YACHT-Leser fragen, Bobby Schenk antwortet



Frage von Dominique

Hallo Dominique, ich versuche es mal:

Maßgeblich beim Segeln ist nur der Druck, den der Wind im Segel erzeugt. Also ist für die Geschwindigkeit in erster Linie der Druck entscheidend, den das Segel "fühlt". Der Wind, den wir als relativen oder scheinbaren Wind oder Bordwind bezeichnen. Im Gegensatz zum wahren Wind (englisch: true wind), der mit dem Windmesser am Clubhaus gemessen werden kann.

Wenn nun der Wind genau von achtern kommt, dann verringert sich der "Bordwind" (englisch: appearent wind) um die Fahrt, die das Schiff macht. Haben wir also einen (wahren) Wind von 10 Knoten und segeln wir genau vor dem Wind mit vier Knoten, dann wirkt im Segel nur noch ein Wind von 6 Knoten. Das Hinterhältige daran ist: Je schneller wir vor dem Wind segeln, umso weniger wird der Wind, umso weniger Druck herrscht im Segel, umso langsamer werden wir...Logisch!

Und raumschots? Wenn wir auf dem Windmesser von "appearant" auf "true" umschalten, dann werden wir keine großen Unterschiede feststellen können. Das heißt, der Druck im Segel, bei Wind von der Seite, bleibt ungefähr(!) gleich, die Geschwindigkeit der Yacht wirkt sich viel weniger auf die Windgeschwindigkeit aus. Ein raumer Wind von 30 Knoten bleibt ungefähr auf 30 Knoten, weitgehend unabhängig vom Bootspeed.

Jeder hat das Phänomen des scheinbaren Windes schon auf seiner Haut gespürt, wenn beispielsweise das Schiff bei hartem Wind von "am Wind" auf Vorwindkurs geht. Dann werden die Pullover ausgezogen und die Frage gestellt? Hat der Wind jetzt nachgelassen? Ja, aber nicht der wahre, sondern nur der scheinbare Wind.

Also: Bei Vorwindkurs wird der Bordwind mit zunehmender Schiffsgeschwindigkeit immer schwächer, die Yacht kann nicht mehr schneller segeln, vor allem nicht schneller als der Wind. Bei raumen Kursen wird die Geschwindigkeit des scheinbaren Windes ungleich weniger von der Schiffsgeschwindigkeit beeinflusst.

Man könnte dies alles auch mit einem Kräfteparallelogramm, mit der Resultanten als scheinbaren Wind, erklären, aber sie wollten es ja mit einfachen Worten erfahren!

Grüße Bobby Schenk

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