THALASSA in der Südsee 2004


Das Barriere-Riff hatten wir uns also geschenkt Vielleicht hatten wir dabei viel versäumt, aber welchen Platz hätten wir dafür eintauschen sollen. Bestimmt nicht PNG - Papua New Guinea...

  Juli 2004 - Papua-Neuguinea - das andere Südseeparadies

Oh, ja, dieser 1000-Meilen-Trip war einer der bequemsten. Das Korallenmeer zeigte sich zwar von seiner rauen Seite - selten ging der Windmesser unter die 30 Knoten, aber er kam brav von achtern. Was will man mehr, das Schiff lief genau seinem Ziel entgegen und das Deck blieb trocken? Allerdings - gelegentlich rollten die nicht sehr hohen Seen von achtern heran, sodass doch hie und da eine Welle die Treppe hochkam und das Cockpit mit Salzwasser auswusch. Das mögen wir eigentlich nicht, denn damit trägst Du Salz massenweise ins Schiffsinnere, was dann für klamme Wäsche sorgt. Was wir bei der Abfahrt am meisten gefürchtet hatten, trat nicht ein. In Brisbane war nämlich nachts das Thermometer schon mal auf 7 Grad runter gegangen und so lagen unsere warmen Sachen griffbereit vor der Koje. Aber nach zwei Tagen hatten wir schon den vollen Passat zu fassen bekommen und ab da wurde es so warm, dass keine Sekunde der Gaskocher die fehlende Heizung an Bord der THALASSA ersetzen mußte.

Langsam bekamen wir wieder Seebeine, trotzdem waren wir froh, dass wir nichts mit den Segeln zu tun hatten. Die Genua ohne Groß reichte für diesen Wind völlig aus, um jeden Tag ein 140- bis 150-Etmal einzufahren. Sozusagen geschenkte Meilen.

Einen einzigen Gegenkommer, einen Tanker machten wir die ersten Tage aus. Als ich gleichzeitig Rot und Grün voraus ausmachen konnten, preite ich ihn auf Kanal 16 an. Zur Identifizierung gab ich ihm meine GPS-Position, denn er sah mich trotz der hellen Positionslichter nicht. Er murmelte immer etwas "vor lauter Schauer nicht sehen", was mich wunderte, bis sich herausstellte, dass er offensichtlich nur auf dem Radarschirm nach uns Ausschau hielt und unser Echo hinter den weißen Schauerflecken am Horizont vermutete. Was offensichtlich für ihn bequemer war, als mal zum Fenster rauszuschauen. Wieder ein Lehrstück zum Thema Großschifffahrt und Radarreflektor.

Das neue Parasailor-Testsegel konnte jetzt gleich mal zeigen, wie er mit diesem Passatwind fertig würde. Bestens, was seine Effektivität ausmachte! Man hatte das Gefühl, die THALASSA würde nach vorne springen. Doch wurde ich von der exzellenten Verarbeitung im wörtlichen Sinne überrascht. Als ich den Parasailor in den Bergeschlauch fahren wollte, rauschte der Carbonhut mangels Reibung nochmals hoch und mir die Leine schmerzhaft durch die Finger - und durch die Haut. Gut, dass das Segel ohnehin schon rot ist. Ab da, konnte ich keine Schot mehr anrühren, die brave Genua zog uns bis in den Pass von Port Moresby, Hauptstadt von Papua New Guinea. Die Segelpersenning überm Groß brauchte ich nicht aufzuräumen, sie war über die 1200 Meilen nicht ein einziges Mal geöffnet worden.

Schon vor 30 Jahren waren wir durch diesen Pass gesegelt, die Landschaft erkannten wir nicht mehr wieder. Hochhäuser, nicht ganz so klobig wie in Hongkong, aber immerhin, bestimmen nunmehr die Silhouette von Port Moresby, der Hauptstadt von Papua Neuguinea.

PNG  genießt unter Blauwasserseglern keinen so guten Ruf wie früher mehr. Das wussten wir vorher: Die Arbeitslosigkeit in diesem Land mit seinen knapp 5 Millionen Einwohnern beträgt furchterregende 95 Prozent, was sich in verheerendem Maße auf die Kriminalität auswirkt. Allerdings: Frühere Besucher hatten gerade vom Royal Papua Yacht Club geschwärmt und beruhigt, dass es mit "Rascals" (so heißen die Bösewichter unter der dunkelfarbigen Bevölkerung) im Club keine Problem gäbe. Die Sicherheitsvorkehrungen seien entsprechend.

Der erste Empfang verhieß schon mal Gutes. Die Lady vom Club auf Kanal 84 leitete uns zur Einfahrt in den Clubhafen und bald darauf rauschte ein schlanker Europäer im schmucken weißen Uniformhemd plus Axelstücken mit riesigen Schlauchboot heran, am Heck zwei Außenborder, zusammen 500 Pferdestärken. Er stellte sich als der Clubmanager vor: Wir seien von Rolf, dem TO-Vertreter avisiert worden. Ein Liegeplatz für den Kat würde vorbereitet, wir sollten mal vor Anker gehen, die Hafenbehörden seinen schon verständigt. Die ersten drei Tage sei das Liegen im Club kostenlos, später seien 8 Euro pro Tag fällig, Wasser und Strom selbstverständlich eingeschlossen.

Kurze Zeit darauf schon die Behörden: Zoll, Immigration und Agriculture. Meine Schusswaffe wurde im Safe versiegelt, die Pässe kontrolliert und die üblichen Fragen nach Tieren an Bord und Bleibedauer gestellt. Das wars dann schon. Ein Visum allerdings müssen wir für 25 Euro/Monat  am Flugplatz besorgen. Auch recht!

Kurze Zeit später trafen wir die beiden TO-Vertreter Rolf und Karl, die beide auf Weltumsegelung aus Deutschland hier vor langer Zeit vorbeigekommen waren. Statt der geplanten Aufenthaltsdauer von ein paar Tagen wurden 18 Jahre daraus. In dieser Zeit hatten sie einen florierenden Baustoffbetrieb hier aufgebaut. Jetzt will Karl wieder zum Segeln und langsam löst sich die geschäftliche Partnerschaft wieder auf.

Die eigentlich Sensation an unserem Besuch in PNG aber war der Club, der Royal Papua Yacht Club. Zunächst einmal sind hier Besucheryachten willkommen - und zwar herzlich. Das ist heute keine Selbstverständlichkeit mehr. Und er bietet alle Annehmlichkeiten für Yachtsleute, die man sich denken kann: Eine Waschmaschinenhalle, wie sie in den teuersten Marinas nicht zu finden ist, Kinderspielplätze, wo man wieder ganz klein sein möchte. Wasser ohne Begrenzung in bester Qualität, selbstverständlich Strom ohne Zähler und Satellitenfernsehen am Liegeplatz. Und vor allem ein Restaurant, das zu zivilen Preisen (für die "Europäer") jeden Tag eine andere Aktion bietet, vom Wok über italienische Pasta bis zum opulenten Grillmenü. Und am Freitag abend eine Filmvorführung.

Die Konsequenz: An Bord wurde nicht mehr ein einziges Mal gegessen. Höchstens mal ein Film vom letzten Ecker-Cup angesehen, denn Rolf (links mit Sohn) und Karl (vom TO), sowie der deutsche Berg-Ingenieur Rolf - im Auftrag der EU hier tätig  im Bild rechts freuten sich, wieder mal "deutsches Fernsehen" sehen zu können.

Die beiden TO-Vertreter  haben sich hier je eine Bavaria-Yacht auf dem Frachter herkommen lassen und segeln jedes Wochenende die Clubregatten ziemlich erfolgreich. Der Club ist überhaupt recht aktiv, nicht nur im Segeln. So wie in Übersee üblich ist nämlich nur ein geringer Prozentsatz der über 2000 Mitglieder Segler, die anderen treiben alle Arten von Wassersport, vom Gamefishing über Wasserski bis hin zum nervenden Jet-Skifahren -wenn man nicht selber draufsitzt. Und für viele ist der Club schlechthin der Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens hier. Ein echter Wassersportclub eben!

Eine besondere Attraktion im Club ist die augenfällige Freundlichkeit der einheimischen Angestellten. Ich kann mich nicht erinnern, jemals mit soviel Liebenswürdigkeit und Aufmerksamkeit bedient worden zu sein, wie hier im Clubrestaurant. Hier gibt es keine Zuständigkeitsprobleme unter den Bedienungen oder Kellnern, jedem Mädchen oder jedem der   charmanten Burschen kannst Du Deine Essens- oder Getränkewünsche mitteilen, was stets zuverlässig ausgeführt wird. Immer mit einem Lächeln.

 

Obwohl es sicher der einen oder dem anderen unter den dunklen einheimischen schwer fällt, mit Heiterkeit zu sehen, wie hier die Clubmitglieder die Kina (das ist die lokale Währung) ausgeben. Denn was hier ein Mittagessen kostet, ist oft ihr Arbeitslohn für eine Woche. Und zu Haus im Dorf wartet vielleicht noch eine große Familie, dass ein paar Kina reinkommen. 

Und damit sind wir bei einem der größten Probleme von PNG. Die fehlende Arbeit - und - logisch - die weltrekordverdächtige Kriminalität. Überfälle sind auch am helllichten Tag an der Tagesordnung. Nachts wagt man sich ohnehin nur im verschlossenen Auto auf die Straße. Und die Polizei?  Gute Frage! Als wir eines Abends mit dem Auto vor einer Straßensperre standen, verlangte eine abgerissene Figur, die allenfalls vom Äußeren her in die Abteilung Penner einzuordnen gewesen wäre, nach der drivers license. Keine Uniform, keine Waffen, aber auch gar nichts wies daraufhin, dass diese Person, die hier aus der Dunkelheit gekommen war, ein Polizeibeamter sein sollte.

Bezeichnend ist auch die Geschichte eines neu ernannten Richters, der bei seinem Haus mit vorgehaltener Schusswaffe beraubt wurde. Erleichtert um seine persönliche Habe fuhr er aufgeregt zur Polizei, um Anzeige zu erstatten. Die Zeitung berichtetet, wie es auf der Wache weiterging - rechts!

 

Der Yachtclub hat diesen Umständen, wie jeder Betrieb in PNG, dadurch Rechnung getragen, dass er Dutzende von Sicherheitskräften beschäftigt, die Tag und Nacht den Club bewachen. Die Steganlagen dürfen überdies von Einheimischen nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr betreten werden. Die Folge: Man fühlt sich sicher, so wie im Goldenen Käfig. Aber man rümpfe nicht die Nase. Es ist mit jedem Wachmann mehr ein Arbeitsplatz mehr. 

Wie es ist, wenn keine Arbeit da ist, kann man leicht ersehen, wenn man beim Club unter die Sicherheitsschranken hindurch nur auf die andere Straßenseite geht. Am Straßenrand sitzen Dutzende von "Locals" und warten Betelnuss kauend auf bessere Zeiten oder eben bis ein Passant vorbeikommt, der zu erleichtern ist.

 

Trotzdem: Viele Clubmitglieder behaupten, ihr Club sei der beste Yachtclub im Südpazifik. Und damit haben sie recht, ohne wenn und aber!

Einen großen Anteil am guten Ruf, den der Club unter Blauwasserseglern genießt hat Brian Hull. Er, Bürger von PNG hat ein erfolgreiches Immobilienbüro, das er mit strenger Hand leitet - zur offensichtlichen Zufriedenheit seiner dunklen Angestellten. Manchmal aber hat man das Gefühl, er benutze sein Großbüro in erster Linie zur Betreuung der Besucheryachten. So ist selbstverständlich auf seinem Schreibtisch (und im Auto) eine UKW-Anlage installiert, sodass er immer den Schiffsverkehr mithören kann und somit so ziemlich als erster informiert ist, wenn sich eine Besucheryacht dem Club nähert. 

Dann ist sich Brian nicht zu schade, die Besucher über PNG, oder über den Club zu informieren, seine "national" Bootsjungen - er nennt sie seine "Söhne" - und behandelt  sie auch so - als Hilfskräfte bei Arbeiten an den Besucheryachten anzubieten (wenn man sich keinen anderen Jungen für drei Euro pro Tag nimmt) oder aber die Besucher zur Botschaft zu fahren und so fort. 

Brian, der erfolgreiche Immobilienmakler lebt, wo sonst, auf seiner Yacht im Clubhafen, einer 30 Jahre alten holländischen Banjer. Und Brian weiß, von was er spricht, wenn er die Besucher berät. Er selbst hat auch schon 60000 Meilen auf dem Buckel. Brian genießt einen legendären Ruf, der   SSCA (Seven Seas Cruising Association) im fernen Amerika hat ihn - ehrenvoll - zum "Station of the month" ernannt.

Selten haben wir uns so gut in einem Yachthafen gefühlt wir hier. Da mag auch das Klima eine Rolle spielen, denn, jedenfalls jetzt im Winter, ist der Passat voll ausgebildet und so pfeift es meist mit mehr als 25 Knoten. Man sagt, hier vor der Torresstraße würde der stärkste Passat der Welt herrschen. Allerdings: Eines vormittags kamen dunkle Wolken über den Berg gezogen und bald darauf begann es zu nieseln. "Eigentlich regnet es nie um diese Jahreszeit, Du brauchst die Luken nicht zu schließen", meinte Rolf. Aus den Tropfen wurden bald Ströme und dabei blieb es für eine ganze Woche lang. Zum ersten Mal stellte Karl in seinem Auto fest, dass es eine Heizung hatte, denn diese fächelte plötzlich warme Luft ins Auto, weil Karl den Thermostaten auf 27 Grad gestellt hatte.

Ohne Flugzeug kommt man in Neuguinea nicht weit. Zwar ist es größer als Deutschland, doch ist das Straßennetz so kurz, dass man mit einem normalen PKW keine hundert Kilometer "ins Landesinnere" fahren könnte. Einfach, weil keine Straße mehr da ist. Nur endlose Landschaft. Übrigens mit Bergen, die die Alpen überragen würden. Der größte ist über 4000 Meter hoch und hat, so ist nun mal die unselige Vergangenheit Neuguineas, den Namen eines namhaften deutschen Souveräns: Mount Wilhelm. Ernst Lohberger, gebürtiger Salzburger, der hier ein Yachtzubehör-Geschäft betreibt, . hatte in Neuguinea den höchsten Berg übrigens schon bestiegen. "Als zweiter, nach Heinrich Harrer", wie er mit leichter Übertreibung berichtete. Es seien nur 80 Kilometer Anmarsch, das sei etwas schwierig. 80 Kilometer durch diesen Busch! Lohberger scheint übrigens das zu sein, was in seiner früheren Heimat "a wuider Hund" genannt wird. Vor einem Jahrzehnt ist er und eine Gruppe anderer mit einem Trimaran ins Barriereriff gesegelt, wobei das Sperrholzschiff prompt auf dem Riff zerschellte. Sie hätten sich ein Floß gebaut, von dem sie dann nach 10 Tagen gerettet wurden. Wegen Wassermangel sei aber der Skipper schon nach vier Tagen verrückt geworden. Südseegeschichten!

 

Das wenig erschlossene Festland von Guinea ist sicher dafür verantwortlich, dass es, kaum vorstellbar, 800 verschiedene Dialekte gibt - bei weniger als 5 Millionen Einwohnern. Noch in der deutschen Kolonialzeit hat dies zu einer künstlichen Sprache geführt, zu Pidgin-English, in dem sich auch deutsche Worte eingenistet haben, so zum Beispiel "raus" oder "Hinterland".

Manche Dörfer sind so abgeschieden, dass ein mehrtägiger Geländemarsch notwendig ist, um auf einen Bus zu treffen. Umso verwunderlicher ist es bei dieser Verkehrsarmut, dass es Dörfer gibt, deren Bevölkerung zu zwei Drittel mit Geschlechtskrankheiten infiziert ist. AIDS ist eines der ganz großen Probleme in der Bevölkerung. Man sagt, dass die nächste Generation hier an AIDS verlorengeht und die jetztige an der Kriminalität. Eine der wenigen Maßnahmen gegen dieses Grundübel war die Errichtung von zwei Schrankenanlagen nebst Wachmannhäuschen an den beiden Straßeneinfahrten nach Port Moresby. Wie diese kostspielige Maßnahme die Rascals abhalten soll, in die Stadt zu kommen, ist wohl das Geheimnis dessen, der finanziell an diesen Straßensperren beteiligt war. Sie sind wieder verschwunden.

Es ist ein Jammer, ein solch schönes Land mit seinen letztlich herzensguten Bewohnern in solchen Niederungen zu sehen. Dabei ist PNG eigentlich reich, vor allem an Bodenschätzen. Kupfer und Zinn, Nickel, ja Gold wird in größeren Mengen gefördert, ebenso wie Erdöl. Wohin fließt dieser Reichtum? Wer ist schuld an dieser Misere: Jeder hier gibt nur eine Antwort: "Die Politiker!".

Ein Höhepunkt unseres Aufenthalts war ein Ausflug in Karls mächtigem Gerländeauto. Soweit halt die Straßen befahrbar waren. Und so schaukelten Karl und seine charmante Freundin Anna, Carla und ich über die Schlaglöcher. Karl hatte seine österreichische Glock-Pistole griffbereit unter die Armstütze gelegt: "Man weiß hier nie..." So ein Ding kostet hier 1000 Kina (500 Euro) ohne Waffenschein. "Mit" bis zu 20000 Kina. Waffenscheine sind hier nämlich übertragbar. Bestimmt nicht sehr sinnvoll, um die Kriminalität zu kontrollieren.

Guinea hat ja den Ruf, zu Recht oder nicht ist hier keine Frage, dass zahlreiche seiner früheren Einwohner Kannibalen waren. Man könnte über diese unzivilisierten Menschen die Nase rümpfen, wenn nicht die so genannten zivilisierten Nationen hier demonstriert hätten, wie man Menschen umbringt. Hier in Neuguinea finden sich blutgetränkte Schlachtfelder.

 

Nach ein paar Kilometern Fahrt hielt Karl an und führte uns zu einer schönen parkähnlichen Anlage. Dem Soldatenfriedhof, "gefüllt" mit einigen tausend Australischen Gefallenen. Als im zweiten Weltkrieg die Japaner von Norden über die Berge kommend, auf dem sogenannten Kokoda-Trail Port Moresby erobern wollten, stellten sich ihnen die Männer von Neuguinea und Australische Truppen entgegen. Es floss viel Blut, aber schließlich wurde der Eroberungsdrang der Japaner gestoppt. 

Den Australischen Soldaten wurde hier ein ehrendes Denkmal geschaffen, unterhalten immer noch von den Australiern und bewacht von freundlichen Einheimischen in "Security"-Uniformen. Den Vornamen des Fahrers möchte der Wachtmann wissen, und schon winkt er uns weiter zu den exakt ausgerichteten Gräbern. Viele hundert Grabsteine tragen die gleiche Inschrift. Statt eines Namens steht da geschrieben "known to God", also "unbekannt". Selten wurde mir Vergänglichkeit so augenscheinlich vorgeführt.

Von den japanischen Soldaten, die unter unvorstellbaren Mühen sich und das Kriegszeug über die unwegsamen Bergkämme des Hinterlandes über den Kokoda-Trail herangeschleppt hatten, verloren dreimal soviel ihr Leben. 12000 Japaner wollten Port Moresby erobern. Keine 2000 überlebten. Ich frage Karl nach deren Gräbern. Er weiß es nicht und weist auf die unvorstellbare Grausamkeit der Kaisertreuen hin.

Ein paar Kilometer weiter zeigte uns Karl eine fast verfallene Blelchruine. Mit einer interessanten Vergangenheit. Hier wollte ein unternehmungslustiger amerikanischer Abenteurer sein Glück machen und ausgerechnet nach Zinn suchen. Aber sein Minenbetrieb brachte ihm nicht das ersehnte Vermögen und so gab er auf und zog wieder nach Hause. Dort ging er als einer der größten Abenteurer und Seehelden in die Geschichte ein, jedenfalls in die Filmgeschichte Hollywoods. Sein Künstlername lautete Errol Flinn. Das ganz kleine Geld nur machen in Neuguinea unter den Einheimischen nur ein paar Künstler, die ihre Schnitzarbeiten auf dem Markt anbieten. Und wenn man Glück hat, haben sie gerade ein wenig Ebenholz übrig für ihre Künste.

 

Eine eindrucksvolle Landschaft erleben wir da. Nicht viel erinnert an die üblichen Südseeklischees, also "Palmen und Sandstrände" (wobei es letztere ohnehin kaum gibt). Wir erreichten ein kleines Dorf. Unter einem Baum sitzen vielleicht 5 Familien und bieten ein paar Früchte an. Eine freundliche Frau verlangt für fünf Lemonen 100 Toea, einen Kina (25 Cent). Als wir drei Handvoll Lemonen kaufen, strahlt sie und gibt uns eine weitere Handvoll dazu. "Plastic bag?" Ja, sie kramt in ihrer Tasche und findet tatsächlich ein verhuzzeltes Etwas, das sich als eine vergammelte Tüte entpuppt.

Wir fahren weiter. Karl erzählt von seiner Anfangszeit hier. Wie hart er arbeiten musste, um hier hoch zu kommen. "Das Geld fällt hier nicht von den Bäumen herunter", schimpft er, wenn die Rede auf den Vorwurf kommt, die Weißen würden das Land hier ausplündern. "Wer hat denn hier 50 Arbeitsplätze geschaffen? Und wer hat hier Millionen Steuern eingezahlt?" und zornig fügt er hinzu: "...die dann allerdings in den Taschen von Politikern verschwinden..." Karl redet sich leicht in Rage. Aber er hat auch was zu erzählen. Und er hat was geleistet. Nach seiner ersten Ankunft hier ist er nochmals losgesegelt. Um die ganze Welt und ist dabei so schwierige Plätze wie Pitcairn und die Osterinsel angelaufen. Jetzt wird er wieder weitersegeln und bastelt schon munter an seiner Bavaria, die am Clubsteg B abfahrtbereit liegt." Sonst wird man zu alt für sowas." Hat er sich verdient!

Unsere Tage in diesem herrlichen Club mit seinen herzlichen Menschen nähern sich dem Ende. Das Wasser in diesem heimeligen Hafen ist so klar, dass es fast Spaß gemacht hat, das Unterwasserschiff stundenlang zu schrubben. Übers Satellitenfernsehen (Steganschluss!) konnten wir die Rekordfahrten vom einzigen wirklichen deutschen Superstar Schumi erleben, jeden Donnerstag auf dem australischen Fernsehen Rex beim Ermitteln zusehen (in wienerisch mit englischen Untertiteln) und während der Woche Dauerregen Wimbledon miterleben. Auch das braucht der Mensch. Nicht nur segeln! Aber heut juckts schon wieder in den inzwischen verheilten Fingern.

 

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