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Drei ganz verschiedene Yachten im Langzeit-Vergleich


Lehren aus dem Rückblick auf die Yachten der Schenks

von Bobby Schenk

Im Laufe eines Seglerlebens habe ich neben anderen ausgedehnten Törns (u.a. quer durch die Südsee) mehrere längere Törns mit jeweils grundsätzlich verschiedenen Yachten gesegelt. Darunter waren eine Weltumsegelung mit einem Kunststoffschiff, ein vier Jahre langer Törn in die Südsee mit Rückreise durch die brüllenden Vierziger um Kap Hoorn und nach einem Stopp Weitersegeln direkt ins Mittelmeer (72 Tage) mit einer 15-Meter-langen Stahlyacht sowie eine 10 Jahre dauernde Reise unter Segeln von Frankreich nach Thailand mit einem Katamaran. Aus damaliger Sicht waren das durchaus jeweils zeitgemäß geeignete Schiffstypen..

Aber wie kann man aus heutiger Sicht die drei so verschiedenen Yachten beurteilen?

1) Weltumsegelung 1969 bis 1974 mit einer 34 Fuß langen Kunststoffyacht vom Typ Fähnrich 34



Ja, so haben sich die Zeiten geändert! Dieses genau 10,30 Meter lange Schiffchen galt damals als die größtmögliche Kunststoffyacht. Man sagt so schön nach einer Weltumsegelung (u.a. um das Kap der Guten Hoffnung), dass man über eine Yacht, die vor allem für die damalige Zeit doch eine besondere Leistung vollbracht hatte, eigentlich nichts Negatives vorbringen kann. Aber in der heutigen Zeit hat man schon einen ganz anderen Überblick und ja, auch eine erheblich reichere Erfahrung, so dass der Blickwinkel sich deutlich verschoben hat.

Der damals neuartige Bootsbaustoff aus GfK hat sich in jeder Hinsicht bewährt. Für die gefürchtete "Blister-Desease", wie man vor einigen Jahrzehnten die Osmose noch bezeichnet hat, hat die Yacht während der vierjährigen Weltumsegelung das hierzu notwendige fortgeschrittene Lebensalter nicht erreicht. Probleme mit dem Kunststoff traten auch ansonsten nicht nennenswert auf.

a) Segeleigenschaften

Die Segeleigenschaften empfanden wir damals als durchaus o.k. Die THALASSA erreichte ein Spitzenetmal von 169 Seemeilen, was in der Praxis - den geschätzten Schiebestrom mit einkalkuliert - auf eine Durchschnittsgeschwindigkeit von immerhin 6 Knoten schließen lässt, durchaus ein Wert, den man auch heute noch für eine behäbige, mit zwei Mann besetzte kleine Fahrtenyacht als normal bis beachtlich bezeichnen kann.

Rollfocks oder gar Rollgroß waren damals noch unbekannt, die zahlreichen Vor-Segel mussten also mit Stagreitern den verschiedenen Windverhältnissen angepasst werden, was meist einen langen und daher auch nicht ungefährlichen Aufenthalt auf dem Vorschiff der in der Ozeandünung heftig stampfenden und rollenden Yacht kostete.

b) Navigation und sonstige Elektronik

Elektronik, die das Segeln erleichtert hätte, zum Beispiel Windanzeiger oder fortlaufend funktionierende Speedometer, gab es noch nicht beziehungsweise war zu teuer. Navigation fand ausschließlich per Sextant mit Tafeln statt, womit auch enge Riffeinfahrten gefunden werden konnten. Der an Bord befindliche Funkpeiler wurde wegen fehlender Seefunkfeuer und mangelnder Reichweite praktisch nie eingesetzt. Dass auch nicht ein einziges Mal trotz dieser für heutiger Sicht armseligen Ausrüstung Unklarheit über den Standort geherrscht hat, war in der damaligen Zeit nicht der Erwähnung wert.

c) Die elektrische Ausrüstung

beschränkte sich auf eine Wasserpumpe, ein paar Lese-Neonlampen und einen Kühlschrank, der nur als Stauraum benutzt werden konnte, weil der erforderliche, mit Bordmitteln erzeugte Storm bei weitem nicht ausreichte, um ihn auch nur gelegentlich zu betreiben.

THALASSA führte auch elektrische Positionslaternen (12Volt), die aber mit ihren Heizbirnen so viel Strom verbrauchten, dass sie nur bei Bedarf eingeschalten wurden, was natürlich durchgehende Wachsamkeit erforderte. Manchmal behalfen wir uns auch mit einer riesigen Petroleumlampe, deren Docht so alle paar Stunden gewartet werden musste. Gekocht wurde ebenfalls mit Petroleum, was, soviel sei vorweggenommen, der Qualität der Küche von Karla keinen Abbruch tat.

Gesteuert wurde, außer bei Hafenein-und Ausfahrten, regelmäßig mit einer gerade aufgekommenen Windfahne von Hasler. Die Automatik wurde ganz selten von der Pinnensteuerung abgelöst, einmal, weil sich ein Hai in das Hilfsruder der Hasler-Anlage verbissen und dieses abgebrochen hatte.

d) der Wohnkommfort

Wesentlich trug hierzu bei die für die Schiffslänge doch erhebliche Breite von vollen drei Metern. Damit waren wir voll zufrieden, wenn wir auch eine "Kuchenbude" (Klappverdeck) und ein Sonnensegel im Hafen oder am Ankerplatz für unerlässlich erachteten. Der Schiffsunterhalt bereitete dank des damals neuen Boots-Baustoffs keinerlei Problem.

2) mit THALASSA II nach Tahiti und auf der Moitessier-Route zurück (1979 bis 1983).



a) Segeleigenschaften

THALASSA II, eine Suncost 48, war ursprünglich als Ketsch angeboten worden, worauf ich die Werft bat, den Großmast einen Meter weiter achterlicher hinzustellen und den Besan wegzulassen, was die außerordentlich entgegenkommende Werft Noord Nederland auch bereitwillig ausführte. Dass die Yacht mit ihrer Kuttertakelung dann auch in den rauesten Gewässern (offene See vor Kap Hoorn) bequem zu segeln war, habe ich auf die Behäbigkeit des gemäßigten Langkielers zurückgeführt. Rollsegel gab es immer noch nicht, so dass wir zum häufigen Segelwechsel und Arbeiten mit dem steifen Segeltuch plus Stagreitern recht abenteuerlich auf dem breiten Vorschiff herumstolpern und robben mussten. Das beste Etmal war, soweit ich mich erinnere, um die 190 Meilen, wobei selbstverständlich auch da ein starker Schiebestrom setzte. Nicht schlecht für eine schwere Stahlyacht von fast 15 Meter Länge, gesegelt von einer kleinen Zwei-"Mann"-Besatzung.

b) Navigation und sonstige Elektronik

1979 wurde ebenso wie auf der vorangegangenen Weltumsegelung ausschließlich mit den Gestirnen gearbeitet. Omega für Yachten war aus den Kinderschuhen noch nicht raus. Computer oder GPS gab es noch nicht und elektronische Seekarten erst recht nicht. Elektronische Anzeigen (Windmesser, Speedo etc )waren nicht vorhanden. So bewährte sich der präzise Sextant und die folgenden Berechnungen genauso fehlerfrei wie auf der früheren THALASSA.

c) Die elektrische Ausrüstung

Noch immer gab es keine LED-Lampen, aber auf Grund der sehr viel größeren Batterien stand etwas mehr Strom zu Verfügung. Für einen elektrischen Kühlschrank reichte es allerdings immer noch nicht. Gekocht wurde weiter mit Petroleum, selbst als wir auf einer Atlantiküberquerung acht Leute auf dem Schiff waren, mussten wir bezüglich der Qualität der Mahlzeiten keinen Kompromiss eingehen.

Gesteuert wurde die große stählerne Yacht mit ihren rund 20 Tonnen durchgehend von der Nick-Franklin-Windsteueranlage Aries. Auch bei härtestem Wetter, oder fast Flaute musste nicht von Hand die Hydraulik eingreifen.

d) der Wohnkomfort

Die Breite der THALASSA II von vier Meter sechzig erwies sich als Volltreffer, so dass der Wohnkomfort höchst zufriedenstellend ausfiel. Sehr viel trug hierzu eine Tiefkühltruhe bei, die mittels Kompressor an der Maschine betrieben wurde, also ohne Belastung der Batterien. Allerdings handelte es sich hier um ein technisch aufwändiges System, das häufig wegen Störungen ausfiel. Trotzdem, wenn die Truhe funktionierte, hatten wir "Frischfleisch" für eine 8-köpfige Besatzung auf einer Ozeanüberquerung an Bord. Dass die THALASSA II auch in den Tropen "unten" gut bewohnbar war, war dem vollkommenen Fehlen von Teakholz und dem weiß gestrichenen Deck zu verdanken, so war es im Inneren oder in der Koje nie zu heiß. Ebenso wichtig war im Salon der kardanisch gelagerte Tisch, der ebenso wie der, der auf der früheren THALASSA installiert war, unterwegs die Wohnqualität ganz erheblich steigerte.

Der technische Unterhalt dieses Stahlschiffes war zwar nicht gerade zu vernachlässigen, doch wesentlich weniger arbeitsintensiv als erwartet. Das Problem war nicht etwa der sandgestrahlte Rumpf, sondern das Deck, das häufig von bezahlten Kräften nachgemalt werden musste, um hässliche Anrostungen zu beseitigen. Kleine Reparaturen nahm auch Karla mit Sandpapier, Farbtopf und Pinsel vor. Alles in allem ein lästiger, aber irgendwie hingenommener Aufwand!

3) Talassa III - 20 tausend Meilen von Frankreich nach Thailand (1999 bis 2010),

Mit einem Katamaran von 46-Fuß-Länge betraten wir Neuland. Anpassungsschwierigkeiten gab es nicht im Geringsten.

a) Segeleigenschaften

Wir hatten vor allem dank der Rollfock keinerlei Probleme, den Kat zu segeln. Wenn allerdings das Groß gerefft werden musste, war auf das Bimini zu steigen, um mit dem steifen Tuch des für eine Person sehr großen Grossegels fertig zu werden. Eine nicht ungefährliche Turnerei in vier Metern Höhe über dem gurgelnden Heckwasser, zu Abstürzen kam es trotz der heftigen ruckartigen Bewegungen in der aufgewühlten See jedoch nie. Wenden gingen wir allerdings meist aus dem Weg, lieber schifteten wir kontrolliert das Groß, was man auch als Halse bezeichnen könnte. Hafenmanöver waren dank zweier Maschinen ein Kinderspiel.

Das beste Etmal war von den Tuamotus nach Tahiti an die 220 Meilen, alle unter einer elektrischen Steuerung. Für Ausfälle dieser Steuerung, was ein paar Mal vorkam, konnten wir eine Windpilot-Windsteueranlage mit einwandfreier Leistung einsetzen.

b) Navigation und sonstige Elektronik

Das war kein Thema mehr, denn wir benutzten zwar keinen Plotter aber stattdessen einen kleinen einfachen GPS-Empfänger und Papierseekarten. Radar war wie auch auf der THALASSAII eine große Hilfe. Nicht nur wegen Nebel (den es in der Südsee nicht gibt), sondern um andere Schiffe auszumachen.

c) Elektrische Ausrüstung und sonstige Elektronik

Wegen des riesigen Platzangebots konnten wir uns da einiges leisten: Neben einer Waschmaschine (die nur ein einziges Mal benutzt wurde) hatten wir einen Watermaker eingebaut, der, wenn er funktionierte, den Süßwasservorrat mit Dusche und allem Drum und Dran, ohne an Land aufzutanken, zu 100 Prozent übernahm. Unersetzlich, auch wenn er sehr häufig kaputt war und beim Hersteller in den USA repariert werden musste. Ohne eine elektrische Ankerwinde wäre ein befriedigendes, weil sicheres Ankern nicht möglich gewesen. Elektrische Winschen vermissten wir keine Skunde. Ein Generator war, wie bei den vorangegangenen Yachten, nicht installiert.

d) Wohnkomfort Der Kunststoff-Katamaran hatte zwei Duschen, zwei Toiletten und acht Kojen an Bord (wovon nur zwei im Regelfalle benutzt wurden). Die Breite des Schiffes betrug glatte 7 Meter, so dass man zum Wohnkomfort eigentlich nichts hinzufügen braucht. Wir hatten keinen kardanischen Tisch mehr, der wäre absolut überflüssig gewesen, denn immer (ehrlich!) konnte auch bei rauerer See an einem vollgedeckten Tisch mit Gläsern und Flaschen drauf diniert werden.

Das Résumé zu den eingesetzten Yachten dieser drei Segelreisen?

Bei der Frage nach dem Résumé gibt es nur eine knappe, aber präzise Antwort, und die lautet: "Alles zu seiner Zeit"

Vorweg: alle drei Yachten haben ihren Zweck voll erfüllt.

Unsere Weltumsegelung war insgesamt eine recht sportliche Unternehmung. Die uns allerdings mit meinen 30 Lebensjahren keineswegs überfordert hat; aber heute, ein "paar" Jahrzehnte später, würde ich mir (und uns) das nicht mehr antun. Wenn ich allein an unsere damaligen engen Kojen bei der üblicherweise in den Tropen herrschenden Temperaturen bis zu 35 Grad, ohne mehrere Wochen vom Schiff runterzukommen, denke, ist mir nicht ganz wohl. Ein Leben unter diesen Bedingungen ohne Süßwasserdusche und Kühlschrank würde ich mir heute nicht mehr auferlegen wollen.

Und da gibt es noch einen Punkt, der mir - rückblickend auf unsere erste THALASSA - Unbehagen bereitet, und das war ihr geringer Ballastanteil. Wann immer wir ab 20 Knoten Wind hatten, legte sich das ansonsten hervorragende Segelschiff mit schon ganz moderater Besegelung energisch auf die Backe. Wenn wir mit anderen Yachten in Sichtweite segelten, war unsere THALASSA immer der schrägste Vogel. Zu einem größeren Problem ist es wegen rechtzeitigen Beidrehens nie gekommen, aber richtig gut fühlten wir uns schon damals nicht. Obwohl ich, naiv in meiner Anfangszeit, glaubte, das gehöre sich so, denn die "da oben an der Ostseeküste" (wo die Yacht bei Muffler gebaut wurde) müssten das mit der Dimension des Ballastes eigentlich schon wissen.

Thalassa II war, wenn man alles (auch den Anschaffungspreis) berücksichtigt, wohl mein Lieblingsschiff - in jeder Beziehung. Wir fühlten uns unterwegs absolut sicher, auch in den stürmischen Breiten. Wir hatten immer das Gefühl der Unverletzlichkeit, selbst beim Gedanken an einen Mastbruch konnten wir uns auf der stähleren Yacht nicht vorstellen, dass wir in echte Lebensgefahr geraten würden.

Allerdings hat der spätere Besitzer dieses Schiffes von einem Knockdown (keine Durchkenterung!) während seiner Weltumsegelung vor der Ostküste Südamerikas berichtet. Gut, dass wir das nicht schon damals gewusst haben.

Der Katamaran THALASSA III war unschlagbar, was das Verhalten in der See und den Wohnkomfort betrifft. Allerdings würde ich mit zwei Rümpfen ungern wie die THALASSA II in der offenen See der Roaring Fourties rumskippern, denn Kentern mit einem Fahrtenkatamaran dieser Größe bedeutet Totalverlust.

Zurück zu "Alles zu seiner Zeit": Man muss einmal erlebt haben, wie einfach auf der THALASSA III schon das An-Bord-Kommen war: Ein kleiner Schritt vom Steg auf das ausladende Heck, dann noch zwei Stufen hoch und schon ist man im Cockpit und mit fünf 5 Schritten weiter im Salon, dem Lebensmittelpunkt auf einem Kat. Wenn ich da an THALASSA II denke, wo man zunächst nach oben ins Cockpit steigen musste, um dann eine mehrstufige Treppe nach unten zu steigen (und wieder raufzusteigen), und das wahrscheinlich zwanzig Mal am Tag, wird einem im fortgeschrittenem Alter klar, dass für Karla (etwas älter als ich) das Segelleben auf einem Einrumpf-Schiff ein ganzes Jahrzehnt (!!) kürzer gewesen wäre.



Dass alle drei großen Reisen ohne jegliche Havarie, gefährliche Grundberührung oder sonstigem Schaden durchgezogen werden konnten, war sicher auch ein Verdienst der eingesetzten Yachten. War die Wahl der Yachten Glück? Wahrscheinlich, denn Erfahrungen mit dem jeweiligen Schiff vor dem Kauf waren nicht vorhanden.

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