YACHT-Leser fragen, Bobby Schenk antwortet



Frage von ThTheilen

Sehr geehrter Herr Theilen,

die Antwort auf Ihre Frage ist sehr einfach: Selbstverständlich fahren Sie da mit! Sie befürchten zwei Probleme, nämlich die drohende Seekrankheit und die mangelnde Erfahrung.

Ich habe noch nie von einem Fall gehört, wo sich die Seekrankheit nicht nach ein paar Tagen gegeben hat. Dies gilt vor allem für große, bequeme Yachten wie die "Ihre". Die Horrorstories, wo jemand "zur Lebensrettung" unbedingt ans Land abgeborgen werden mußte, haben sich immer in Gegenden abgespielt, wo Land auch in der Nähe war. In Ihrem Fall scheint mir das ohnehin ein nebensächliches Problem zu sein, dem leicht mit einer Tablette mit 24-Stunden-Depotwirkung abgeholfen werden kann. Am nächsten Tag vielleicht noch eine zweite, dann haben Sie es wohl hinter sich. Denn Seefestigkeit gewinnt man nur durch Aufenthalt auf der See! Und nach 5 Tagen oder so, werden Sie sich richtig wohl fühlen. Was viele Segler nie erleben, weil sie gar nicht so lange draußen sind.

Das zweite Problem ist nicht ihr Problem, sondern das des Skippers. Ich gehe davon aus, dass Sie sich einem Schiffsführer mit einiger Erfahrung anvertrauen und dass auch die übrige Mannschaft nicht ganz unerfahren ist. Dann werden Sie sicher die ersten Tage nicht zu Tätigkeiten herangezogen, von denen das Wohl der Yacht abhängt. Das heißt, sie können Erfahrung sammeln noch und noch. Gerade eine Atlantiküberquerung eignet sich da bestens.

Hinzu kommt, dass die ARC mit ihren Teilnehmerzahlen von über 200 Yachten, mit denen man teilweise Funk- oder auch - seltener- Sichtkontakt hat und damit einem ja auch ein höheres Sicherheitsgefühl vermittelt wird als bei früheren Alleingänge über den Ozean mit dem manchmal nervenden Zweifel wegen Einsamkeit und Hilflosigkeit im Notfall. Das wirkt sich auch aufs Gemüt und damit auf die Seekrankheits-Anfeindungen und auf Ihr Selbstbewusstsein aus.

Und, wenn alles schief geht, bleibt Ihnen dann immer noch die Flucht in die Koje. Freilich beliebt würden Sie sich dabei nicht besonders machen, denn auch der unerfahrendste Segler kann immer noch zweckmäßig als Rudergänger eingesetzt werden, der im Zweifelsfalle halt den Skipper aus dem Schlaf reißt. Auch so werden Mannschaftskapazitäten frei.

Aber letztere Befürchtung habe ich bei Ihnen, der vom Jollensegeln kommt, und damit vom segeln was versteht, gar nicht.

Drüben, beim ersten Plunters Punch werden Sie über Ihre heutigen Bedenken lächeln. Aber machen Sie bitte nicht den Fehler vieler Ex-Zweifler, die sich nach erfolgter Atlantiküberquerung schon als Segelgott fühlen. Unbarmherzig bestraft nämlich die See den Hochmut.

Schicken Sie uns doch einen ehrlichen Bericht über Ihre(!) Atlantiküberquerung. Es wird viele interessieren, die die gleichen Bedenken haben.

Mast- und Schotbruch!

Bobby Schenk

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