YACHT-Leser fragen, Bobby Schenk
antwortet
Frage von
Silvano Cometta
Hallo Silvano Cometta,
mit einem muss man sich abfinden: Russische Marinesextanten
kommen meist aus dunklen Quellen und sind fast ein Symbol für die
Auflösungserscheinungen der Weltmacht Sowjetunion nach dem Zusammenbruch des
Kommunismus.

Solche Sextanten wurden und werden auf Flohmärkten angeboten
und ihr Preis dürfte so um die 200 Euro liegen. In letzter Zeit werden sie auch
von fliegenden Händlern verkauft, die zum Teil illegal aus den früheren
Ostblockländern einreisen und am Straßenrand ihre Waren direkt aus dem LKW
anbieten.
Wenn sich der Sextant in der meist hölzernen
Orginalverpackung befindet, noch dazu mit allen Zubehörteilen, darunter
mehreren Ferngläsern, ausgestattet ist, dann handelt es sich häufig um ein
Schnäppchen. Da der Sextant aber sicher schon durch mehrere Hände gegangen
ist, ist Vorsicht angebracht. Zeigt der Sextant auch nur leichte Zeichen von
Beschädigungen mechanischer Art, sollte man die Finger davon lassen, weil keine
Gewähr mehr für präzise Messergebnisse gegeben ist. Auch eine nachträgliche
Vermessung, gar eine Reparatur ist so gut wie ausgeschlossen.
Wenn der Sextant allerdings unbeschädigt ist, dann handelt es
sich um ein Präzisionsinstrument, das ich auch im Ernstfall verwenden würde.
Er weist alle Merkmale auf, die einen guten Metall-Sextanten auszeichnet, ja im
Gegensatz zu westlichen Sextanten ist der russische Marinesextant meist noch mit
mehreren Ferngläsern ausgestattet. Überflüssig allerdings ist die drehbare
Lupe, mit der die Minuteneinteilung auf der Trommel abgelesen werden kann. Denn
Minutenbruchteile spiegeln in der Praxis eine Messgenauigkeit vor, die auf Grund
verschiedener Faktoren (Schiffsbewegung, Lichtbrechung etc) nicht gegeben ist.
Interessant ist die Ausstattung des Sextanten mit einem
Vollsichtspiegel, wie er seit rund 15 Jahren vom führenden Sextantherstelle
Cassens und Plath aus Deutschland ebenfalls verwendet wird. Im Gegensatz zu
vielen anderen Second-Hand-Sextanten braucht also hier kein Kompromiss
eingegangen werden. In der russischen Marine scheint man also von
Astronavigation eine Menge verstanden zu haben.
Daraufhin deutet auch der Umstand, dass der Sextant über
keine Beleuchtung verfügt. Denn in der Bordpraxis kommen nun mal
Sternenbeobachtungen, wo eine Skalenbeleuchtung nützlich sein könnte, selten
vor.
Mast- und Schotbruch
Bobby Schenk
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