YACHT-Leser fragen, Bobby Schenk
antwortet
Frage von
Benno Höning
Hallo Herr Höning,
klar, erst recht bei der elektronischen Seekarte muss ein
Backup, also ein Reservesystem zur Verfügung stehen. Das ist eine der
Grundforderungen der gesamten Navigation. Was viele nicht wissen: Auch der
Lufthansajet fliegt heute oft mit GPS seinen Landeanflug. Hätte er kein
Backup-System für das GPS, so wären die Insassen im Falle des Ausfalls des
GPS-Systems Todeskandidaten.
In der Hochseesegelei ist der Peilkompass in Küstennähe das
Backup-System für das allgemein benutzte GPS und auf hoher See eben immer noch
der Sextant.
Navigation ohne Seekarte gibt es nicht. Unterwegs ohne
Seekarte dazustehen, ist sicher genauso schlimm wie ein Ruder- oder Mastbruch.
Gerade bei der elektronischen Seekarte ist ein Backup-System besonders wichtig,
denn wie bei keinem anderen System an Bord ist die Wahrscheinlichkeit extrem
hoch, dass darauf zurückgegriffen werden muss. Denn "die elektronische
Seekarte" hängt in erster Linie vom einwandfreien Funktionieren des
Computers (Notebook) ab. Und wie wir alle wissen, sind bei dieser
überzüchteten Errungenschaft moderner Datenverarbeitung Abstürze an der
Tagesordnung - zu Hause am Schreibtisch, erst recht auf einer Yacht mit den
üblichen Stromversorgungsproblemen, Erschütterungen und der
salzwasserschwangeren Luft.
Also ein zweiter Computer, wenn mit elektronischen Seekarten
navigiert wird? Tatsächlich haben die meisten Langfahrtyachten zwei oder mehr
Computer an Bord (praktisch alle haben heute zumindest einen). Aber auch das ist
keine hundertprozentige Rückversicherung, denn auch dann wisd der Navigator
nicht hundertprozentig abgesichert. Die Lösung ist viel einfacher: Die
Papierseekarte ist für die elektronische das einzig richtige Backup. Denn eine
Karte aus Papier kann uns nicht im Stich lassen - einmal abgesehen von dem Fall,
dass der Rudergänger sie mit an Deck bringt und der Wind sie davonträgt.
Freilich kommt dies in der Praxis nie, wohl aber in den Aufgaben bei der
Scheinprüfung vor.
Jetzt wird es aber richtig teuer, denn ein Argument für die
elektronische Seekarte war ja eigentlich, dass man sich die Anschaffung der
(teuren) Papierkarte spart. Aber es gibt da einen guten Ausweg:

Wenn ich zum Bespiel mit Kartenmaterial von Delius Klasing
Fehmarn rund segle, kann ich doch mir die Seekarte auch ausdrucken, so man hat, auch farbig. Dann habe
ich eine Papierseekarte, die ich im Notfall immer noch benutzen kann.

Ihre Qualität und die schlechtere Schärfe gegenüber dem
Original - je nach Druckerqualität - reicht mir bei erhöhter Vorsicht im Notfall doch
leicht aus, um jedenfalls den nächsten Hafen zu erreichen. Selbstverständig
ist der Papierausdruck nur dann sinnvoll, wenn er vor Antritt des Törns gemacht
wird. Denn, wenn unterwegs der Computer aussteigt, ist auch ein Ausdruck nicht
mehr möglich.
Es gibt einige elektronische Seekartensysteme, die leider
nicht mit einer Druckerfunktion ausgestattet sind. Man kann sich in der Praxis
leicht dadurch behelfen, indem man von der elektronischen Seekarte sogenannte
Screenshots, also Abbilder des Bildschirms anfertigt und diese ausdruckt.
Preiswerte Programm, zum Beispiel das deutsche Hardcopy, gibt es im Internet.
Mast- und Schotbruch
Bobby Schenk
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