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YACHT-Leser fragen, Bobby Schenk
antwortet
Frage von
Dr. Peter Rudlof
Lieber Herr Dr. Rudlof,
Sie fragen zurecht!
Da suchen die Weltumsegler von morgen jahrelang nach der
"idealen" Fahrtenyacht, werden Prospekte gewälzt, filzt man das ganze
Internet nach den Erfahrungen anderer durch, um teure Fehler bei der
Bootsanschaffung zu vermeiden - letztlich nur zu dem Zweck, um zusätzliche
Belastungen des meist nicht sehr üppigen Reisebudgets zu vermeiden, um so eine
Langfahrt kalkulierbar zu machen. Denn in einem sind sich (fast) alle
Yachtsegler auf Langfahrt gleich: Ein regelmäßiges Einkommen hat fast niemand
unter ihnen - von den Pensionisten und Rentnern einmal abgesehen.
Und dann schlagen die Unterhaltskosten mit mindestens 4000 Euro
(Wolfgang Hausner) bis zu 10000 Euro und darüber zu Buche?
Genauso ist es! Und das hängt von vielen Faktoren ab:
-
Wert des Schiffes
-
Größe der Yacht
-
"Kompliziertheit" der Yacht
-
Bootsbaustoff
-
Alter.des Schiffes
-
Geschicklichkeit und Arbeitsfähigkeit der
Crew
-
natürlicher Verschleiß
-
Pfuscherei der Marine-Industrie
-
Sicherheitsbedürfnis
Die Größe der Yacht
und - daneben ihr Wert - geben den Rahmen
für die Unterhaltskosten einigermaßen vor. Ausgeträumt sind die Zeiten, als
unterwegs für Liegegebühren "Null Mark" veranschlagt werden mussten,
wo kein Mensch auf die Idee gekommen ist, Geld dafür zu bezahlen, dass
er auf seinem Schiff irgendwo liegen durfte. Das hing damit zusammen, dass
es entlang der Blauwasserstraßen keine Marinas gab, sich nur selten wenige
Yachten dorthin verirrten. Heute sind Liegeplätze selbst an exotischen
Plätzen oft nicht mehr kostenlos. Einige Länder (Inseln) beginnen schon bei
der Einklarierung abzukassieren. Wie sie die Gebühren hierbei nennen, spielt
keine Rolle. Einmal heißt es "Navigationspermit", dann wieder
"Leuchtfeuergebühren", in Deutschland würde man es vielleicht
"Kurtaxe" heißen. Mancherorts verbietet man schlicht das Ankern (Bonaire,
demnächst in Bora Bora) und zwingt so die Segler an die kostenpflichtigen
Murings. Obgleich dies meist unter dem Deckmäntelchen des Umweltschutzes (Anker
in den Korallen!) geschieht, steht doch der Erwerbssinn hierbei sichtlich im
Vordergrund. Wird man nun in die Marinas gezwungen, so bemessen sich die
Gebühren immer nach der Größe und manchmal auch der Breite (Kat-Zuschlag) der
Yacht. Die Gebühren hierfür sind je nach Land außerordentlich verschieden,
doch zur Kostenabschätzung kann man wohl von 10 Euro (35 Fuß) bis 30 Euro pro
Tag ausgehen.
Man kann durch entsprechende Routenwahl
solchen Abzockgegenden
aus dem Weg gehen, aber ganz vermeiden lassen sie sich nicht. Denn wer möchte
schon auf einer Weltumsegelung Bora Bora auslassen? Eine mehr als bedenkliche
Entwicklung für das Fahrtensegeln!
Der Wert des Yacht spielt insofern eine Rolle, weil kann
man durch entsprechende Unterhaltsmaßnahmen diesen zu erhalten sucht. Eine
dreißig Jahre alte Kunststoffyacht wird weniger Unterhaltskosten verschlingen
als eine blitzende Luxusyacht aus einer holländischen Edelstahlschmiede.
Die Größe der Yacht
ist bestimmend, wenn es um Liegeplatzgebühren geht, wenn Farben gekauft werden
müssen, bei der Frage, ob zusätzliche Arbeitskräfte bei der Pflege im Hafen
eingesetzt werden müssen. Insbesondere aber schlägt dieser Faktor zu Buche,
wenn Reparaturen oder Teileaustausch erfolgen muss. Ein neues Vorstag für eine
50-Fuß-Yacht mit 20-Meter-Mast in 12 mm kostet halt nun ein Vielfaches von
einem 8mm-Stag mit Norseman-Beschlägen auf beiden Seiten!
Ein extrem kostenintensiver Faktor ist die Kompliziertheit einer
Yacht. Gerade in diesem Punkt gibt es die meisten Irrtümer mit nachfolgend
bitteren Erkenntnissen. Sind die Weltumsegler in spe gut betucht, so kaufen sie
häufig das "perfekte" Schiff (das es einfach nicht gibt) gerade
deshalb, damit sie später "für alle Fälle" gewappnet sind. Sie
befinden sich hierbei immer(!) in dem Irrtum, dass die teure Yachtausrüstung
qualitativ so hoch ist, dass während einer dreijährigen Weltumsegelung nichts
kaputt geht. Falsch!
Richtig dagegen ist:
Viel Ausrüstung geht auch viel
kaputt. Immer!
Man kann sich leicht vorstellen, was es dann kostet, per
Luftfracht Generatorteile um die Welt zu schicken. Solche vorher nicht
einkalkulierte Extra-Kosten führen übrigens dazu, dass häufig durchaus
berechtigte Mängelrügen oder Gewährleistungsansprüche gegen Werft und
Händler nicht durchgesetzt werden (können), weil zusätzliche Kosten und Zeitaufwand für einen
Versand um die Welt unbezahlbar erscheinen, ein
Prozess aus der Ferne bei der Langsamkeit der Justiz eine Weltumsegelung leicht
überlebt..
Damit sind wir bei einem ganz trüben Punkt, der leider bei der
Kostenabschätzung kaum berücksichtigt wird, aber besonders schlimm zu Buche
schlägt: Qualitätsmängel bei maritimen Erzeugnissen!
Günther Voigt hat dies in seinem Beitrag Murks auf Langfahrt-Yachten plastisch geschildert
Beispielhaft? Und ob! Es scheint, dass viele Firmen im maritimen Sektor ihre
Garantiefristen genau so abstimmen, dass nach Fristablauf Schäden durch
UV-Licht und durch die salzhaltige Umgebung erst sichtbar werden. Daran wird
sich auch in der Praxis durch gesetzlich vorgesehene längere Garantiefristen
nichts ändern. Deshalb schlagen Reparaturkosten oder Neuanschaffungen wegen
"Murks auf Langfahrtyachten" besonders zu Buche. Niemand ist dagegen
gefeit. Nur scheinbar besser ist derjenige dran, der in der Lage ist, selbst
Hand anzulegen. Denn bei vielen Ausrüstungsgegenständen gibt es nichts mehr zu
reparieren, nur noch teurer Teileaustausch ist möglich.
Noch einen Irrtum gilt es auszuräumen: Auch ein großer Name der
Werft schützt nicht vor immensen Reparaturkosten.
Bestimmte Grundkosten fallen bei jeder Yacht an, sind nicht zu
vermeiden. Nachdem "Giftfarben" bei der "Sportschiffahrt"
untersagt sind (nicht bei der Großschiffahrt!) kommt kaum noch eine
Langfahrtyacht um ein jährliches Aufslippen und Maling herum.
Je nach Ort wird man schon beim unvermeidlichen Kranen oder der Benutzung des
Travellisfts kräftig zur Kasse gebeten. Für eine 40-Fuß-Yacht (Mono!) muss
man ohne Arbeit und ohne Farben zwischen 500 Euro und 1000 Euro berappen. Für
die meist nicht sehr wirkungsvollen Unterwasserfarben ist nochmals die Hälfte
zu veranschlagen und für die Arbeit ebensoviel. Einige Werften an gut
frequentierten Plätzen (Westindien) verbieten übrigens das Arbeiten am Schiff,
erst recht durch "mitgebrachte" Arbeitskräfte (schwarzarbeitende
Yachtsleute). So reißt dieser jährlich unvermeidliche Posten wohl bei allen
Langfahrtseglern das dickste Loch in die Bordkasse.
Immer! Hinzu kommen bei Stahlyachten zusätzliche
Malarbeiten an Rumpf und vor allem am Deck. Holzyachten gibt es kaum
noch. Aus gutem Grund, denn der Lack müsste in den Tropen alle sechs Monate
nachgeschliffen und -gepinselt werden. Aber auch Kunststoffyachten sind nicht
ganz vor teuren Überholungsarbeiten geschützt. Dann nämlich, wenn Osmoseschäden
(sehr häufig an alten GFK-Yachten) auszubessern sind, verdreifacht sich leicht
die Zeit auf dem (teuren) Trockenen.
Viele verzichten darauf, mir würde das Segeln "ohne"
keinen Spaß machen: Die Schiffsversicherung.
Gemeint ist nicht die Haftpflichtversicherung (in einigen Ländern bereits
Pflicht), denn diese belastet die Bordkasse kaum und ist so immer zu empfehlen.
Die Vollkasko-Versicherung ist ein sanftes Ruhekissen (zum Beispiel bei Sturm am
Ankerplatz), ist aber nicht für jeden erschwinglich. Oft hat man ja seine
letzten Taler in das Schiff gesteckt, sodass für die Versicherung nichts mehr
übrig bleibt. Denn die Prämie bewegt sich in der Größenordnung zwei bis vier
Prozent - vom Neuwert des Schiffes. Der ist dann wirklich reich, der seine
Millionenyacht auch noch entsprechend versichern kann: Macht runde 2000 Euro -
pro Monat!
Wer seine Yacht gar noch finanziert hat und mit einer Zinsbelastung
leben müsste, der kann sich eine Langfahrt - ich vereinfache das mal grob -
schlicht nicht leisten.
Man sollte aber aus dem Gesagten nicht schließen, dass eben die
"guten alten Zeiten" vorbei sind. Früher war der Unterhalt einer
Fahrtenyacht nicht viel billiger, wenn man von den heute manchmal
unvermeidlichen Liegeplatzkosten absieht. Was sich geändert hat, sind wir - und
damit unsere Schiffe. Wer heute mit einer 10-Meter-Yacht auf Langfahrt geht,
kommt mit einem recht bescheidenen Budget aus, wenn seine Yacht einfach und
seemännisch ausgerüstet ist.
So vielfältig das Fahrtensegeln ist (einer der Reize dabei!),
so wenig möglich ist es, im vornhinein eine genaue Kostenaufstellung für den
Unterhalt einer Yacht zu machen. Es scheint nur zwei gültige Richtsätze zu
geben:
Erstens: Die Unterhaltskosten für eine
Langfahrt sind immer höher als zunächst angenommen
Zweitens: Die Unterhaltskosten sind
proportional zum Wert der Yacht.

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