Einen Zwangsaufenthalt in einem Hafenloch
verschrieben wir uns und der THALASSA aus Sicherheitsgründen. Die
Hurricanesaison war abzuwettern, bevor die Reise der THALASSA nach Westen
weitergeht...
Montag, der 19.Mai 2003 - kleiner Südseetörn mit
großen Problemen!
"Überwintern"
Als wir vor 20 Jahren in Französisch Polynesien
gelebt hatten, waren Hurricanes kein Thema. Weihnachten hatten wir in Huahine
und Sylvester meist in Bora Bora auf einem der zahlreichen Ankerplätze
verbracht und unser eigentlich Heimathafen war die Cooks Bay in Moorea gewesen.
Tropische Orkane? Nein, Polynesien ist kein Hurricanegebiet. Freilich, schon
kurz nach der vorigen Jahrhundertwende hatte Jack London einen Super-Orkan in den
Tuamotus beschrieben und auch 1912 war Papeete von einem Cyklon mit verheerenden
Folgen heimgesucht worden.
Die Einschätzung der Hurricanegefahr hatte sich
schlagartig geändert, als Polynesien in der Saison 1982/83 von einer
ganzen Reihe von Hurricanes heimgesucht worden war mit Dutzenden von
Totalverlusten unter den Yachten. Jetzt, nachdem die Katastrophe geschehen war,
wussten
auch die Meteorologen Bescheid: "El Nino war der Übeltäter!" Und
seitdem spricht man von guten und schlechten, von schlimmen und leichten
Elnino-Jahren. Die Behörden in Polynesien gingen nach dem Katastrophenjahr
82/83 sogar soweit, dass sie zeitweilig den Aufenthalt für Yachten während
der Cyklon-Saison, Oktober bis Mai, ganz verboten hatten und auch heute noch ist es
nicht erlaubt, während dieser Zeit in der Gegend rumzukreuzen.
Kurzum, wir hatten uns mit unserem Kat THALASSA in
ein sogenanntes Hurricane-Hole verkrochen und es auch für sechs Monate nicht mehr
verlassen. Port Phaeton gilt als der sicherste Platz in ganz Polynesien und
tatsächlich hatten wir das letzte halbe Jahre keinen Wind von mehr als 10 Knoten in der letzten Ecke der dortigen Marina abbekommen. Und trotzdem: Nach
meinen Erfahrungen hat keine Yacht eine Überlebenschance, wenn ein tropischer
Orkan über sie hinwegzieht, gleich wo sie sich auch befindet. Als vor zwei
Monaten ein Cyklon Neukaledonien überfallen hatte, sah es in dem angeblichen
sicheren Yachthafen aus wie nach dem Bombenangriff in Pearl Harbour.
Wir waren verschont geblieben. Mit fortschreitender
Saison änderten die Meteorologen ihre Einschätzung von "mittleres
Elnino-Jahr" über "leichtes Elnino-Jahr" und ihre
Langzeit-Einschätzung der Wettersituation in Polynesien (Marquesas: lange
Regenperiode und Gesellschaftsinseln: übermäßige Hitze) war "etwas
daneben", oder um es deutlich zu sagen: 100-prozentig falsch!
Was uns nicht störte. Die Marina war gemütlich,
im Preis mäßig (400 Euro/Monat - Strom und Wasser eingeschlossen) und die
Mitarbeiter freundlich und hilfsbereit. Die Versorgung war gut, schon im
nächsten Dorf gabs alles zu kaufen, was Polynesien zu bieten hat, freilich zu astronomischen Preisen. Ein ständiges Rätselraten war es, wie die Polynesier
sich das leisten können, und warum die Preise in so schwindelnden Höhen
sind. Es mache die Einfuhrsteuer, hieß es, aber das kann ja nicht für Tomaten,
das Kilo zu acht Euro, zutreffen, mit der netten Bezeichnung "local, ronde".
Und die armen Polynesier? Fehlanzeige, die
Kaufhäuser sind überfüllt mit Tahitianern in schmuddeligen Shorts und
T-Shirts, die schon mal zu Weihnachten ein halbes Dutzend Veuve-Clicquots zu je
80 Euro in den Einkaufskorb legen. Ein Teil der Erklärung für die
Hochpreispolitik sind sicher die Gehälter und Löhne: Ein Lehrer kriegt an die
5000 Euro, und das Ganze steuerfrei. Ausgaben für Kleidung sind minimal, Miete
für die Hütte fällt häufig nicht an und die Heizkosten sind halt Null bei
Mindest-Temperaturen von 26 Grad.
Astronomisch teuer für unsere Verhältnisse sind
auch die Autos, die die Teerstraßen von Tahiti beleben. Und, Gott sei Dank,
sitzen Tahitianer drin. Fast täglich war ich beim Einkaufen und zwar immer per
Hichhiking. Und die 60 Kilometer zum Flugplatz in Tahiti wegen Besuch der BOOT
in Düsseldorf wurden selbstverständlich auch per Anhalter zurückgelegt.
Kleine
Wehrmutstropfen gabs auch. Das Wasser war in der letzten Hafenecke so trüb,
dass man beim Tauchen am Schiff keine 5 Zentimeter weit sehen konnte. Das
Unterwasserschiff absolut sauber zu halten, war also nicht möglich. Nur der
Z-Drive wurde alle 2 Wochen von den hartnäckigen Kalkschnecken befreit.
Obwohl
gelegentlich eine Schulklasse zum Segelunterricht vorbeischaute, wars ein bisserl einsam. Die 20 Yachten auf dem
Trockenen, darunter die LADY STARLIGHT und eine deutsche supergepflegte Yacht,
waren nicht bewohnt, so wie die meisten der 2 Dutzend Yachten im Wasser. Das
Restaurant hatte kaum Gäste, vielleicht auch wegen der hohen Preise, die bei
normalem Yacht-Budget einfach zu hoch sind. Und der Wirt öffnete das Restaurant
auch nicht jeden Tag, was schade war, denn der Computer mit Internet-Anschluß
war der beste und preiswerteste weit und breit. Im Dorf bei der dicken Wirtin
waren nämlich schon 10 Euro zu berappen - für eine halbe Stunde.
Tierdrama
Der Nachteil dieser Marina war für uns, dass wir
nicht einfach mal für ein paar Tage raus zum Ankern konnten (das Wetter war
meistens schön), denn in diesem engen Hafen konnte die THALASSA nur bei
absoluter Flaute manövriert werden und der Weg nach draußen hätte durch einen
kurzen Kanal von nur neun Meter geführt, bei 7,30 Meter Breite also nur wenig
Spielraum zum Riff. Vor allem aber wurde der Platz zum Manövrieren eingeengt
durch einen großen grünen Kat 10 Meter neben uns, der unserer Bleibe etwas die
Heimeligkeit nahm. Denn jeden Morgen stachen uns die vier Ausschusslöcher in
die Augen, letzte Zeugen für ein Drama an Bord dieser Yacht mit tödlichem
Ausgang - siehe Verbrechen auf dem Kat
Leider
wurden wir auch mit einem Tierdrama konfrontiert. Da das Restaurant oft
wochenlang geschlossen war, machte sich ein junger schwarzer Mischlingshund
täglich auf die Wanderschaft durch die Marina. um da und dort, was zum Fressen
zu ergattern. Bebette fiel allen "Insassen" der Marina wegen ihres unvorstellbar freundlichen Wesens
auf.
Carla geriet zur Hauptversorgerin Bebettes, was nicht schwer war, denn sie
fraß, ausgehungert wie sie war, praktisch alles, vom vertrockneten Brot bis zu
alten Knochen. Nur die Spezial-Hundenahrung, im Supermarkt als Sonderangebot
für 7 Euro erworben verschmähte sie. Eines Tages tauchte ein zweiter schwarzer
Mischling auf, kaum zu unterscheiden von Bebette, offensichtlich die Schwester.
Die beiden, Strolchi (so nannten wir sie) und Bebette wurden zu den Lieblingen in
der Marina.
Dann das Unglück: Auf der THALASSA wurden
eindeutig Spuren einer Ratte gefunden. Unerklärlich, weil alle Leinen mit
Rattenabweisern gesichert waren. Eine Ratte an Bord einer Yacht ist ein
Desaster. Denn die Tiere nagen einfach alles an, angefangen von den Segeln bis
zu den Kabeln. Ich kenne den Fall, wo eine Ratte in ein Schiff im Winterlager
gleich miteingesperrt wurde. Das Ergebnis nach einem halben Jahr war fast ein
Totalschaden. Auf der THALASSA wurde das Problem mit Hilfe von eilig beim
Chinesen gekauften 6 Rattenfallen von einem Tag zum anderen gelöst.
Daneben hatte die Marinaleitung
die Firma "Pest-Control"
beauftragt, etwas gegen die Ratten zu unternehmen und diese streute Rattengift über
die ganze Marina: "We put it everywhere!"
Bebette
und Strolchi waren daraufhin verschwunden. Bebette wurde am fünften Tag tot
aufgefunden und Strolche schlich auf wackeligen Beinen und fast zum Skelett
abgemagert zu den Yachten zurück, wo sie wieder hochgepäppelt wurde.
Die Zeit, um auszulaufen nahte, man schlug uns vor,
Strolchi mitzunehmen. Aber unser vorläufiges Endziel für 2003 ist Australien
und dort gibt es fast die strengsten Quarantänevorschriften auf der Welt. Kein
guter Platz für Strolchi!
Aufbruch
Anfang Mai kam Bewegung in die Marina. Die Yachten
füllten sich, der ortsansässige Segelmacher schleppte Persenninge durch die
Gegend und das Auto des angeblich besten Mechanikers von Tahiti war jeden Tag in
der Marina zu sehen. Als wir die Segel zur Probe hochzogen, hatten wir den Reissverschluß der Segeltaschen in der Hand. Die Nähte hatten 2 Jahre
intensive UV-Strahlung nicht überlebt. Für einige Yachties gab es noch unangenehmere
Überraschungen: David von der SUNFLOWER wollte nochmal im Hafen - gründlich
wie er als Techniker ist - die Ankerwinde ausprobieren. "Klick", das war alles,
was sie noch von sich gab. Also: Auslaufen verschieben!
Sowas konnte uns natürlich nicht passieren. Meinten wir. Es war uns
bewusst gewesen, dass eine Yacht durchs
Liegen
nicht besser wird, und so hatten wir regelmäßig die Maschine laufen
lassen und vor allem hatte der Watermaker nach reglemäßigem Einsatz alle 4
Tage verlangt, wobei selbstverständlich nicht das schmutzige Hafenwasser,
sondern das chlorfreie Bergwasser aus dem Schlauch benutzt wurde. "Use it
or loose it" schärfen die Watermaker-Produzenten ihren Kunden ein. Und
nachdem unser Watermaker immerhin satte 13000 Mark gekostet hatte, hatten wir
keinen Termin versäumt, und ein anderer Yachty hatte sich während unserer
einmonatigen Abwesenheit darum gekümmert.
Ein Problem hatten wir. Das teure Aufslippen hatten
wir uns sparen wollen und so war geplant, dass ich nach dem Verlassen der
Marina in die Bucht vor Anker gehe und im klaren Wasser das Unterwasserschiff
von den Kalkschnecken säubern würde. Das in Trinidad aufgebrachte
Jotun-Antifouling machte noch einen so guten Eindruck, dass es schade gewesen
wäre, es mit einer dubiosen Farbe zu übermalen. Aber kurz vor dem Abfahrtstermin spürte ich ein leichtes Jucken am Unterschenkel. Ein Kratzen und
ein kleiner Blutfleck zeigten an, wo einer der Myriaden von Mosquitos
hingebissen hatte.
Kleine Ursache, große Wirkung! Die Wunde
vergrößerte sich täglich, bildete einen breiten roten Rand und dachte auch
nach Wochen nicht daran, zuzuheilen, obwohl ich mich strikt an den Rat des Arztes
hielt: Auf gar keinen Fall ins Wasser, also nichts mit Unterwasserschiff
schrubben!
Dann,
ziemlich unvermittelt, war es soweit. Eines Nachmittags war das schmutzige
Wasser in der Marina wie Blei. Absolute Flaute. Das war die Chance, die THALASSA
ohne Schrammen an anderen Schiffen nach draußen zu bringen. Der Kat läßt sich
dank seiner zwei Maschinen millimetergenau manövrieren - bei Flaute. Er dreht
sozusagen "auf dem Fleck". Nur, bei Wind, bewegt sich der Fleck. Aber
so war es kein Kunststück, den Ankerplatz auf sauberem Wasser zu
erreichen. Nachdem ich nicht ins Wasser gehen konnte, würden wir dort halt noch
ein paar Tage (Wochen) warten, bis meine Wunde verheilt sei.
Am gleichen Tag erreichte uns ein Mail von Ingrid (DL1YJI)
über Pactor: "Wir treffen uns in Huahine, Norbert kann Euch das
Unterwasserschiff sauber machen!" Das war ein Angebot! Außerdem freuten
wir uns auf ein Wiedersehen mit der HARLEKIN, mit der wir so viele Wochen im
Inselparadies "am kleinen Passe", in Toau, zusammen gewesen waren. Das
muschelbeladene Unterwasserschiff würde uns zwar ein oder zwei Meilen kosten,
aber bis Huahine waren es ja nur 120 Meilen.
Der Meteoliner zeichnete wieder die schönen
Passatkurven auf den Barographen und auch der Himmel machte einen
friedlichen Eindruck. Und es herrschte Flaute, worüber wir nicht unglücklich
waren, denn innerhalb des Riffs, wo wir den gut betonnten Weg zum Pass suchen
mussten, ist man unter zuverlässiger Maschinenkraft viel flexibler als unter
Segel. Leider herrschte auch draußen bleierne See - trotz des angesagten
Zweimeter-Schwells aus Süden. Also musste die Maschine ran, denn wir fahren
unterwegs meist mit nur einem Motor bei halbem Spritverbrauch und kaum
langsamerer Fahrt. Wie ein Kätzchen schnurrte er durch die Nacht.
Schreck in der Nacht
Neun Stunden lang, dann wurde das Kätzchen leiser
und verstummte nach weiteren 10 Sekunden. War der Tagestank nachgepumpt worden?
Logisch, ja! War der Vorfilter gereinigt? Natürlich, alle zwei Wochen im
letzten Jahr wurde er gecheckt. Was nun? Die Ursache muss in Huahine abgeklärt
werden. Der Vorteil des Katamarans war in diesem Fall die zweite Maschine, aber
ganz wohl war uns nicht. Und im übrigen stellt sich dabei immer die
philosophische Frage, ob man denn nun an einer Einmotoren-Yacht die
"gute" oder die "schlechte" Maschine habe.
Über Kanal 68 meldete sich schon die helle stimme
Ingrids: "Mit Euren Maschinenproblemen ist es wohl besser, wenn wir
Euch mit dem Schlauchboot durch den Pass entgegenkommen!" Nein, das war
nun wirklich nicht nötig, denn immerhin war Flaute und schließlich waren wir unter
einer Maschine jedenfalls in Fahrt gut manövrierfähig. Anders aussehen würde
es am Ankerplatz bei sehr langsamer Geschwindigkeit oder beim Anfahren.
Die stille Insel
Huahine ist unsere Lieblingsinsel unter den
Gesellschaftsinseln. Freilich, Bora-Bora ist wohl die berühmteste, wohl wegen
dem klangvollen Namen, aber auch die überschätzteste. Schlechte
Verkehrsmöglichkeiten für Yachties und Ankergründe mit Tiefen über 20 Meter
finden sich dort häufig.
Raiatea hat sicher die besten Versorgungsmöglichkeiten, wogegen Tahaa zwar
liebliche Ankerbuchten hat, aber auch die gefürchteten steilaufragenden
abgestorbenen Korallen, die in den riesigen Buchten kaum mehr als einen
Ankerplatz für ein oder zwei Yachten bieten. Huahine hat alles, nur ist es,
weil etwas unscheinbar, keine Attraktion für Touristen. Wunderbar.
Wir
hatten keine Schwierigkeiten durch den Pass, zumal ich festgestellt hatte, dass
das "Kätzchen" bei erneuten Startversuchen jeweils 7 Minuten lief,
bevor es erneut abstarb. Bald fiel unser Anker neben der Harlekin, deren
Besatzung auch bald darauf auf der THALASSA erschien mit einer Geburtstagstorte
für den Skipper. Was für ein Empfang nach diesem Maschinenärger!
Der Ankerplatz, ein Teppich aus Smaragdgün und
Azurblau, hatte nur einen kleinen Fehler. Die Strömung von einem Knoten
verhinderte ein Arbeiten am Unterwasserschiff. Aber von unserem früheren
Aufenthalt in Polynesien und den Dutzenden von Rundfahrten durch die
Gesellschaftsinseln erinnerten wir uns an den Ankerplatz Nummer 1 schlechthin.
Die Bai Davea innerhalb des Riffs, 7 Meilen vom Dorf Fare entfernt. Unvergesslich: Damals hatten wir zahlende Drei-Wochen-Gäste aus Österreich
dabei und die Bai Davea war ihr erster Südsee-Ankerplatz. Nach zwei Tagen
Aufenthalt erklärten sie mir, sie fänden den Ankerplatz so grandios, dass sie
es sich nicht vorstellen könnten, dass eine Steigerung in Bora Bora oder
sonstwo zu erwarten sei. Sie wollten den Rest des Urlaubs da und nicht irgendwo
anders verbringen. Und so geschah es und nach meiner Einschätzung hatten sie
den besten Südseeurlaub, den man sich vorstellen kann.
Was soll denn an
einem Diesel schon kaputtgehen?
Also dorthin wollten wir zum "Arbeiten".
Ingrid und Norbert in ihrer Großzügigkeit machten mit. Das Handicap mit dem
"Kätzchen" barg eigentlich kein Risiko, denn das Wetter war gut und
innerhalb des Riffes sollte bei Strömungen von maximal 2 Knoten eine
Maschine ausreichen. Trotzdem fuhren wir mit zwei Maschinen los, mal sehen, wie
lange das "Kätzchen" mitmachen würde. Nach runden 10 Minuten
verlangsamte sich erwartungsgemäß die Drehzahl und der Motor starb wieder ab.
Als ich den Strom abschalten wollte, blickte ich irritiert auf die Armaturen. Da
stimmte doch was nicht! Tatsächlich war nunmehr der Steuerbordmotor abgestorben
und das "Kätzchen" lief noch. Wie lange noch?
Ich dachte an einen der vielen
"Fachleute", die ich mal danach befragt hatte, wie ich mich am
besten auf die Blauwassersegelei vorbereiten solle. "Was soll denn an
einem Diesel schon kaputtgehen?" Mag sein, aber Tatsache war, dass wir
jetzt zwischen hartzahnigen Korallenriffen rumtrieben mit einer toten Maschine
und der Backbordmaschine, die erwartungsgemäß in ein paar Minuten ebenfalls
absterben würde. Ich nahm die Drehzahl soweit zurück, dass wir so eben zwei Knoten machten, während Harlekin vor uns herschlich, nahe am grünen Saum auf
der Steuerbordfahrwasserseite, damit wir notfalls den Anker werfen könnten.
Eine Schleppleine lag griffbereit. Manchmal vertiefte sich das Fahrwasser auf
40 Meter, manchmal stieg es auf 5 Meter an, und die Versuchung war groß,
einfach den Anker zu werfen. Es waren jedenfalls die längsten fünf Seemeilen,
die wir zurückgelegt hatten, bis der Anker in der Bai Davea
fiel.
Sch....!
Zwei Maschinen und keine richtig einsatzbereit. Es
war Norbert, der sich sofort dieses Problems annahm. Und auch tatsächlich die
kaum fassbare Ursache für das Versagen der Motoren fand. Obwohl ich mit
größter Sorgfalt jeweils den Dieselkraftstoff tanke, waren beide, voneinander
unabhängigen Leitungen vom Tagestank zu den Vorfiltern total blockiert,
wahrscheinlich durch kleine Teerbatzen. Es war
für Norbert eine Zwei-Tagesarbeit. Und auch nur deshalb nicht noch länger, weil wir das
Glück hatten, dass der zweite Motor denselben Spritmangel aufwies, sodass wir
uns nicht in (sinnlose und gefährliche) Arbeiten in der Nähe der
Einspritzpumpe verirrten. Toller Zeitvertreib auf einem so malerischen
Ankerplatz vor der Kulisse Raiateas!
Einen weiteren Tag opferte Norbert noch meinem
Unterwasserschiff und an einem weiteren Tag machte er sich noch an unserem
Watermaker zu schaffen, der plötzlich erheblich leckte. Den
13000-Mark-Watermaker hatte ich trotz erheblicher Warnungen, er würde bald
kaputtgehen, gekauft. Seine Leistungsdaten "8 Gallonen - 8
Amperestunden" hatten mich aber bestochen. Nach einem Jahr hatte das
Kunststoff-Gehäuse(!) der Spezial-Pumpe einen Riss, konnte aber in Trinidad von
der dortigen Vertretung repariert werden. Und jetzt, ein Jahr später? Wieder
hatte das erneuerte Gehäuse einen Riss auf der Hochdruckseite. Unreparierbar
hier in den Inseln, höchstens beim Hersteller in den USA! Was nichts hilft,
fernab von jeder Flugverbindung, ganz abgesehen von den erheblichen Frachtkosten
für so eine monströse Spezialpumpe. Nach diesen Erfahrungen würde ich diesen
Watermaker nie mehr kaufen. Hätte ich doch den Watermaker von ECHOMARINE
gekauft! Aber den hatte ich vor zwei Jahren noch nicht gekannt. Man ist
fassungslos, welche Qualität im Yachtbussiness für soviel Geld verkauft wird.
Und weiterverkauft wird.
Na ja, müssen wir uns halt wieder aufs
Regenauffangen besinnen, das ist wenigstens kostenlos und bedarf keiner
aufwändigen Maschinen.
Unsere Tanks sind noch voll, bis Tonga wirds wohl
noch reichen.
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