftauchen, wie "Kapitän" (kein geschützter Titel),
"Master next God" (erst recht kein geschützter Titel), "die
Schiffsverwaltung", "der Zahlmeister",
"1.Offizier", "Abgesandter des 1.FC Hinterwald",
"Commodore" (auch kein geschützter Titel) oder ähnliches. Das ist
mehr eine Geschmacksfrage!
Spaß beiseite! So ein Stempel kann eine sehr nützliche Sache sein. Ob man
dem dem Ship-Chandler einen Lieferschein abstempelt, die Abrechnung der
Bordkasse bestätigt, vor allem aber die Crewlisten gegenüber dem Hafenkapitän
damit versieht oder neben den exotischen Briefmarken auf den Postkarten in die
Heimat noch seinen gestempelten Schiffsnamen hinzufügt, die Anwendungsbereiche
werden höchstens durch die Phantasie des(r) Skippers/in begrenzt. Kurzum, er
schadet nicht.
Und kann sehr nützlich sein. Auf dem Schiff haben wir ja (kaum) eine
Schreibmaschine oder einen Computer mit Drucker dabei, das Briefpapier ist auch
schon etwas verschrumpelt, sodass Schriftstücke einer Yacht meist doch recht
mickrig aussehen. Handgeschriebene Briefe an Behörden erwecken meist
Heiterkeit, weil die Beamten halt auch schon an microsoftgestylte Dokumente
gewöhnt sind. Handgeschriebene Zettel werden dort nicht so recht ernst
genommen. Da kann ein Schiffs-Stempel dem Papier schon mehr Gewichtigkeit
aufdrücken. Der Fetzen wird zum "Schriftstück". Besonders der
Deutsche glaubt ja dem gedrucktem Wort eher. Und wenn der handgeschriebene
Text mit einem Stempel abgesegnet ist, kommt man dem schon ein bisserl näher.
Aber nicht nur "der Deutsche" ist maschinengläubig. Befindet man
sich in entlegenen Gebieten, die nicht schon PC-verseucht sind, dann erhöht ein
Schiffs-Stempel die Autorität von Mannschaft und Schiff enorm. Dies gilt vor
allem dann, wenn die Besucher auf der Yacht unermesslich bedeutende (und reiche)
Menschen - von Weit hergekommen - sind. Da kann ein handgeschriebener
ungestempelter Zettel, der häufig wegen Sprach- und Ausbildungsschwierigkeiten
unleserlich ist, diesen gelegentlich vorteilhaften Eindruck ganz schön
zersetzen.
Jetzt im Ernst: Das Nachdenken über Ihre Frage hat mich zu dem Ergebnis
gebracht, dass der Schiffs-Stempel eigentlich zur Grundausrüstung einer Yacht
gehört, vor allem schon deshalb, weil er ja kaum teurer als ein guter Schäkel
ist. Der Schiffsname sollte mindestens darauf enthalten sein, und zwar mit dem
international gebräuchlichen Zusatz "SY" (=Sailing Yacht). Mächtiger
und professioneller würde natürlich "Sailing Vessel" klingen, was
freilich zum Beispiel am Steinhuder Meer nicht gut ankommen würde. Den Namen
und Titel des Skippers (Master, Cäptn, Chief-Ingenieur) halte ich ebenso für
unentbehrlich wie die Heimatadresse, die vom Zusatz "Company" enorm
aufgewertet würde. Für die unzähligen Eintragungen in Gästebüchern anderer
Yachten oder in den Clubhäusern ist so ein Stempel eine enorme Hilfe, vor allem
dann, wenn die Hände nach der Leinenarbeit die Feder nur noch krakelig führen.
Gross
soll die Schrift sein, denn der (ältere) Besucher hat im Beiboot seine
Lesebrille vielleicht nicht dabei. Eine originelle Form des Stempels würde ich
mir was kosten lassen. Oval eingerundet, zum Beispiel, sollte er schon
sein. Sonst kommt gleich der Verdacht auf, der Skipper habe einen
Stempelbaukasten von der Metro an Bord und ändere seinen Stempel nach Belieben
ab. Denn: "Mehr sein als scheinen" ist zwar recht edel, bringt häufig aber keine
Vorteile.
Mit freundlichen Grüssen
Bobby Schenk
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