YACHT-Leser fragen, Bobby Schenk
antwortet
Frage von
Volker.Kissling
Lieber Volker Kissling,
vorab: Wenn ich die Ursache für den Mastbruch
nicht genau kenne und für die Zukunft ausschließen kann, dann würde ich eine
solche Yacht nicht kaufen. Das gilt auch dann, wenn ein unmittelbarer Grund für
den Mastbruch nicht mehr festgestellt werden kann.
Riggs von Fahrtenyachten müssten eigentlich so konstruiert
sein, dass auch bei Fehlbedienungen (Ausnahme: Patenthalse) ein Mastbruch
ausgeschlossen werden kann. Selbst wenn also die Yacht in schwerem Wetter zuviel
Segel trägt ("jeder Tor kann die Segel stehen lassen") dürfte dies
nicht zu einem Mastbruch führen. Ausgenommen sind vielleicht die (veralterten)
Riggs, bei denen der richtigen Bedienung der Backstagen (englisch besser: "running
backstays") entscheidende Bedeutung zukommt. Hier kann eine Fehlbedienung
in schlechtem Wetter tatsächlich zu einem Mastbruch führen.
In
den meisten Fällen wird jedoch die Ursache für einen Mastbruch nicht beim
Wetter zu suchen sein, sondern bei einem Materialversagen. Es kann immer mal
wieder passieren, dass ein Stag oder ein Want bricht, weil das Material längst
getauscht hätte werden müssen. Häufig sind solche Schwachstellen von außen
nicht oder nur sehr schwer auszumachen. Auf dem Foto beispielsweise haben sich
im Terminal im Laufe der Zeit (10 Jahre) Haarrisse gebildet, die mit Sicherheit
bei der beabsichtigten Atlantiküberquerung zu einem Mastbruch geführt hätten,
wäre der Skipper nicht so penibel gewesen, mit der Lupe an die Inspektion
seines Riggs zu gehen. Nebenbei: Alle(!) Terminals wiesen solche Risse auf. Die
Diagnose des sachverständigen Skippers: Eindeutiger Materialfehler von Anfang
an!
Vor ein paar Jahren kam es zu einer spektakulären
Rückrufaktion einer französischen Werft, die offensichtlich unbeabsichtigt
Riggs mit fehlerhaften Terminals ausgeliefert hatte, die zu Mastbrüchen
führten. Im Klartext: Eine solche Yacht würde ich dennoch kaufen, weil die
Ursache für den Mastbruch nicht in der schwächlichen Riggkonstruktion zu
suchen ist, sondern ebenfalls in Materialfehlern.
Wenn ein solcher Materialfehler für den Mastbruch nicht
verantwortlich gemacht werden kann, dann liegt in meinen Augen eine zu
schwächliche Konstruktion des Riggs vor. Das wäre nicht so außergewöhnlich,
denn viele Yachtkonstrukteure, die nur ihr Revier vor dem Steg kennen, und sei
es auch die Biskaya, können sich gar nicht vorstellen, welche Belastungen auf
das Rigg einer Segelyacht zukommen, wenn sich die Yacht in schwerer See auf dem
offenen Meer durchkämpfen muss, ja wenn eine Yacht schon mal ein paar Meter in
ein Wellental stürzt. Dann vervielfacht sich der Druck in die Segel und damit
ins Rigg, und zwar ruckartig. Auch das muss das Rigg einer Blauwasseryacht
abkönnen.
Also, ohne diese Yacht zu kennen: Größte Vorsicht ist
angebracht!
Mast- und Schotbruch
Bobby Schenk
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