Ingrid
und Norbert aus Datteln von der Harlekin befinden sich mit ihrem Prout-Katamaran
seit neun(!) Jahren auf Weltumsegelung. Da kommt einiges an Erlebnissen
zusammen. Schon zu Beginn hätten sie beinahe Ihre Yacht bei einem
Jahrhundertsturm auf den Kanaren verloren. Sie wurde damals "nur"
schwer beschädigt. In zäher Kleinarbeit war es den beiden gelungen, Ihr Schiff
für die Weltumsegelung zu restaurieren. Dabei kam ihnen sicher die
fantastischen handwerklichen Fähigkeiten von Norbert zu Gute. Kaum eine
deutsche Yacht in deren Umkreis, die nicht einmal davon profitiert hätte. Aber
man ist nie genug erfahren. Nachfolgendes hätten sie sich auch nicht träumen
lassen.
Totaler GPS-Ausfall bei Blitzschlag
von Ingrid (DL1YJI) von der
Harlekin
Auf dem Weg von der Nongsa Point Marina in Indonesien
zur Raffles Marina in Singapur zog ein Gewitter auf,
wir waren etwa 3 Seemeilen vor der Marina, als
heftiger Regen einsetzte und die Sicht bis auf wenige
Meter herabsetzte.
Wir verließen das Fahrwasser und
ankerten. Norbert zog gerade eben das Strom und
Antennenkabel von unserem YAESU SSB Funkgerät ab, als
es heftig knallte und blitzte. Wir waren beide unter
Deck. Aus unserem Victron Charger und Inverter
qualmte es, alle anderen Geräte zeigten nichts mehr
an.
Nachdem die Sicht besser wurde, fuhren wir unter
Schwierigkeiten - es waren ja alle Instrumente ausgefallen
waren und wir hatten somit auch keine Ruderstandsanzeige mehr (speziell bei einer hydraulischen Steuerung
wichtig!) - in die Marina und machten
Bestandsaufnahme: Alle elekronischen Geräte,
angefangen von den Autohelm und Funkgeräten (obwohl abgestöpselt), den GPS-Geräten und
Kühlschränken einschließlich der Elektronik im Backofen und des
Drehzahlmessers, und , und, und............ waren vom
Blitz getroffen und nicht mehr zu reparieren!
Der GPS zeigte im Simulator noch die letzte Position
an ( 24. Oct. 2004 ; um 6.28 Uhr UTC; 1°17,952 Nord ;
103° 36,710 East). Mit Bordstrom läuft er gar nicht
mehr und auch mit Batterien zeigt er zwar eine
aktuelle Uhrzeit an, findet aber keine Satelliten mehr!
Wir haben sie von einem Fachmann testen lassen: Nicht
mehr zu reparieren!
Beim letztem Heimaturlaub haben wir uns aus Sicherheitsgründen noch einen zweiten GARMIN gekauft,
falls der andere mal ausfallen sollte! Leider
hatten wir beide zu dem Zeitpunkt am Bordnetz
angeschlossen (einer drinnen am Kartentisch und einer draußen im Cockpit).
Wir hatten Glück, dass unser
Ziel nur noch 3 Seemeilen entfernt auf Sichtweite
war.........und das alles in Singapore passiert ist,
wo zumindest teilweise Ersatzgeräte zu beschaffen
waren!
Soweit die Schilderung von Ingrid.
Anmerkung von Bobby Schenk:
So ein Totalausfall kommt zugegebenermaßen selten
vor. Doch immerhin: Die deutsche Yacht MENEVADO, die sich in der Nähe und
womöglich im gleichen Gewitter befunden hatte, erlitt ebenfalls durch
Blitzschlag massive Schäden in der Elektronik im Gesamtwert von zwanzigtausend
Euro. Und als in der gleichen Gegend ein Blitz neben oder in den Mast der
THALASSA einschlug, waren Teile der Elektronik (Windmesser etc) zerstört.
Wie man bei den genannten "abgestöpselten"
Funkgeräten sieht, ist das "Steckerziehen" keine Garantie gegen
Zerstörung einer Elektronik durch Blitzeinwirkung.
In allen genannten Fällen hatte das Desaster
deshalb keine
weiteren Auswirkungen, weil das Unglück rein zufällig(!) in Landnähe und das
Ziel vor Augen passierte. Auf hoher See könnte ein solches Ereignis jedoch böse
Konsequenzen haben, falls die Crew nicht über ein Backup-System für die elementare
Navigation verfügen würde. Und das kann nur heißen: Astronavigation und seine
Beherrschung ohne elektronische Hilfen!
Unabhängig davon empfiehlt es sich, einen weiteren
Ersatz-GPS an Bord zu haben, der vorsorglich in einem Metallkasten aufbewahrt
wird. Einen Tipp von einem Segler aus dieser Gegend, wo man mit Gewittern
geradezu "verwöhnt" wird, gebe ich gern weiter: Steht kein Metallkasten zur Verfügung
könnte auch eine Umwicklung des GPS mit Alufolie oder die Aufbewahrung im
Bratrohr helfen - Prinzip des Faradayschen Käfig's!
Übrigens: Ingrid und Norbert werden auf der nächsten
Hanseboot als Referenten bei Bobby Schenk's Blauwasserseminar mit von der Partie
sein. Thema: "Wir reparieren uns um die Welt". Wer mehr über die Beiden erfahren möchte, sollte mal auf ihre liebevoll gepflegte Homepage schauen:
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