YACHT-Leser fragen, Bobby Schenk antwortet



Frage von Michael Lauber

Lieber Michael Lauber,

ganz klar, Sie können ohne Bedenken Ihr Schiff umbenennen. Ich nehme mal an, da wird nichts passieren. Aber garantieren möchte ich das auch nicht.

Es gibt eine Reihe von "Regeln", was man mit und auf Schiffen nicht tun soll (darf), die selbstverständlich keinen realen Hintergrund haben. Zum Beispiel ist es doch Nonsens, dass man auf einer Yacht nicht pfeifen soll. Aber ehrlich gesagt, ich pfeife nie auf einer Yacht (selbst, wenn ich es könnte). Auch ist es blödsinnig, am Freitag, speziell dem dreizehnten, nicht auszulaufen. Aber natürlich laufe ich an solchen Tagen üblicherweise auch nicht aus. Schiffnamen, die auf "a" enden, sollen Ärger bringen, ebenso Frauen auf dem Schiff. Letzteres glaube ich nun wirklich nicht, denn Frauen bringen überall Ärger (Männer meistens auch).

Aber Spaß beiseite: Gewisse althergebrachte "Bräuche" einzuhalten (wenn keine sachlichen Gründe entgegenstehen) macht doch Spaß. Wir betreiben die Schifffahrt ja nicht, weil sie so zweckmäßig ist, sondern weil sie durchaus einen - aus heutiger Sicht - romantischen Hintergrund hat. Und mit manchem Seemannsbrauch ehren wir auch das Andenken an die Altvorderen, die Seefahrt oft unter unmenschlichen Bedingungen betreiben mussten, gezwungen vom Broterwerb oder von Regierungen, die mal wieder einen Seekrieg aus den nichtigsten Anlässen führen "mussten"  - was sich hinterher immer als völlig sinnlos, meist auch als Verbrechen, erwiesen hat.

Mit den Zeiten ändern sich auch die Sitten. Weiße Kleidung war früher auf Segelyachten Pflicht. Noch vor einigen Jahren war es verpönt, Beine über Bord hängen zu lassen. Aber mit solchen Einstellungen fährst Du eben heute bei Regatten hinterher. Ob es allerdings ein schöner Anblick ist, wenn in den großen Regattafeldern auf den großen Hochseeyachten die Mannschaft wie eine Mövenkolonie auf der Kante sitzt, ist schon nicht mehr Geschmacksache. "Geil" ist es auch nicht. Aber an solchen Verirrungen sind nicht Segler schuld, sondern die Erfinder der Rennformeln, die solche Mißbräuche fördern - ganz abgesehen davon, dass dies auch dem Sicherheitsgedanken widerspricht.

Also, nennen Sie ruhig Ihr Schiff um, vergessen aber bitte nicht, bei Fahrtantritt den Ersten Schluck aus der Pulle Rasmus zu widmen - mit entprechender Ehrerbietung.

Mit freundlichen Grüssen

Ihr Bobby Schenk

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