Sensation: preiswertes Telefonieren und Internet auf hoher See



Jetzt: Mit über 60 IRIDIUM-Satelliten ins Internet

Iridium? Da war doch was? Richtig: Da wurden doch vor Kurzem einige Milliarden (Dollar!)  in den Sand gesetzt! Mehr als 60 Satelliten kreisten nutzlos im All, sollten zerstört werden, weil die Kundschaft für dieses Satelliten-Telefon-System fehlte. Wir Segler hätten uns gefreut, doch für die paar tausend Wüsten- und Wasserwanderer auf der Welt lohnte sich der gigantische Aufwand nicht, und die anderen "normalen" Menschen sind ja längst im letzten Dorf über GSM-Handy fast lückenlos zu erreichen. Und so war das Iridium-System zum Eingehen verdammt, bevor es richtig loslegen konnte.

Die Satelliten haben es überlebt (die kleinen Kunden auch) und offensichtlich hat bei einigen Machern die Vernunft gesiegt. So ist Iridium wieder auf dem Markt, wie der Phönix aus der Asche. Mit einer völlig anderen - und ich meine seriösen - Geschäftspolitik. Die Masse an Kunden soll nunmehr aus dem System ein rentables Geschäft machen. Die kriegt man nur über die Preise, denn dem Bauern in der Türkei ist es egal, ob er über GSM-Funk mit terrestrischen Funkstationen vom Feld ins Dorf telefoniert oder eben über Satelliten rund um die Welt. Entscheidend sind die Gebühren.

Die Minute mit dem Iridium-Telefon soll 2 Mark 15 kosten, viel für ein Citygespräch in Hamburg, geschenkt für ein GSM-Telefonat von Marmaris nach München. Alle Preisdetails liegen noch nicht auf dem Tisch, aber es sollen tatsächlich nur wenig über 2 Mark für die Minute zu löhnen sein - ohne Grundgebühr, Roaming-Gebühren (sollte  heissen: "Räuber-Gebühren") und ähnliche Abzock-Gelder. Und das Beste: Der Preis gilt für überall hin und überall her - weltweit!

Auch technisch hat sich viel geändert. Früher suchte das Iridium-Telefon zunächst die beste (terrestrische) GSM-Verbindung und erst wenn, zum Beispiel von hoher See aus oder in der Tundra, keine verfügbar war, bemühte man die Satelliten. Damit wird jetzt offensichtlich Schluss gemacht, denn die nächste Geräte-Generation in ein paar Wochen (die viel kompakter als das Testgerät  ist, ähnlich den "normalen" Handys) hat keinen GSM-Teil mehr. Alle Gespräche und Verbindungen laufen über die Satelliten. Bei einem ersten Test auf der THALASSA - immerhin vom Vorschiff  - unter Deck ohne vorhandenen Außenantenne -  bis zum Heck ins GSM-Handy wurde die Verbindung in wenigen Sekunden in Digital-Qualität hergestellt, obwohl ja faktisch das Gespräch über zigtausend Kilometer lief. Genauso schnell ging es aus dem - deutschen - Festnetz, wobei auch der Anrufer nur 2,15 DM blecht, der Iridium-Nutzer dann gar nichts. Zum Vergleich: Eine GSM-Verbindung vom Handy auf der THALASSA in der Türkei zu T-Online wegen Homepage-Aktualisierung kostet leicht um die vier Mark, also das Doppelte.

Die einmal fürs Handy zugeteilte Nummer gilt weltweit, also auf dem Atlantik und im Pazifik. Damit nicht genug der Bonbons: Jeder mit Internetzugang kann vom PC aus eine Short Message (SM) aufs Iridium überall auf der Welt rund um die Uhr schicken mit maximal 120 Zeichen. Ein Test auf der THALASSA brachte auch hier eine fantastische Übermittlungszeit von 25 Sekunden. Noch etwas holprig, die Umlaute werden nicht verstanden (siehe Foto), doch das wird sicher bald abgestellt.

Und jetzt für uns Segler ein Hammer, der bald dazu führen wird, dass die Silhouetten der Super-Motoryachten der Reichen und der schönen wieder mehr nach Schiff aussehen werden. Die riesigen Satelliten-Eier werden ziemlich überflüssig, weil es das Iridium-Handy auch kann: Der Zugang ins Internet. Das ist Sensation Teil 2: Schon jetzt sind Iridiums auf dem Tisch der Herstellerfirma Motorola, die einen Datenausgang für 9600 Baud besitzen. Das reicht schon zum Surfen. Es ist die Geschwindigkeit, die die ersten Modems für den PC hatten. Es ist nicht gerade ISDN, aber schon die Geschwindigkeit von GSM-Handys. Zum besseren Verständnis: Es ist die Datenspeed, mit der diese gesamte Homepage erstellt und aktualisiert wird - allerdings nicht zu Iridium-Gebühren, sondern - deutlich - kostenaufwändiger.

Wo ist der Haken? Beim Anschaffungspreis? Unter 2000.- DM soll das Gerät kosten. Lächerlich im Vergleich zu sonstigen unförmigen Satelliten-Anlagen! Also auch hier nur Pluspunkte.

Das Ganze ist zwar - wieder - im Gründerstadium, trotzdem ist Optimismus angesagt schon weil sich seriöse Firmen um den Vertrieb bemühen. Fünf Dutzend Satelliten sind am Himmel, Technik funktioniert, die Geräte sind da. Kommunikationsfreiheit auf den sieben Meeren winkt - für alle. 

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Page by Bobby Schenk
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