YACHT-Leser fragen, Bobby Schenk
antwortet
Frage von
Dr. Uwe Roske
Hallo Herr Dr. Roske,
man
könnte die Frage mit einem lapidaren Satz beantworten:
Selbstverständlich schwächen Mastsprossen den Mast.
Ich glaube, es leuchtet ein, dass jede Bohrung die Stärke
einer Spiere mindert, auch dann, wenn auf dem Beschlag selbst keine Belastung
steht. Je mehr Bohrungen, umso größer ist die Schwächung, und zwar in Prozent
der Gesamtstärke des betreffenden Mastes.
Auch,
wenn es verschiedene Typen von Mastsprossen gibt, kann man doch ungefähr sagen,
dass Mastsprossen eine vorgegebene Größe haben. Daraus ergibt sich
gleichzeitig, dass der Mast auf einer größeren Yacht, der ja entsprechend der
Schiffsgröße dimensioniert ist, unempfindlicher gegen die Anbringung
zusätzlicher Beschläge ist, als der Mast einer kleinen Yacht.
Wenn die Mastgröße in einem "kritischen" Bereich
ist, dann sollte man allerdings darauf achten, dass die Mastsprossen mit einem
Minimum an Bohrungen auskommen, ohne ihre Funktion, den Füßen einen sicheren
Halt zu gewähren, einzubüßen.
Die
Schwächung eines Mastes könnte ein Statiker exakt berechnen. Mir ist ein
solches Gutachten einmal zugegangen, indem ausgerechnet wurde, wie weit der Mast
einer 15-Meter-Stahlyacht durch die massive Anbringung einer Halterung für eine
Radarantenne geschwächt worden war. Das Ergebnis: drei bis fünf Prozent.

Daraus läßt sich der Schluss ziehen, dass sich Mastsprossen
nicht einmal in dieser Größenordnung auf einer 43-Fuß-Yacht auswirken, wenn
darauf geachtet
wird, dass nicht unbedingt Sprossen verwendet werden, die eine größere Anzahl
von Bohrungen voraussetzen, wie die klappbaren Mastsprossen, die in letzter Zeit
nicht nur wegen ihres guten Aussehens immer mehr verwendet werden. Mastsprossen,
die nur mit wenigen Bohrungen angebracht werden können, bergen ebenfalls eine
Gefahr. Die beiden Bohrungen befinden sich exakt senkrecht untereinander, was
sich wegen der Kraftlinien negativ auswirken könnte.

Alle
diese Erwägungen gehen von Laborbedingungen aus. In der Praxis aber wird der
Mast dann bis zum letzten gefordert, wenn ein Beschlag bricht. Dann aber können
je nach Havarie auf bestimmte, vorher nicht bestimmbare Stellen momentane
Belastungen kommen, mit denen vorher nicht gerechnet werden konnte. Ist dann
gerade dieses Stelle durch mehrere eng beieinanderliegende Bohrungen
geschwächt, können die paar Schrauben einer Mastsprosse die Katastrophe
auslösen. Rein theoretisch!
Wenn Sie ganz auf der sicheren Seite sein wollen, sollten sie
also auf Mastsprossen verzichten und vielleicht stattdessen Webeleinen zwischen
den Wanten zum Aufentern in den Mast benutzen. Freilich bringt Ihnen das nur den
Vorteil des besseren Ausgucks von der Saling aus. Für Reparaturen oberhalb der
Saling taugt diese Lösung nichts. Oder sie machen es wie Wolfgang Hausner,
der ohne Mastsprossen blitzschnell in die Saling aufentern kann. Nicht
jedermanns Sache!
Meine ganz persönliche Meinung zu Ihrem Problem: Auf einer
Moody 43, ein bekannt stabiles Fahrtenschiff, hätte ich keine Bedenken,
Mastsprossen zu installieren.
Zum
Schluss noch ein Witz, der das Problem am besten beleuchtet. Er stammt angeblich
aus der israelischen Luftwaffe: In zahlreichen Fällen mussten bei deren
Jagdbombern die Piloten den Schleudersitz betätigen, weil eine Tragfläche ohne
Vorwarnung abriss. Was man auch anstellte, man konnte die Unfallserie nicht
stoppen, die Flügel brachen ohne ersichtlichen Grund ab. Endlich hatte der
Chefingenieur den notwendigen Geistesblitz. Er ließ bei allen Maschinen die
Tragflächen perforieren. Damit war die Serie gestoppt. Als der General seinen
Techniker nach dem Erfolgsgeheimnis befragte, antwortete der verschmitzt:
"Schauen Sie, wenn sie Toilettenpapier benutzen, dann reißt das ja auch
nicht an der Perforierung..."

Mast- und .......
Bobby Schenk
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