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YACHT-Leser fragen, Bobby Schenk
antwortet
Frage von
Martin Haupt
Sehr geehrter Herr Haupt,
in diesem Falle ist die Antwort sehr leicht:
Ein gekenterter Hochseekat kann nicht mehr
aufgerichtet werden!
Tatsächlich sind schon reichlich Ideen ausgebrütet worden, um
dieses größte aller Unglücke für einen Katamaran zu "reparieren".
Die meisten dieser Ideen basierten auf dem Plan, mit Hilfe eines über dem
Katamran angebrachten Punktes, diesen mit Hilfe von Flaschenzügen oder
ähnlichem wieder aufzurichten. Dieser "Befestigungspunkt" sollte mit
Hilfe von Ballonen, Flugdrachen oder Ähnlichem dargestellt werden. Obgleich
einige dieser Geniestreiche im Versuchstest unter idealen Bedingungen mit sehr
kleinen Katamaranen durchaus mal funktionierten, war meist gleich erkennen, dass
in der echten Hochseepraxis keine Chance besteht, einen ausgewachsenen Katamaran
wieder aufzurichten. Zumal oft davon auszugehen ist, dass gekenterte Katamrane -
je nach Wetterbedingungen - oft in der äußerst stabilen Lage "Mast nach
unten" liegen bleiben.
Dazu kommt: Ein gekenterter Katamaran ist oft, selbst wenn man ihn
wieder aufrichten könnte, jedenfalls wirtschaftlich als Totalschaden
einzustufen. So wiederfuhr es einem deutschen 12-Meter-Katamaran, der in der
Biskaya vornüber(!) kenterte. Nebenbei der einzige Fall aus neuerer Zeit, der
mir bekannt ist, wo ein Fahrtenkatamaran umgeschmissen hat.
Dagegen
hat es ein Reihe von "Erfindungen" gegeben, um die Kenterung eines
Katamarans von vorneherein zu vermeiden, was erheblich vernünftiger ist, als
sich Gedanken darüber machen, wenn das Kind schon mit dem Bad ausgeschüttet wurde.
Am bekanntesten ist wohl der Kenterschutz wie er serienmäßig in die englischen
BOB-Katamrane "eingebaut wurde. Sang- und klanglos wurde seit einigen
Jahren diese "geniale" Idee wieder fallengelassen. Es stellte sich nämlich
heraus, dass der Auftriebskörper als erhöhter Windfang die Kentergefahr
gehörig erhöhen kann.
Wolfgang Hausner hat in seine
Großschot eine "Sollbruchstelle" eingebaut, die im Ernstfall sicher
nur einen beschränkten Effekt gehabt hätte, weil die Kentergefahr eines
Katamarans in erster Linie von der "Schräge" seiner Position - und
die ist eine Folge der Steilheit der See - abhängt und nicht sosehr vom
Winddruck.
Kurzum: Kats können kentern, so wie ein Flugzeug abstürzen
und eine Monoyacht sinken kann. Damit haben wir uns abzufinden und uns beim
Katamaran-Segeln danach zu richten.
Ein
guter Trost ist vielleicht die Tatsache, dass Kenterungen von Fahrtenkatamaranen
heute extrem selten geworden sind. Mir jedenfalls ist - ausser dem oben
erwähntenFall - kein weiteres solches Unglück bekannt! Die Ursache hierfür
ist sicher die enorme Formstabilität und Stäbigkeit moderner
Fahrtenkatamarane. Freilich - rasante Geschwindigkeiten darf man sich von denen
nicht erwarten. Aber der Speed ist ja auch nicht der Hauptvorteil von
Fahrtenkatamaranen, sondern deren Platzangebot und damit die Lebensqualität auf
ihnen.

Anders
sieht es da schon aus bei den Rennkatamaranen. Um diese heutigen phantastischen
Geschwindigkeitsrekorde zu erzielen - im Durchschnitt fast 30 Knoten! - wird -
wie in jedem Sport - ein enormes Risiko akzeptiert. Dementsprechend gibt es dort
immer wieder spektakuläre Unfälle, auch mit tödlichem Ausgang, was beweist,
dass auch in diesem Showgeschäft, wo bekanntlich ein riesiger finanzieller
Aufwand betrieben wird, mit Geld allein die Sicherheit nicht gewährleistet
werden kann. Das wäre nur mit guter Seemannschaft möglich, die allerdings im
Geschäft nur lästig wäre. Diese Rekordfahrten mit den Augen eines
Fahrtenseglers zu beurteilen ist aber sicher genauso falsch, wie beispielsweise
in Michael Schuhmachers Beruf die Tätigkeit eines Autofahrers zu sehen. Nur
nebenbei: Eine meiner Lieblingsbeschäftigungen an Land ist es TV-Übertragungen
von Formel1-Rennen anzuschauen.
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