tödlicher Piratenüberfall


Die deutsche Segelyacht Harlekin mit Norbert und Ingrid aus Datteln befindet sich zum Ende ihrer neunjährigen Weltumsegelung kurz vor dem Roten Meer. Dieses genießt einen ziemlich schlechten Ruf unter den Weltumseglern. Nicht nur wegen der widrigen Winde und der unangenehmen See, sondern vor allem wegen der Piratengefahr. In den letzten Jahren wurde wegen der verstärkten Präsenz von Militär in diesem Gebier (Irak-Krieg!) teilweise Entwarnung gegeben. Dass zu Optimismus kein Anlass besteht, zeigt der Bericht, von den beiden Yachten Mahdi und Gandalf, der uns von der Harlekin überspielt wurde:


Nachfolgend der (aus dem Englischen übersetzte- d.R.) offizielle Bericht über den Piratenüberfall der Yachten Mahdi und Gandolf, so, wie er den Behörden Yemens von Aden aus übersandt worden ist:

"Am 8.März 2005 waren zwei Segelyachten, Mahdi und Gandalf, unterwegs in südwestlicher Richtung, 30 Meilen von der Yemenitischen Küste entfernt, auf dem Weg von Salalah, Oman nach Aden.

Ungefähr um 9 Uhr passierten zwei Außenborder-Boote, ca 7 Meter lang mit jeweils drei Mann unser Heck, ungefähr 25 Knoten schnell. Ein oder zwei Stunden später kamen die Boote zurück, eines davon ziemlich nah und uns sorgfältig beobachtend. Diese Boote waren offensichtlich nicht "normal" unterwegs oder mit Fischen beschäftigt. Zu dieser Zeit waren wir südlich von Al Mukalla, Yemen. Diese Gegend ist m einschlägigen Schrifttum als "Piraten-Problem-Zone" verzeichnet und wir beobachteten die Boote deshalb mit besonderer Aufmerksamkeit.

Ungefähr um 16 Uhr bemerkten wir zwei andere Schiffe, die vom Südwesten her genau auf uns zufuhren. Sie näherten sich schnell. In jedem Boot waren vier Mann. Die beiden Boote, nunmehr ungefähr 200 Yard auseinander, eines vor dem anderen, kamen nun auf die Backbord-Seite der Yacht Mahdi. Sie eröffneten das Feuer ins Cockpit. Das andere Boot feuerte mit einer Automatik-Waffe von vorne, mehr auf Gandalf. Diese Burschen schossen direkt ins Cockpit und wollten uns ganz offensichtlich töten.

In diesem Moment, fing ich, Rod Nowlin, an Bord von Mahdi und bewaffnet mit einem Schrotgeweht ("12 gage shotgun loaded with 00 buckshot" -d.R.), an, auf deren Boot zu schießen. Ich zwang sie, ihre Köpfe runterzuhalten, sodass sie nicht auf uns schießen konnten. Ich war mir zu diesem Zeitpunkt nicht sicher, ob ich jemand getroffen habe, aber ich konnte sehen, wie der Steuermann hinter dem Steuerstand zusammensank. Nachdem ich drei Schüsse abgegeben hatte, bemerkte ich, wie Rauch aus dem Motor kam und ich wendete unsere Yacht, um auf das andere Schiff zu schießen. Jetzt sah ich, wie Jay Barry auf der Gandalf das andere Schiff mittschiffs rammte, es fast in der Mitte in zwei Hälften trennte und es fast vollständig umdrehte. Ich drehte mich um, um erneut auf das Schiff hinter Mahdi zu schießen. Gandalf war jetzt neben uns, circa 100 Fuß entfernt. Der Bug des Piratenschiffs richtete sich genau auf Gandals Heck und zwei Mann standen auf dem Bug, um die Gandalf zu entern. Da aber hatten die sich ernsthaft und folgenschwer geirrt. Ich schoß beide von ihnen nieder ("I shot both of them" - d.R.). Das Boot drehte dann ab und ich auf schoß auf den Fahrer ("I shot the driver" - d.R.), obwohl ich mir da nicht mehr sicher bin, denn das Piratenboot war jetzt schon weiter entfernt und ich schoss ihn nicht um, wie die beiden anderen.

Mahdi und Gandalf setzten ihre Fahrt mit Vollgas fort, um sich soweit wie möglich von den Piratenschiffen zu entfernen. Sobald wir aus der Schussweite waren, schauten wir nach den Piratenschiffen. Beide schienen manövrierunfähig zu sein.

Wenn Jay auf der Gandalf nicht so geistesgegenwärtig gewesen wäre, Kurs auf das Piratenschiff zu nehmen, um es zu rammen, wäre dieser Überfall ganz anders verlaufen. Sie hätten sich nur etwas entfernt halten brauchen, um uns mit ihren automatischen Waffrn in Stücke zu schießen. Wir hatten unglaubliches Glück. Wir sendeten Notrufe auf UKW und auf zwei Kurzwellenfrequenzen. Aber wir bemerkten keine Reaktion außer von einem Handelsschiff in dieser Gegend auf Kanal 16, das sich dann den manövrierunfähigen Piraten näherte und sie kurz beobachtete, worauf es uns längseits zwei bis vier Stunden begleitete, bis es dunkel wurde und es klar wurde, dass mit uns nun alles in Ordnung war.

Die Piraten waren gut organisiert und schwer bewaffnet. Es waren mindestens vier Schiff von ihnen beteiligt. Offensichtlich hatten sie eine gestrichelte Linie von der Yemenitischen Küste, vielleicht so 50 bis 75 Meilen gezogen, sodass sie Dich während des Tages nicht verfehlen können. Es schien so, dass die Boote, die uns angegriffen hatten, vom Süden her kamen.

Es hat in der Vergangenheit Spekulationen gegeben, dass dieses immer noch anhaltende Piratenproblem vor der Yemenitischen Küste von Somalischen Piraten ausgeht. Wenn man aber die Anzahl und die Typen der Boote berücksichtigt, dann dürfte das nicht stimmen. Das Problem verschlimmert sich und die Überfälle werden zur tödlichen Gefahr. Man sollte erwarten, dass hier die Regierung von Yemen was unternimmt. Zumindest sollten sich die Yachten in Salalah, Oman und an der Küdste von Yemen zu Gruppen zusammenschließen und Begleitschutz verlangen.

Rodney J. Nowlin, USN Retired 11. März 2005
S/V Mahdi"

Ingrid und Norbert von der Harlekin schreiben hierzu:


"Das mit der Eskorte ab Salalah wäre sicher eine gute Idee, müßte aber sicher schon bald mal irgendwie eingefädelt werden! Sonst passiert nächstes Jahr wieder nichts in der Hinsicht!! Wir hatten bei der Bundeswehr angefragt, die schrieben, dass ein Kriegsschiff (Mecklenburg Vorpommern) in diesem Gebiet wäre! Es hat tatsächlich unseren Kurs auf 2 Meilen gekreuzt, es nannte sich "Coalation Warship 218", und wir haben kurz bei Ihnen Wetter angefragt!Das war etwa auf pos. 12°04 N und 44°40E Das muss wohl genau zu dem Zeitpunkt gewesen sein, als der Überfall passiert ist! Leider war das Schiff zu weit weg um den Notruf empfangen zu können! Mahdi und Ghandeb waren auf 13°28 N und 48°07 E.(eindeutig aber zu nah an der Küste!) Die beiden Schiffe sind 2 Tage nach uns ausgelaufen! Da haben wir wohl echt Glück gehabt! Wer weiß, wie das ohne Waffe an Bord ausgegangen wäre!? Da kommen dann wieder neue Diskussionen auf!

Wir sind bei schwachem Gegenwind nun unterwegs nach Massawa, noch 30 sm!

Übrigens haben wir gehört, dass den Yachten Mahdi und Gandulf von den Behörden nahe gelegt wurde, Aden zu verlassen . Die hatten Angst, bzw. die Befürchtung das die Angehörigen der Piraten die Crews lynchen wollten! Sie sind jetzt aber sicher im Rotem Meer angekommen und folgen uns!"

Anmerkung: Ingrid + Norbert sind als Referenten auf dem Blauwasserseminar auf der nächten Hanseboot - siehe hier!

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