Nur noch ein paar tausend Meilen liegen vor der LEVANNA auf
Ihrem Heimweg von der vollendeten Weltumsegelung. Jahrelang hatte das
Skipperehepaar (Frank - Apotheker und Funkamateur - und Greta) die Welt über
Panama, Tahiti, Neuseelandund Namibia umrundet - ohne größere Probleme, wenn
man mal vom (fast üblichen) Ärger über den Pfusch der Werft absieht. Und dann
passierte, sozusagen auf den letzten Metern, das, wovor Langstreckensegler fast
am meisten Angst haben....Drücken wir die Daumen, dass alles gut
geht!
Nicht zu fassen...
Es ist wirklich nicht zu fassen! Heute Nacht hat
es uns erwischt, und das ist leider kein Aprilscherz.
Es geschah auf meiner Wache, Position 04° 56`N und 32° 41`W, mondhelle Nacht. Nach über 3000
Seemeilen, ohne ein Schiff zu sehen, sichtete ich heute morgen gegen 3 Uhr einen
Fischtrawler auf Gegenkurs zu uns an Backbord. Er schien parallel zu uns zu
fahren, also keine Gefahr.
Plötzlich änderte er seinen Kurs und kam
näher. Als er einige 100m entfernt war, ging ich zum UKW Funkgerät und rief:
"Motorvessel on my portside, this is sailingyacht Lewanna, do you see me?",
und schaltete gleichzeitig mein Radargerät an.
In diesem Augenblick, er antwortete nicht, muss
er mich gesehen haben, änderte seinen Kurs nach links und versuchte vor mir
durchzugehen, was gegen alle Kollisionsverhütungsregeln ist, denn man muss vom
Kurs dann immer nach rechts abbiegen. Ich konnte überhaupt nicht mehr
reagieren, denn ich segelte hoch am Wind, und außerdem war ich als
Segelfahrzeug sowieso vorfahrtberechtigt.
Es war wie ein Alptraum: Ich stürzte die Treppe
hoch, sah die rostfleckige Bordwand des Trawlers hoch vor mir aufragen, und fuhr
ihm direkt in die Seite. Es gab einen fürchterlichen Ruck und Knall, mein Boot
wurde rechts herum geschleudert, krachte mit der Backbordseite noch einmal gegen
den Rumpf und dann war es vorbei. Mein erster Gedanke war: Das wars dann wohl
mit der Weltumsegelung, ab in die Rettungsinsel, aber dann stürzte ich nach
unten, startete die Lenzpumpe und schaute in die Bilge.
Gottseidank kein Wasser! Dann ins Vorschiff,
alles soweit in Ordnung. Dann an Deck zum Bug zusammen mit Greta, von woher ein
lautes hämmerndes Geräusch kam. Hier sah es furchtbar aus: Der gesamte
Bugbeschlag war eine zerfetzte, verdrehte Metallmasse, das GFK-Material des Bugs
zersplittert und der Anker hing an Steuerbord und hämmerte gegen die Bordwand.
Zuerst haben wir den Anker an Deck gelascht, dann nochmal die Bilge kontrolliert
und wieder zum Bug, um uns ein Bild vom Schaden zu machen.
Die Risse im Bugbereich waren zum Glück über
der Wasserlinie, und trotzdem: Eindringendes Wasser lief in den Ankerkasten, der
ja selbstlenzend ist. Wir hatten großes Glück gehabt, denn das Metallband, an
dem das Vorstag befestigt ist, war noch da. Zwar ist der Bolzen, der durch den
Toggle läuft total verbogen, aber er scheint zu halten, und so blieb der Mast
oben. Zur Sicherheit haben wir dann das Spinnakerfall und das 2.Genuafall am
Kettenstopper festgewinscht, um das Vorstag zu schützen.
Wir sind jetzt in der wenig beneidenswerten Lage,
mit einem angeknaxten Rigg 2000 sm gegen den Nordostpassat anbolzen zu dürfen,
immer mit dem miesen Gefühl, dass jeden Augenblick das Vorstag reissen kann.
Wünscht uns Glück, dass alles gut geht!
Greta und Frank, Lewanna.
Ach ja, vom Trawler war direkt vor dem
Zusammenstoß ein lautes OH zu hören, dann verschwand er in der Nacht und
reagierte auch nicht auf meine wüsten Beschimpfungen per UKW. Ihm schien es
egal zu sein, was aus uns wurde, Hauptsache, man konnte ihn nicht ermitteln.
Hallo Carla und Bobby,
wir segeln jetzt mit stark gebremstem Schaum, 2.Reff im
Groß und kleine Rollfock, Etmale zwischen 110 und 130 sm, aber was soll`s,
Hauptsache man kommt an, und der Mast bleibt oben. Zur Zeit haben wir noch
1589sm to go, etwas deprimierend.
Und dann kam da noch eine E-Mail von der Schiffsversicherung,
wir sollten gefälligst die Kapverden anlaufen (gegen 2kn Kanarenstrom und
NE-Passat!) sonst sei unser Versicherungsschutz nicht mehr gewährleistet, das
baut auf!
Herzlichst Greta und Frank, Lewanna.
Nachwort:
"Liebe Familie, liebe Freunde
Wir sind glücklich, Euch mitteilen zu können, dass wir heil
in Horta am 22.4 um 10 Uhr morgens angekommen sind. Es waren 3096 sm und 26 Tage
von denen ich keinen noch einmal erleben möchte, immer in der Furcht, dass der
Mast herunterkommt. Auf direktem Wege wären es 255o sm gewesen, aber das
Azorenhoch zwang uns, es westlich zu umfahren, um Horta anliegen zu können.
Horta gefällt uns sehr gut, wir werden ca. einen Monat hier bleiben und unsere
Wunden lecken. Wir haben einen Reparaturbetrieb für die Notreparatur gefunden,
der schon nächsten Montag anfängt, denn wir sind so ziemlich die ersten vom
großen Treck die hier angekommen sind. Herzliche Grüße von Greta und Frank,
Lewanna."
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