Das wegen seiner Kriminalität berüchtigte
Neu-Guinea mit seiner Hauptstadt Port Moresby war ein Volltreffer. Aber damit
ist leider der Segeltörn der THALASSA durch den Pazifik zu Ende. Ein neuer
Ozean wartet,..
Juli 2004 - Abschied
von der Südsee durchs Nadelöhr in den Indic
Dieser Abschied fiel uns schwer. Selten hat uns(!)
ein Platz so gut gefallen wie der Royal Papua Yacht Club in Port Moresby.
Zunächst schien es so, als ob sich alles etwas hinziehen würde, der Zoll ließ
wissen, er könne nicht kommen, man habe kein Auto!
Aber dann erschien der freundliche Mann vom Zoll
mit einer abgegriffenen Aktentasche doch noch. Wann immer er lachte, und das tat
er oft, blitzten seine schneeweißen Zähne aus dem feuerroten Zahnfleisch. Die
Leute von PNG waren entweder nicht eitel, oder die Sucht nach den Bethelnüssen
war größer.
Kurz bevor wir ablegen wollten, kam eine andere
deutsche Yacht zur Hafeneinfahrt rein. "Da habt Ihr Glück, der Zoll ist
gerade bei uns. soll ich ihn rüberschicken", meinte ich. Aber der Skipper
winkte ab: "Wir wissen nicht, ob wir bleiben, man hört so viele Schlechtes
über PNG!"
"Bleibt mal, das ist ein Superplatz; Ihr seid
die vierte Besucheryacht in sechs Wochen!"
Als Blauwassersegler beziehst Du ja eigentlich alle
Informationen von anderen Seglern. Über die TO-Mitteilungen. über die
SSCA-Bulletins und vor allem übers Internet und Radio. Selbstverständlich
handelt es sich hierbei immer um Einzelerfahrungen. Und Gutes muss nicht immer
der nächsten Yacht ebenfalls widerfahren - und umgekehrt. Was mir aber nicht
gefällt, ist, wenn Yachtsleute die Erfahrungen anderer in Frage stellen, nur,
weil sie es anders erlebt oder mit anderen Augen gesehen haben. Wenn es auf
einem Platz zu Überfällen gekommen ist, dann werden doch diese Tatsachen nicht
in Frage gestellt, wenn die nächste Yacht aus welchen Gründen auch immer
ungeschoren blieb. "Ich weiß nicht, was die haben, wir sind nicht
ausgeraubt worden!" Schön für sie, aber an den Fakten ändert es nichts.
Die
Fakten in Port Moresby sind: Es kommt täglich zu Überfällen, aber der
Yachtclub ist sicher, weil bestens bewacht und die Menschen, die dort Ihr
kümmerliches Brot verdienen, ehrlich und menschenfreundlich sind. So wie selten
woanders! Die Versorgungsmöglichkeiten sind gut und der Yachtclub ist einer der
besten der Welt.
Vor uns lag die Torresstraße. Einst, zu den
GPS-losen Zeiten war dieses Gebiet nautisch der Höhepunkt einer Weltumsegelung.
Es galt, ein winziges Inselchen, ein besseres Sandkorn, an der Einfahrt zur
Schifffahrtsstraße zu finden. Mit Hilfe der Gestirne. Seit eh steht auf Bramble
Cay ein Leuchtfeuer mit 11 sm Tragweite. Und nur, wenn Du das nach 200 Meilen
gefunden hast, konntest Du guten Gewissens in die Torresstraße einfahren. Denn
ohne festen Standort dort auf Verdacht in das Inselgewirr einzulaufen, war
selbstmörderisch. Unser Freund Claess endete so auf einem Riff.
Eine kleine Episode von damals: Es war die Zeit,
als die ersten Quarzuhren aufkamen, viel genauer als unsere Automatikuhren am
Armband. Einer meiner Funkfreunde baute eine für mich -
zigarrenkistengroß. Sie war genau, leider brauchte sie so viel Strom, dass wir
die halbe Strecke von Port Moresby motorten, um die genaue Zeit
"mitzunehmen" Tatsächlich erreichten wir punktgenau Bramble Cay mit
dem ersten Morgenlicht.
Mit dem GPS schaust Du erst gar nicht nach dem
Sandkorn, denn auf eine Meile ist es allemal genau. Aber, wenn wir glaubten,
dank GPS würde es ein Spaziergang werden, so hatten wir uns gründlich
getäuscht. Die beiden stressigsten Tage lagen vor uns.
Zunächst wars gemütlich. Der Passat hatte eine
Ruhepause eingelegt und blies nur noch mit 15 Knoten. Aber als wir das
Inselgewirr ereicht hatten, bezog sich der Himmel und der Wind briste mit 30
Knoten auf. Dann wurde es nachts und damit stockfinster, sodass sich die
zahlreichen Leuchtfeuer mit den Lichtern des dichten Schiffsverkehrs mischten
und bei weitem die Situation nicht so übersichtlich zeigte wie die
elektronische Seekarte. Was für ziemliche Nervosität sorgte. Selten hab ich
mich nach dem Tageslicht so gesehnt, als in dieser Nacht. Dann wurde der starke
Wind vorlicher. Kein Gedanke daran, bei diesen konfusen Verhältnissen das Groß
zu setzen. Stattdessen half eine Maschine, den Kurs zur nächsten Huk so gerade
eben zu halten. Ein Vorteil vom Kat ist es ja, dass man nicht Gefahr läuft,
eine Maschine wegen Lage sauer zu fahren.
Der zweite Tag war freundlicher und bald standen
wir vor der Frage, als Ausfahrt den für Yachten üblichen Weg um Thursday
Island zu nehmen oder die Prince of Wales Entrance, die von der Großschiffahrt
bevorzugt wird. In diesem Moment stand achteraus, keine 100 Fuß hoch, ein
Hubschrauber mit dem roten Band "CUSTOMS".
"We do not intend to stop in Australia!"
Mit dieser Auskunft über Kanal 14 war man zufrieden, nachdem man unseren
Schiffsnamen mit dem Email, das ich an die Behörden nach Vorschrift 48 Stunden
zuvor abgeschickt hatte, verglichen hatte. Ja, der Schiffsverkehr voraus sei
erheblich!
Australien bewacht seine Grenzen lückenlos. Die
Angst vor Wirtschaftsflüchtlingen ist groß, und so kommen auch die Yachten in
den "Genuss" dieser Überwachung - was ja auch Vorteile im Hinblick
auf die Sicherheit hat.
Vor "Overfalls" warnte das Handbuch in
der Prince of Wales Entrance. Einen entgegenkommenden Stückgut-Frachter preite
ich auf Kanal 16. Ja, die Strömung sei fünf Knoten, aber seewärts. Und damit
harmlos. So wurden wir in den Indischen Ozean gespült, der dort noch
Carpentheria Golf, beziehungsweise Arafura-See heißt.
Die
Arafura-See ist reich an Flauten - sagt die Statistik. Der starke Passat stand
jedoch durch und so blieben wir bei unserer Standardbeseglung: Genua oder
Spinnaker. Die Etmale in den ersten Tagen lagen alle unter 150 Meilen, also das
Übliche auf Blauwasserfahrten, gleichgültig ob Kat oder Mono. Ein bisschen
genierte ich mich, als ich auf Kurzwelle Norbert von der HARLEKIN
(derzeit noch in Australien) traf und ihm "gestand", dass wir das
Groß jetzt schon fast ein ganzes Jahr lang nicht mehr abgedeckt hatten. So
lange schon war es überflüssig. Aber Norbert bestätigte diese Erfahrung auch
für seinen Katamaran und murmelte etwas von "mühsam" und
"Sonnensegel abbauen" und so. So sieht Langfahrtsegeln eben in der
Praxis aus und so weichen dann die Träume von einer rassigen Yacht mit tollen
Am-Wind-Eigenschaften den Realitäten.
Aber
trotzdem waren wir froh, bei dieser rolligen See, auf einem Katamaran zu sitzen.
Besonders gut war es uns zwar die ersten Tage auch nicht, aber es ist schon ein
großer Unterschied, ob Du den Tisch richtig mit Gläsern und so decken kannst
oder aber ein Mono derart rollt, dass nichts auf dem Tisch stehen bleibt.
Jetzt sind es noch runde 500 Meilen bis zur
Ost-Spitze von Timor. Der Wind, toi, toi, toi ist noch nicht eingeschlafen, der
Parasailor beschert uns täglich über hundert Meilen und der Mond ist im
Wachsen - wichtig für die Laune während der endlosen Nachtwachen. Dann wollen
wir im Norden von Timor nach Westen und dann in den Norden von Flores. Das
Cruising Permit und das Visum für Indonesien hatten wir und per Email in Port
Moresby - wiederum gegen harte Dollars (das kommt leider sehr in Mode) besorgt.
Gutes hatten wir von Indonesien und seinen Menschen gehört, aber das wollten
wir selbst erleben.
zur
Home-Page
Page by Bobby Schenk
E-Mail: mail@bobbyschenk.de
URL of this Page is: https://www.bobbyschenk.de/n000/spac25.html
Impressum und Datenschutzerklärung