Bobby Schenk's 12. Blauwasserseminar - die Bilanz

von Kai W.Neumann

Wenn das keine Erfolgsstory ist: Ein Dutzend Blauwasserseminare von Bobby Schenk- und alle Monate vorher schon mit je 150 Teilnehmer - selbst die Warteliste war schier unendlich lange -  ausgebucht! Der Reihe nach:

Er war wieder da: Segel-Olympiasieger und vielfacher Weltmeister Dr. Ecke Diesch, führte die Teilnehmer in Bobby Schenk's Blauwasserseminar ein und drückte seine Bewunderung für dieses Seminar aus. Er habe nur mal so ein wenig zugehört, sei dann aber zwei Tage sitzen geblieben, so sehr hätten ihn die Vorträge fasziniert. Jetzt, wo er unter die Fahrtensegler mit seiner neuen Yacht gegangen sei, sei so eine Veranstaltung für ihn besonders aktuell. Diesch appellierte an die Teilnehmer, über all die heutige Technik nicht das Segeln zu vergessen, das Spiel mit dem Wind sei eine der faszinierendsten sportlichen Tätigkeiten. Bewunderndes Gemurmel löste er aus, als er aus einer schmucken Schatulle tatsächlich die olympische Goldmedaille herausholte und durch die bis auf den letzten Platz besetzten Reihen (ausgebucht seit einem halben Jahr) gehen ließ. Welcher zukünftige Blauwassersegler hat schon mal Gelegenheit, das höchste olympische Edelmetall im Original selbst in den Fingern zu halten. (Die deutsche Nationalmannschaft im Segeln brachte von den letzten olympischen Spielen insgesamt gerade mal eine einzige Bronze-Medaille nach Hause.)

Bobby Schenk, kann man getrost als Erfinder dieser Segelveranstaltungen auf den Messen bezeichnen; sein erstes Wochenendseminar veranstaltete er bereits vor vier Jahrzehnten, ausgerechnet auf der INTERBOOT. Und dieser Salzbuckel zeigte den Teilnehmern (unter anderem mittels eines kurzen Videos von seinem langen Törn durch die Roaring Fourties rund Kap Hoorn), wie sie sich am besten auf eine Langfahrt vorbereiten sollten. "Bodenstation", also Begleitung per Email, Kurzwelle oder Satellitentelefon, sei unterwegs das Geheimnis zum Erfolg. Und, Blauwassersegeln sei "Blauwasserleben". Wie drückte es ein atlantikerfahrener Mit-Referent aus: "Bobby, Du hast immer noch den begeisternden Spirit fürs Fahrtensegeln, um den Virus rüberzubringen!"

Der nächste Referent, Hubert Ober aus Österreich, dort schon seit vielen Jahren als der(!) Fachmann für elektronische Hilfsmittel auf Fahrtenyachten bekannt, sagte es rundheraus, was man sich unter Seglern fast nie, und wenn, dann mit vorgehaltener Hand zuflüstert: "Die heutige moderne Elektronik an Bord ist nicht nur sinnvoll, weil ein hervorragender Beitrag zur Sicherheit auf See, sondern natürlich auch faszinierendes Spielzeug. Selten sind irgendwo die Unterschiede der zahlreichen Seekarten-Systeme so professionell herausgearbeitet worden wie in diesem Vortrag. Dass Ober darüber hinaus die Wichtigkeit von Papierseekarten an Bord betonte, verstand sich von selbst. Auch andere Systeme beurteilte er unter dem Gesichtspunkt, was für eine Blauwasserreise notwendig ist. Nirgendwo findet man zum Beispiel eine so klare Aufzeichnung der Unterschiede von Breitbandradar, Puls-Kompressionsradar und den herkömmlichen Radarsystemen.

Nach dem gemütlichen Imbiss, unter anderem mit einem bemerkenswert schmackhaften Chili con Carne, erläuterte Bobby Schenk die näheren Umstände des Lebens auf See, in Marinas (selten) und am Ankerplatz (überwiegend). Er demonstrierte die Vor-und Nachteile der verschiedensten Ausrüstungsdetails und ihre Eignung unter den harten klimatischen Bedingungen auf einer Blauwasserreise. Ankerketten aus verzinktem Eisen oder Nirosta, elektrische oder mechanische Spills, Klappboot oder Feststoffbeiboot, Handfunke oder Bordradio, große Trinkwassertanks oder Watermaker? Fragen über Fragen -  Bobby Schenk hatte immer eine Antwort.

Kerstin und Hans, selbstverständlich auch Weltumsegler (auf eigenem Katamaran), haben sich inzwischen mehr aus Liebhaberei darauf spezialisiert, Yachtsleute in Fragen des Schiffskaufs und der Handhabung von größeren Yachten zu beraten. Frühere Teilnehmer hatten sich bereits mit Erfolg unter Ihre Fittiche begeben. In ihrem Referat zeigten die beiden die verschiedenen Wege zur eigenen Yacht auf, aber auch, wie Steuerfallen (Mehrwertsteuer) vermieden werden können. Der eine oder andere bemerkte nach dem Referat: "So könnte ich es finanziell auch schaffen, zu einer eigenen Yacht und damit zum Blauwasserleben zu kommen."

"Wettermacher"  beim Bayrischen Fernsehen, Diplom-Meteorologe und erfahrener Blauwassersegler Dr.Michael Sachweh zeigte unter anderem mit gruseligen Videos, was das Wetter, wenn es mal aus den Fugen gerät (Hurricanes), mit uns und unseren Yachten machen kann. Aber auch die vielen Wege, um das Wetter zu finden, das eine Blauwasserreise so schön und wundervoll machen kann. Seine ganz aktuelle Liste wird später auf dieser Webseite auch für die Interessenten, die keinen Platz mehr im Seminar gefunden haben, veröffentlicht. Vor allem aber räumte der brilliante Redner Dr.Sachweh mit ein paar Vorurteilen, die seit jeher in der Segelei manifestiert sind, rigoros auf: Bei der Vielzahl von Wetterquellen im Internet, die schon mit bescheidenen (Computer-)Mitteln in Sekundenschnelle beschafft werden können, die ja allesamt von erfahrenen Wetterspezialisten mit allen möglichen Datenhilfen erstellt worden sind, ist es nicht mehr notwendig, dass der Skipper etwa mittels Infos aus dem Radio oder Internet eine aktuelle Wetterkarte zeichnet. Nachdem ihm weder ein riesiger Datensatz, noch die Kenntnisse und das Können von studierten Metereologen zu Verfügung steht, kann man sich denken, wie stümperhaft solche Versuche enden werden, ja enden müssen.

Auch stellte Dr.Sachweh in seinem mitreißenden Referat klar, dass kostenpflichtige individuelle Wetterberatungen bei diesem Überangebot an Wetterinformationen "nicht mehr zeitgemäß" sind.

Dirk Kreidenweiß, seit vielen, vielen Jahren Projektleiter der INTERBOOT (ja, Beständigkeit ist eines der Erfolgsgeheimnisse dieser liebenswürdigsten aller Bootsausstellungwn - Anm.d.Verfassers) eröffnete den zweiten Tag des Seminars. Er freue sich, dass sich bei herrlichem Wetter am schönen Bodensee (mit 72 Kilometer Länge das "schwäbische Meer") so viele Blauwassersegler einfänden, um sich auf die Reise über die Weltmeere vorzubereiten. Er verlieh auch seiner Hoffnung Ausdruck, dass dies nicht das letzte Blauwasser-Seminar auf der INTERBOOT sein möge.

Dr.Klaus Schuback berichtete über "interkulturelle Erfahrungen" auf seiner fünfjährigen Weltumsegelung. Der Titel des Referats verriet nicht, wie humorvoll und vor allem menschlich hinreißend der Weltumsegler seine Begegnungen mit Menschen aus anderen Kulturen und deren Lebenszuschnitten, kurzum mit Mitmenschen im Ausland schildern konnte. Eine Episode nach der anderen, meist erheiternder Art, brachte der Redner gewandt rüber. Zum Beispiel die Frage,  was man mit einer vollen Beibootladung von frischen Sardinen, die man von dankbaren Fischern aus deren Ladeluke geschenkt bekommen hatte, nun alles so anstellt.

Marlene und Bert Frisch, die in fünfjähriger harter Arbeit (Bert: "Marlene ist für die Maschine zuständig") einen ausgebrannten mächtigen Stahlkutter ausgebaut hatten, berichteten wortgewaltig von ihrem Leben auf dem Atlantik in der Blauwasserszene. Kommunikation, vor allem die menschliche, stand bei den beiden weit im Vordergrund als einer der zentralen Punkte beim Blauwasserleben. Das brachte Bert anrührend unter die Teilnehmer. Seine vielen praktischen Tipps hätte man mitschreiben sollen. 

Manfred  Jabbusch erzählte mit eingespielten Live-Video-Aufnahmen die packende Story, wie er nach einer Weltumsegelung einen einzigen Kaufinteressenten für sein Schiff fand, der aber zur Auflage machte, dass die Yacht von Westindien nach Australien geliefert werden müsse. Also entschloß sich Manfred, den gefährlichen Törn durch die brüllenden Vierziger mit einer ganz normalen Fahrtenyacht (Hallberg Rassy 352) zu wagen. Wie er das durch diese stürmischste Gegend schaffte, ließ viele Seminarteilnehmer zweitweise erschaudern.

Bobby Schenk reduzierte anschließend das teilweise gefürchtete Thema "Elektrizität an Bord einer Blauwasseryacht" auf das kleine Einmaleins, sodass es auch diejenigen wirklich verstehen konnten, denen gerade diese Materie nicht so sehr liegt. Nach Schenk ist Elektrizität an Bord von Langfahrtyachten  in allen Facetten noch ungelöst, obwohl es beim Blauwassersegeln eines der wichtigsten Themen ist. Entsprechend nannte er seine Referat: "Leben ohne Steckdose". Im Grunde gäbe es drei Grundsätze, um die Yacht mit ausreichend Strom zu versorgen. Eine möglichst große Batteriekapazität, möglichst wenige und nur stromsparende Verbraucher und mehrere Energiequellen - neben der Hauptmaschine.

Der Chefarzt am Deutschen Herzzentrum, Professor Dr.med Peter Tassani-Prell, bereitete das für Laien schwierige Thema "Der Skipper ist der Arzt", also Medizin an Bord einer Blauwasseryacht so bildhaft auf, dass wohl jeder Seminarteilnehmer beurteilen konnte, wie lebenswichtig die verschiedenen Themenbereiche für ihn ganz persönlich sind. Wie schon im letzten Jahr gab er eine verbindliche Antwort auf die vielen unter den Nägeln brennende Frage "Blinddarm vorsorglich entfernen?" , und zwar konträr zu vielen anderen Publikationen. Wunderbar gelang es ihm, diesen fast unübersehbar riesigen Stoff bildhaft in einer kurzweiligen Stunde ausschließlich praxisnah darzulegen. Parallel dazu wurden jedem Teilnehmer auf der im Teilnehmerpreis eingeschlossenen DVD vom Referenten vier wichtige Dokumente zur Verfügung gestellt, nämlich "empfohlene Schutzimpfungen", Malaria-Merkblatt, TMAS-Notfallmeldebogen und eine Medikamenten-Liste (Bordapotheke).

Das Seminar beendete eine ebenso interessante wie amüsante Fragestunde, in der jeder Teilnehmer von Bobby Schenk eine Antwort auf die ihn persönlich umtreibenden Probleme bekommen konnte.

An beiden Tagen führte der Kurzwellenexperte Jörg Drexhagen, Spezialist für den Einbau solcher Anlagen, auch mit Pactor auf Yachten seine eigens mitgebrachte Funkstation live vor.

Teilnehmer und Referenten waren sich einig, dass dieses Seminar wohl das beste war, das man hier besuchen könne und so schüttelten viele am Ende des Tages Bobby Schenk mit Anerkennung für diese Veranstaltung die Hand. Es konnte es nicht ausbleiben, dass von allen Seiten lautstark eine Wiederholung gefordert wurde. Bobby Schenk selbst wiegte hierzu den Kopf: "Wenn es am besten ist, sollte man eigentlich aufhören!"

Resumee: Bobby Schenk's Blauwasserseminar ist DAS BLAUWASSERSEMINAR

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