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YACHT-Leser fragen, Bobby Schenk
antwortet
Frage von
Mueller-Behn
Sehr geehrter Herr Müller-Behn,
also, um es gleich vorweg zu sagen, ich halte nichts vom Verkatten.
Ehrlich: Ich habe in meiner ganzen Segellaufbahn noch nicht ein einziges Mal
erlebt, dass jemand verkattet hat, obwohl ich mich ständig in Szenen aufhalte,
wo täglich geankert wird. Ich habe den Verdacht, dass mal jemand die Technik
des Verkattens (und des Vermurens) irgendwo gesehen
oder davon gehört hat und damit Seiten in einem Buch füllen wollte. Seine
Nachfolger haben dann die Themen übernommen, weil sie sich den Vorwurf ersparen
wollten, nicht vollständig zu sein.
Der Grund, warum Verkatten - der zweite
Anker hängt ein paar Meter hinter dem Hauptanker an der gleichen Kette -
völlig unüblich ist, ist sicher in der schwierigen
Handhabung von zwei Ankern gleichzeitig zu suchen. Sie können beide
nicht gleichzeitig mit der Winsch rausholen, müssen die
Kette auf der Nuss - per Hand - umsetzen, und haben nur wenig Kontrolle
über ihr Ankergeschirr, wenn der Wind schiftet.
Ich bin ein große Verfechter der
"Doppeltverteidigung", das heißt der Verwendung von zwei
Ankern, wovon der zweite immer nur mit Trosse,
also ohne Kette, gefahren wird. Üblicherweise gehe ich ganz normal mit Hilfe
der Ankerwinde vor einen Anker, nämlich meinem Hauptanker, einem Wasi-Bügelanker.
Anschließend fahre ich dann - ganz gemütlich - mit dem Beiboot den Danforth
aus, während Carla am Bug Lose in die 60-Meter-Trosse
gibt, bis diese ganz ausgefahren ist. Dies kann auch bei schwerem Wetter
geschehen. Wichtig ist, dass die ganze Länge der Trosse benutzt wird. Wenn
nämlich bei Flaute die Yacht ein paar Vollkreise schwojt,
dann kann durch Umsetzen des Trossentampens um die Kette herum das Ankergeschirr
leicht entwirrt werden.
Es ist ein Trugschluss, dass zwei Anker so ausgebracht werden
können, dass sie beide tragen, die Last also auf zwei Anker verteilt wird. Der
Hauptzug wird auch bei einem Winkel von nur 25 Grad
immer abwechselnd auf einem der beiden Anker lasten. Der zweite Anker ist also
nicht viel mehr als eine zweite Verteidigungslinie bei einem Sturm. Trotzdem
schläft man besser, wenn der Wind im Rigg heult und man ist beruhigt, weil sich
nicht mehr gegen den Sturm tun lässt.
Mast-und Schotbruch!
Bobby Schenk
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