Die Hauptlast an den Referaten
wurde, wie der Name des Seminars sagt, von Bobby Schenk getragen. Die
Themenvielfalt kann nur mit Stichworten angedeutet werden: Erfahrungen von einem halben Hundert
Weltumseglern (Fazit aus Interviews mit
50 Weltumseglern ), Einrumpfyachten und Katamarane, Tiefgang, Besegelung,
Maschine, Grobplanung der Langfahrt, Leben
ohne Steckdose - Energie auf der Segelyacht
(Solar-, Wind-, Wellen- und Diesel-Generator, Heizen und Kühlen,
Wassermacher), Verbindung mit der Außenwelt (Bodenstation, Computer, Iridium, Pactor,
Amateurfunk, Internetzugang), Kosten
einer Reise (Unterhalt fürs Schiff. Wie
kann ich die Kosten niedrig halten?), Navigation auf Langfahrt, elektronische Seekarten, GPS,
Astronavigation), Sicherheit an
Bord (Epirb, Rettungsinsel, Einbruchssicherung, Piraten, Waffen).
Dr.Kerstin
Heller und Bernd Heller segelten auf der Passatroute mit ihrer damals
fünfjährigen Tochter Luca auf der Sunbeam-Yacht Menevado in drei Jahren um die
Welt. Kerstin und Luca berichten über diesen Törn und dessen technische
Aspekte. Im Vordergrund steht aber die Problematik (die keine War) "Weltumsegelung
mit Kind". Das von Bernd verfasste Kinderbuch über diese Segelreise
"Geschichten aus deinem Kopf" war während des Seminars handsigniert
erhältlich.
Die
Studentin Katharina
und
der Patentanwaltskandidat Maximilian mit
guten Erfahrungen im Hochseesegeln wollten auch Kenntnisse im Blauwassersegeln
erwerben. So wählten sie "Hand gegen Koje" und gingen im Sommer 2012
bei einem österreichischen Weltumsegler an Bord. Sieben Wochen lang segelten
sie in der Südsee und lernten so einiges über das Fahrtensegeln. Die Frage, ob
sich eine solche Unternehmung zur Vorbereitung aufs Langfahrtsegeln eignet,
konnten die Zuhörer mit einem eindeutigen "JA" beantworten, wenn die
Eleven vom Schlage der beiden sympathischen Referenten sind. Die Schlusspointe
Ihres Vortrags kann nicht jedermann bringen: Mitten in der Südsee gaben sich
die beiden Segler das Jawort fürs Leben.
"Auf
zwei Rümpfen um die Welt!" nannten Kerstin und Hans ihren Vortrag, bei dem
sie ihre Erfahrungen aus dem großen Törn wiedergaben. Sie waren der beste
Beweis, wie individuell Fahrtensegeln sein kann. Aus der Sicht von Segelasketen
wäre die Ausrüstung Ihrer CINDERELLA viel zu luxuriös, denn dort sind Waschmaschine
und Geschirrspüler eine Selbstverständlichkeit und unbedingt notwendig.
Eine erfolgreiche Weltumsegelung mit dem von zu Hause gewohnten Luxus.
Der
zweite Seminartag begann mit einem Grußwort an die Teilnehmer vom tüchtigen
und smartesten Messeleiter der INTERBOOT Dirk
Kreidenweiß. Er betont, dass er es als Auszeichnung empfindet, dass ausgerechnet im tiefsten
Binnenland ein so gut ausgebuchtes Blauwasser-Seminar stattfindet. Bobby mußte
er korrigieren, als Schenk darauf hinwies, dass dieses Seminar nur Dirk und
seiner Großzügigkeit zu verdanken ist: "Ein Schwabe großzügig? Dass ich
nicht lach!"
Prof. Dr.med.Stefan von Sommoggy (Facharzt für Chirurgie und
Gefäßchirurgie und ehemaliger Chefarzt einer Klinik). "Dieser
Vortrag war ein Kracher", so hat letztes Jahr ein Teilnehmer geurteilt.
Dementsprechend hoch waren die Erwartungen an den Referenten. Der erfahrene
Hochseesegler Prof. Dr.med.Stefan von Sommoggy zog seine Zuhörer durch die bodenständige Betrachtungsweise des oftmals so
trockenen Stoffes "Medizin an Bord" erneut sofort in Bann. Für alle
Probleme, mit denen der Blauwassersegler konfrontiert werden könnte, bot der
Referent praxisständige und nachvollziehbare Lösungen an. "Der Skipper ist der Arzt"
war seine Aussage, die während des Referates von den Zuhörern sichtlich bejaht
wurde. Als unmittelbar nach der anschaulichen Behandlung der Thematik
"Luftröhrenschnitt"
in der ersten Reihe allerdings ein Zuhörer zusammensackte
und leise zu Boden ging, dachte mancher Zuhörer angesichts dieser scheinbaren
Demonstration allerdings: "Jetzt
übertreibt er aber,
das geht zu weit!". Umso mehr als wenige Minuten später eine orangene
Notarztmannschaft in den Saal eilte. Aber es war keine gestellte Szene, ein
gewiss ansonsten nicht empfindlicher Zuhörer war angesichts der drastischen
Ausführungen des Professors (und Chirurgen) aus den Latschen gekippt. Ärztin
Dr.Heller gab Entwarnung und innerhalb weniger Minuten erholte sich der Patient
und konnte das Referat zu Ende verfolgen.
Manfred Jabbusch, Träger des
Trans-Ocean-Preises - Weltumsegler. War sein segelsportlich
anspruchsvollster Törn durch die brüllenden Vierziger mit einer 35-Fuß-Hallberg
Rassy schon aufregend genug, so verlor Manfred bei einer Überführungsfahrt mit
einer 45-Fuß-Yacht vor New York beinahe sein Leben, als diese von einer
Monster-See entmastet wurde und Manfred mit Crew gerade noch rechtzeitig vom
Coast Guard Helikopter abgeborgen und ins Krankenhaus gebracht werden konnte.
Dank einer vorzüglichen Vorbereitung auf den Notfall! Seine Lehren daraus
könnten Leben retten.
Fachbuchautor,
Atlantiküberquerer Egmont Friedl ist nicht nur Deutschlands
bekanntester Knotenfachmann, sondern auch gelernter Bootsbauer. Er gab wertvolle Tips,
wie man sein Schiff in Bezug auf Sicherheit systematisch überwachen kann,
wie man im Notfall - wirklich neu - mit Epoxy ein Leck abdichtet
oder wie man modernes Leinenmaterial (Dyneema) auch im Rigg einsetzen kann,
um die Sicherheit zu erhöhen oder um notfalls Reparaturen damit
durchzuführen. Mit den ausgeteilten Tampen üben die Teilnehmer dann
gleich einen von Friedl favorisierten Knoten ein.
Meterologe
Dr. Michael Sachweh vom Bayerischen Rundfunk (und
Atlantiküberquerer) klärt, auch für Laien bestens, verständlich auf: Das Wetter bestimmt die Segel-Routen.
Der Referent versteht sich darauf, dieses vermeintlich trockene Thema für
Weltumsegler sehr eindrucksvoll aufzubereiten. Und praxisnah sagt er
deutlich: "Sie brauchen keine Bücher kaufen, Sie können sich alle
wichtigen Informationen aus dem Internet runterladen". Die speziellen
Links versendet er ein paar Tage später an die Teilnehmer per Mail. Damit
wächst das Vertrauen der Teilnehmer in ihre Fähigkeiten, sich selbst
kundig zu machen, wie man Hurricanes vermeiden kann, mit welchen
Wellenhöhen und Winden man wo auf der Welt rechnen muß, und wo Windhosen
und sonstige böse Wettererscheinungen auf den Blauwassersegler lauern.
Langanhaltender Beifall dankt für solche praxisnahe und
aufschlussreichen Ausführungen.