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YACHT-Leser fragen, Bobby Schenk
antwortet
Frage von
Frage von Franz Ulrich Schumacher
Ein entschiedener Befürworter von
12-Volt an Bord bin ich während vieler Jahre auf dem Wasser geworden. Warum?
Sieht man sich bei modernen Werften um, dann kann man
feststellen, dass im allgemeinen und bei Schiffsgrößen
unter 50 Fuß 12 Volt "üblich" sind. Bei größeren Einheiten
gehen Werften meistens auf 24 Volt über.
Die Entscheidung für die Stromspannung wird vor allem durch
naturgesetzliche Überlegungen beeinflusst, dann kurz danach vom Geldbeutel:
Wenn wir zu Hause elektrischen Strom als etwas
Selbstverständliches ansehen - er kommt eben aus der Steckdose - , dann
sind wir uns meistens nicht im Klaren darüber, warum an Bord eines Schiffes
alles anders ist. Dabei wundern wir uns doch auch nicht darüber, dass an kalten
Wintertagen unser Auto nicht mehr anspringt, weil wir die Batterien leergeorgelt
haben. An Bord speisen wir nicht nur den Anlasser, sondern wir leben
aus der Batterie , von den Marinatagen mal abgesehen. Deshalb benützen
wir Gleichstrom, weil sich nur der "horten", also während der
Maschinenlaufzeit auf Vorrat produzieren läßt.
Gleichstrom hat aber gegenüber Wechselstrom einen großen
Nachteil. Er lässt sich nicht mit einem
Transformator in einen Strom mit anderer Spannung umwandeln. Das bedeutet
in der Bordpraxis, dass mit 12 Volt Batterien nicht 24-Volt-Verbraucher oder
umgekehrt betrieben werden können, jedenfalls nicht, ohne mit Tricks zu
arbeiten, die aber meist auf Kosten des Stromverbrauchs gehen.
Nachdem es für die übliche Autospannung von 12 Volt nahezu
unendlich viele Verbraucher gibt, können wir die für billiges Geld im
Supermarkt einkaufen und an Bord benutzen. Alles, was im Auto betrieben werden
kann, können wir dann auch auf dem Schiff benutzen ohne "Apothekerpreise"
für teures Yachtzubehör zu bezahlen. Gelegentlich gehe ich zu Radio-Konrad,
einer Fundgrube für "Yachtzubehör". Von der Schaltuhr, dem
Staubsauer, dem elektrischen Fernkompaß (für 69.- DM) bis hin zum
Feinmechanikerwerkzeug ist alles erhältlich - in 12 Volt. 24-Volt-Verbraucher -
Fehlanzeige! Dort gibt es übrigens auch so patente Kästen, mit denen man aus
12 Volt 24 Volt "machen" kann. Wie das, wo sich doch Gleichstrom
aus der Batterie nicht transformieren lässt? Die Lösung ist
entsprechend: Aus 12-Volt-Gleichstrom wird 12-Volt-Wechselstrom erzeugt, dieser
dann hochtransformiert, um daraus wiederum aus dem 24-Volt-Wechselstrom
Gleichstrom zu machen. Nicht sehr elegant und stromfressend. Der Yachtsmann mit
seiner 24-Anlage wird sich wundern.
Nun wäre es kein Unglück, einen 12-Volt-Autoradio mit einem
Spannungswandler von der 24-Volt-Batterie zu betreiben, auch wenn die Hälfte
des Stroms über Widerstände "verbraten" wird. Ganz anders sieht es
aus, wenn es sich um hohe Ströme handelt. Zum
Beispiel sind fast alle (technisch hochwertigen) Amateurfunk-Kurzwellenanlagen
auf 12 Volt ausgelegt. In den Spitzen liegen die Ströme wohl bei 30 Ampere. Es
gibt schlicht keine vernünftige Lösung, ein solches Gerät mit 24 Volt zu
betreiben. Ich habe es schon oft erlebt, dass dann die 24-Volt-Apostel eben nur
für diesen Zweck sich eine 12-Volt-Anlage zugelegt haben, mit allem Drum und
Dran (Lichtmaschine, Regler etc).
Hat man gut sortierte Lastwagengeschäfte in der Nähe, dann
bekommt man - mit Glück - zumindest Birnen für die
Kajütbeleuchtung . Beim übrigen Zubehör wird es dann schon eng.
Zugegeben, es gibt Grenzen für das 12-Volt-Stromnetz. Wenn
ich auf einem 60- Fuß- Schiff eine entsprechende Ankerwinde
betreiben muss, dann schaue ich mit 12 Volt alt aus. Da gibt's genügend Kraft
nur mit 24 Volt.
Eine 12-Volt-Anlage hat auch Nachteile.
Allerdings keine, die eine gute Werft nicht vorher schon abfangen kann: Soll der
Spannungsverlust in zulässigen Grenzen gehalten werden, dann benötigt man für
12 Volt erheblich dickere Leitungen wie für 24 Volt. Was die Sache beim Bau
erheblich verteuern kann. Aber dies ist eine einmalige Mehrausgabe. Es sei aber
nicht verschwiegen, dass es (kleinere) Werften gibt, die gerade hier glauben,
sparen zu können. Der Grund ist meistens nicht einmal Pfennigfuchserei, sondern
schlichte Unkenntnis. Ein 24-Volt-Anlage ist dagegen erheblich unkritischer beim
Einbau.
Autos werden in naher Zukunft nicht mehr mit
12-Volt-Anlagen ausgerüstet werden, sondern man wird Spannungen
oberhalb von 40 Volt benutzen. Dies ist dann der Moment, wo ich
begeisterter Anhänger von Borsdtromanlagen mit über 40 Volt werde. Aber bis
dahin wir noch einige Zeit vergehen.
Mit freundlichen Grüssen
Ihr Bobby Schenk
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