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YACHT-Leser fragen, Bobby Schenk
antwortet
Frage von
Kalypsosz
Hallo,
FM 45 und FM 46 waren einmal sehr patente Wetterschlüssel.
Der "Erfinder" der Idee, FM 46 auf Yachten zu verwenden, war der
Österreicher Rudi Wagner, der mit einem BOB-Katamaran (Sperrholz!) in den
frühen sechziger Jahren über den Atlantik "gewandert" ist und dabei
Wettermeldungen per FM 46 empfangen hat. Er beschreibt seine Methode
ausführlich in dem äußerst liebenswerten Buch "Weit, weit voraus liegt
Antigua", wonach man die Antiquariate durchforsten sollte.
Der Trick Wagners war es, die gemorsten Sendungen mit einem
Tonbandgerät aufzunehmen, um sie dann mit halber, oder noch langsamerer
Geschwindigkeit anzuspielen.
Wagner war ja kein Marinefunker, der 120 Zeichen pro Minute
lesen konnte, sondern ein Bergsteiger aus Österreich. Aber ein cleverer. Nur
mit diesem Kunstkniff war es ihm nämlich möglich, die Sendungen zu lesen,
obwohl es sich bei den über Kurzwellen gesendeten Zeichen nur um Ziffern
handelte.
Diese Zahlen wurden in Fünfergruppen übermittelt. Nach einem
Schlüssel, der im Nautischen Funkdienst abgedruckt war, wurden so die
verschiedenen Wettererscheinungen auf die Yacht gemorst. Um beispielsweise
Isobaren rüberzubringen, wurden einfach einzelne Punkte auf der Erdoberfläche
nach Länge und Breite gesendet. Für jeden Punkt war eine
"Fünfergruppe" notwendig. Wenn man dann, sagen wir zehn, Positionen
in einen Übersegler eingezeichnet hatte, wurden die Punkte verbunden und schon
war, nicht die Wetterkarte, nein, eine einzige Isobare fertig.
Der Zeitaufwand war gewaltig: Mit mehreren Stunden mußte man
schon rechnen, bis auf diese primitive Art eine Seekarte fertig war. Sie zu
lesen, daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen, war dann wieder eine andere
Sache. Dabei hätte eine einfache Message "4 bis Bft aus Norden"
gereicht.
Heute werden diese Sendungen langsam rings um die Welt
eingestellt, sie sind bedeutungslos geworden. Ein Notebook und ein Handy
(in Küstennähe) sind ungleich(!!!) leistungsfähiger. Und wenn wir dann noch
an die Satelliten zur Datenübetragung aus dem Internet rankommen, dann wäre
der Bordmetereologe 100%ig zufreiden. Über Kurzwelle geht es auch, vor allem,
wenn man eine Funkamateurs-Lizenz in der Tasche hat.
Ihr Bobby Schenk
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